Forschung 11.07.2008, 19:36 Uhr

Gummi aus Löwenzahn  

wertvoller Gummi, aus dem Autoreifen und Kondome geformt werden können. Ein Zehntel des deutschen Bedarfes an Naturkautschuk ließe sich aus der Pusteblume decken, schätzen Forscher aus Münster.

Neben Kautschuk steckt im Löwenzahn zudem der Zucker Inulin, ein Rohstoff für die Nahrungsmittelindustrie. Als Ballaststoff wird er beispielsweise dem Joghurt zugegeben.

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Aus Inulin können Mikroben aber auch Bioethanol herstellen. Dieser Biosprit für Fahrzeuge ist äußerst gefragt, allerdings nicht unumstritten, weil befürchtet wird, dass er zum Teil auf Kosten der tropischen Regenwälder erzeugt wird. Diese Gefahr bestünde beim heimischen Anbau von Löwenzahn allerdings nicht.

Ein weiterer Vorteil der Wiesenblume: Löwenzahn-Latex löst im Unterschied zu Kautschuk aus dem Gummibaum keine Allergien aus, wie eine estnische Firma nachgewiesen hat. Kondome, Handschuhe und Katheter könnten deshalb aus allergiefreiem Gummi erzeugt werden.

Damit ließe sich eine der häufigsten Berufsallergien vermeiden, die Dutzenden Krankenpflegern, Ärzten und Reinigungskräften den Alltag verleidet. Diesen Nischenmarkt hat Prüfer fürs Erste im Blick.

Besonders reich an Kautschuk ist der russische Löwenzahn Taraxacum kok saghyz aus dem Tian-Shan-Tal in Kasachstan. Er sieht dem heimischen Verwandten zum Verwechseln ähnlich: gelbe Blüte, lange Blätter, etwas stärker gezahnt als die gewöhnliche Pusteblume. Die russische Pflanzenart gedeiht auch hierzulande bestens.

Forscher verschiedener Fraunhofer-Institute, des Julius-Kühn-Institutes in Braunschweig und von zwei Industriepartnern wollen den Löwenzahn nun in einem geplanten Forschungsprojekt auf Marginalflächen anbauen. Diese Flächen liegen derzeit brach, weil sie zu geringe Erträge abwerfen.

In Deutschland gäbe es gut 1 Mio. ha solcher Fluren. 10 000 ha würden ausreichen, um 10 % des deutschen Bedarfes an Naturkautschuk zu decken, versichern die Forscher. „Wir können gewährleisten, dass es zu keiner Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion kommt“, betonte Prüfer.

Noch stehen seine „Löwenzähne“ wohl behütet in Blumentöpfen im Gewächshaus seines Institutes, 600 an der Zahl. Nach der Ernte schicken Prüfers Mitarbeiter die Pflanzen samt Wurzel tief gefroren ans Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ins baden-württembergische Pfinztal. Dort werden sie klein gehackt und die Milch herausgeschleudert.

Aus jeder Pflanze werden so 5 ml Milch gewonnen. Im nächsten Schritt wollen die Technologen aus dem Kautschuk Gummidichtungen oder Miniaturautoreifen bauen, um deren mechanische Eigenschaften zu testen.

Da der Löwenzahnsaft an der Luft rasch eindickt und Gummipfropfen die Pflanzenporen verschließen können, muss allerdings bei der Aufarbeitung mit Chemikalien nachgeholfen werden. Dieses Verfahren ist noch zu aufwendig, um im großen Stil lukrativ zu sein, räumen die Forscher ein.

Prüfer hat deshalb im November ein Verfahren zur Optimierung der Pflanze zum Patent angemeldet. Zusammen mit Christian Schulze-Gronover vom Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und angewandte Ökologie in Aachen züchtet er eine Löwenzahnsorte, aus der die Milch unaufhörlich fließt.

Das Enzym Polyphenoloxidase (PPO) löst das Verdicken des Saftes aus. Indem sie das entsprechende Gen für PPO gentechnisch ausschalteten, erhielten sie einen Löwenzahn, der fortwährend Milch gibt.

„Das wäre 1000-mal billiger und vor allem umweltschonender“, freute sich Prüfer. Der immer blutende Löwenzahn ist allerdings gentechnisch verändert. „Wir können und wollen momentan keinen transgenen Löwenzahn freisetzen. Schließlich ist Löwenzahn ein Unkraut, das überall wächst“, meinte Prüfer.

Deshalb versuchen seine Mitarbeiter derzeit auf konventionellem Weg, einen vergleichbaren, nie versiegenden Löwenzahn zu züchten. Sie lösen dazu im Erbgut der Löwenzahnkeimlinge mit der Chemikalie Ethylmethylsulfonat punktuell Mutationen aus. Aus den Keimlingen suchen die Münsteraner jene heraus, in denen das PPO-Gen deaktiviert ist.

Diese moderne Kombination aus Mutationszüchtung und molekularbiologischer Auswahl wird als Tilling (Targeting Induced Local Lesions in Genomes) bezeichnet. Die Methode ist zwar zeitaufwendiger als die grüne Gentechnik, führt aber nicht zu einer transgenen Saat. Darin liegt für die Forscher der entscheidende Vorteil. Bis die perfekte Kautschuk-Pusteblume auf den Wiesen gedeiht, können allerdings noch einige Jahre vergehen.

SUSANNE DONNER

Ein Beitrag von:

  • Susanne Donner

    Susanne Donner ist studierte Chemikerin und schreibt als Wirtschaftsjournalistin über Technik- und Medizinthemen u.a für die Wirtschaftswoche, GEO, FAZ und ingenieur.de.

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