Forschung 06.08.1999, 17:22 Uhr

Die Faszination der „Schwarzen Sonne“

Die totale Sonnenfinsternis am 11. August 1999 gilt als Jahrhundertereignis. Einmal ist es das grandioseste Schauspiel, das die Natur zu bieten hat. Zum zweiten, werden wir länger als ein Menschenleben auf die nächste totale Sonnenfinsternis in Deutschland warten müssen.

Wer behauptet, in Deutschland bereits eine totale Sonnenfinsternis erlebt zu haben, müßte älter sein als 112 Jahre – oder er verwechselt das mit einer der beiden Finsternisse 1954 und 1961, die bei uns aber nur als sehr stark partielle Sonnenfinsternisse zu sehen waren.
Nüchtern physikalisch betrachtet ist eine totale Sonnenfinsternis nur eine spezielle, wenn auch seltene, geometrische Konstellation von Sonne, Mond und Erde: Sie stehen genau auf einer Linie. Doch vom Erlebnis her ist sie viel mehr – und das geht selbst dem nüchternsten Physiker tief unter die Haut.
Es wird tatsächlich sehr finster. Die Planeten werden am Tage sichtbar, ebenso die hellsten Fixsterne. Es wird kälter und die Vögel verstummen. Man wird über eine Stunde lang darauf eingestimmt, während der Mond sich langsam vor die Sonne schiebt.

Wer ungeschützt in die Sonne blickt, riskiert das Augenlicht

In dieser Zeit gerät man leicht in Versuchung, das Herannahen des großen Augenblicks mit auf die Sonne gerichtetem Blick zu beobachten. Schon ein kurzer „Sonnen-Blick“ ist gefährlich. Man sollte auf gar keinen Fall mit ungeschützten Augen in die Sonne schauen, natürlich erst recht nicht mit dem Feldstecher. In den USA erblindeten 1970 bei einer Sonnenfinsternis 145 Menschen.
Auch wenn nur noch eine schmale Sonnensichel übrig ist, strahlt die Sonne hier mit unverminderter Helligkeit und könnte schwere Netzhautschäden verursachen. Man sollte unbedingt dazu eine Schutzbrille benutzen, die jetzt überall in Optiker-Geschäften angeboten werden. Eine andere sichere Möglichkeiten ist ein Schweißerschutzglas. Ein doppeltes schwarzes Dia bietet dagegen keinen sicheren Schutz.
Ein Schweißerschutzglas als Vorsatz macht auch die Sonnenbeobachtung mit dem Feldstecher möglich. Der Sonnenschutz sollte immer vor dem Gerät sein. Dies gilt auch, wenn jemand zusätzlich eine Schutzbrille trägt. Man riskiert, daß die durch das Fernglas fokussierten Sonnenstrahlen ein Loch in die Folie brennen und so direkt ins Auge gelangen.
Man kann die schwindende Sonne auch mit einem Fernglas auf ein weißes Blatt Papier projizieren. Dazu empfiehlt sich ein Stativ. Eine völlig ungefährliche Methode, jedoch nicht unbedingt für die Okulare des Feldstechers, wenn man sie zu lange der konzentrierten Sonnenglut aussetzt.
Sobald jedoch der letzte Sonnenstrahl am Rand erlischt, wenn die totale Verfinsterung begonnen hat, sind keinerlei Schutzmaßnahmen mehr nötig. Den Glorienschein der Korona darf und soll man mit bloßem Auge und sogar mit dem Feldstecher bewundern.
Die Faszination der „Schwarzen Sonne“ erlebt man leider nur in einem etwas über 100 km breiten Streifen, der sich durch Süddeutschland zieht – von Karlsruhe über Stuttgart und München bis Salzburg. Außerhalb davon, etwa in Frankfurt, steht der Mond nicht mittig vor der Sonne. Wir schauen etwas über seinen Nordpol hinweg. Eine schmale Sonnensichel bleibt unbedeckt, es ist eine partielle Sonnenfinsternis.
Doch in ganz Deutschland, nicht nur im süddeutschen Totalitätsstreifen, ist die Finsternis ein sehenswertes Schauspiel. Der Mond läßt überall nur eine so schmale Sichel von der Sonne übrig, daß es dunkel-dämmrig wird. Wie stark, hängt von der Entfernung vom Streifen ab. In Mannheim zum Beispiel hat der Mond 99,7 % der Sonnenfläche verdeckt. In Düsseldorf sind es 95 %, in Bremen und Berlin 90 %.
Kurz nach 11.00 Uhr berührt die Scheibe des Neumondes die Sonnenscheibe an der rechten Seite. Es beginnt die partielle Phase der Finsternis. Die Astronomen sprechen vom „1. Kontakt“. Im Laufe von einer Stunde und fast 20 Minuten wird die Sonne immer kleiner, bis nur noch eine schmale Sichel an der linken Seite übrig ist.

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Kurz vor der totalen Finsternis rast der Mondschatten heran

Ab jetzt sollte man auch nach Westen schauen. Man sieht den Mondschatten wie eine dunkle Wand auf sich zurasen – mit mehr als doppelter Schallgeschwindigkeit. Nun sind es nur noch wenige Sekunden bis zur Totalität.
Die letzten Sonnenstrahlen leuchten durch einige Täler am Mondrand. Es sieht so aus, als ob einige glitzernde Perlen auf einer Schnur um den Mond-rand herumgelegt würden. Dieses Bild gab der Erscheinung auch den Namen Perlschnur-Phänomen.
Sie leuchtet nur einen Augenblick. Dann erlischt der letzte Sonnenstrahl an der linken Mondseite. Im gleichen Moment wird es dunkel, als ob im Naturtheater das Licht ausgeknipst würde („2. Kontakt“).
Schon wenn die letzten Perlen noch durch die Mondtäler blitzen, werden am Rand darüber und darunter die roten Protuberanzen sichtbar, eingebettet in das fahle Licht der Korona. Unmittelbar darauf leuchtet die Korona als geschlossener Ring auf. Die totale Sonnenfinsternis hat begonnen. Die Schwarze Sonne steht zwischen den Sternen am Himmel.
In unmittelbarer Sonnenumgebung findet man die helle Venus und den Merkur. Venus wird meist schon lange vor Eintritt der Totalität sichtbar. Noch mehr wird der Merkur die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Für viele Beobachter es ist das erste Mal in ihrem Leben, daß sie diesen Planeten sehen.
Nach kostbaren zwei Minuten blitzt an der rechten Seite des Mondes der erste Sonnenstrahl auf. Im gleichen Moment wird es wieder hell auf der Erde. Die zweite partielle Phase hat begonnen. Sie dauert eine Stunde und 21 Minuten. Der Mond gibt allmählich die Sonne wieder frei. Die letzte „Delle“ in der Sonnenscheibe verschwindet an der linken Seite. Mond- und Sonnenscheibe sind wieder getrennt: Ende der Sonnenfinsternis.
Vom zweiten Kontakt an, wenn die letzte Perle am Rand der Schwarzen Sonne erlischt, ist die große Zeit für die vielleicht kostbarsten Fotos gekommen, die man in seinem Leben macht. Für diese wenigen Minuten reisen viele Leute um die halbe Erde.
Niemand von uns, der nicht über die Landesgrenzen hinaus verreist, wird solche zwei Minuten wie die am 11. August 1999 noch einmal zu Hause erleben – selbst wenn er älter würde als Methusalem.
WOLFRAM KNAPP
Gefahrloses Vergnügen beim Jahrhundertereignis Sonnenfinsternis: Spezielle Schutzbrillen – erhältlich etwa über Optiker – sind ein guter Augenschutz. Aber auch ein Schweißerglas tut gute Dienste.
Wenn der Mond sich zwischen Sonne und Erde zwängt, huscht sein Schatten mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit über den Planeten hinweg.
In einem etwa 100 km breiten Streifen in Süddeutschland verdunkelt der Mond die Sonne total – für maximal zwei Minuten und 17 Sekunden. Außerhalb des Gebietes totaler Finsternis wird es dunkeldämmrig.

 

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