Gegenschall drückt Auspufflärm
VDI nachrichten, Frankfurt/Main, 14. 9. 07, wop – Lärm macht krank. Den Lärmpegel deutlich senken und einen charakteristischen Sound modulieren kann der Schalldämpfer mit „Active-Silence“-Technologie. Die Entwicklung, die Eberspächer auf der 62. IAA Pkw ausstellt, verringert die Auspuffgeräuschemission deutlich und gibt Ingenieuren Freiraum bei der Soundgestaltung.
Möglich macht das die Gegenschallanlage, die im Testfahrzeug per Knopfdruck eingeschaltet wurde. Sie besteht aus zwei winzigen Mikrofonen an der Auspuffmündung, der Elektronik und zwei Lautsprechern, die in die beiden Endtöpfe eingebaut sind. Wird sie aktiviert, messen die Mikrofone den Lärm und leiten die Signale an einen Chip. Der errechnet unter Berücksichtigung aktueller Motordaten den Gegenlärm. Die in den Endtöpfen integrierten Lautsprecher strahlen ihn dann ab.
Dass sich monotoner Lärm mit Gegenlärm bekämpfen lässt, ist nicht neu. In Kopfhörern für Vielflieger hat sich die Technik bereits bewährt. Doch im Auspuff ist ihr Einsatz ungleich verzwickter: Ein normaler Lautsprecher würde die hohe Feuchtigkeit und Abgastemperaturen von ca. 600 oC nicht lange überstehen. „Deshalb haben wir uns mit unserem Partner intensiv um die Entwicklung eines Speziallautsprechers gekümmert, der deutlich höhere Temperaturen dauerhaft erträgt“, erklärte Krüger. „Gleichzeitig entwickelten wir ein besonderes Konzept, wie der Lautsprecher im Schalldämpfer verbaut wird, um eine besonders hohe Isolation zwischen dem heißen Abgas und dem Lautsprecher zu erreichen.“
Den Mehrkosten für Lautsprecher, Mikrofon und Elektronik stehen laut Krüger handfeste Vorteile gegenüber: Der neue Auspuff baut weniger Gegendruck auf, so dass der Leistungsverlust durch die Abgasanlage geringer ausfällt. Das bedeutet mehr kW oder weniger Kraftstoffverbrauch bei gleicher Leistung. Außerdem schrumpft das Volumen des Endtopfs trotz des Lautsprechers, so dass mehr Platz für den Kofferraum bleibt.
Während Antischall mit den tieffrequenten Motorgeräuschen spielend fertig wird, benötigen herkömmliche Abgasanlagen große Dämpfer mit viel Volumen. Das treibt die Kosten hoch, denn „viel Volumen heißt viel Edelstahl“, erläuterte Krüger. „Die Preise dafür steigen jedes Jahr. Gleichzeitig sollen die Autos leiser werden, so dass noch mehr Dämpfung benötigt wird. Antischall ist für uns ein Ausweg aus dieser Misere.“
Die neuen Abgasanlagen können jedoch mehr, als nur Lärm zu dämpfen: Da sich einzelne Frequenzen gezielt ausschalten lassen, können sie den Auspuffsound des Pkw nach Wunsch verändern. Auf einem kleinen Display veranschaulichte Krüger mögliche Varianten des Sounddesigns: „Limousine ist besonders leise, da ist die maximale Minderung programmiert.“ Der Ingenieur überspringt Coupé und Roadster, aktiviert mit einem Lächeln „Big Block“ und tritt das Gaspedal. Sofort verwandelt sich der Familienkombi akustisch in einen großvolumigen Achtzylinder.
Auf der IAA präsentiert Audi die neue Auspufftechnologie von Eberspächer im A4 Cabrio 3.0 TDI. Sein kraftvoller V6-Turbodiesel (171 kW 450 Nm) sollte auch den passenden Sound mitbringen, so der Gedanke.
Die Technik stehe bald bereit. Krüger: „Wir denken, dass wir ab 2010 eine Serienfertigung beliefern können.“ Zuvor muss der Testwagen noch viele Kilometer zurücklegen. „Die Dauerhaltbarkeit unter den klimatischen Randbedingungen von der Arktis bis in die Wüste ist eine Herausforderung.“
GÜVEN PURTUL/WOP
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