Kultur 04.03.2005, 18:37 Uhr

Deutsche: Technikaffin, aber auch distanziert kritisch  

VDI nachrichten, Allensbach, 4. 3. 05 – Die Bevölkerung Deutschlands schätzt Alltagstechnologien und ist stolz auf das deutsche technologische Know-how. Sie ist nicht technikfeindlich, aber distanziert gegenüber Großtechnologien. Gleichzeitig wandelt sich das Technikinteresse von der Konstruktion zur reinen Anwendung. Diese Ergebnisse aus Untersuchungen erläutert im Folgenden die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach.

Die Faszination von Computer und Gameboy und die Fähigkeiten, die durch die Beschäftigung mit diesen Technologien trainiert werden, sind gänzlich anderer Natur: Sie fordern und fördern die Reaktionsgeschwindigkeit, sie reizen durch die Fülle der Varianten, die es zu erforschen gilt, sie trainieren Versiertheit in der Nutzung technischer Möglichkeiten. Sie bieten derart viele Anwendungsmöglichkeiten, daß kaum das Bedürfnis entsteht, darüber hinaus neue Möglichkeiten zu ersinnen und auszuprobieren. Sie fördern damit ein Anwendungsinteresse, kein Konstruktionsinteresse. Sie trainieren die Bewegung in einem vorgegebenen Raum, weniger die Kreativität.
Dazu kommt, dass heute verstärkt anwendungsbezogene Technikberufe in hohem Maße mit den klassischen Konstruktionsberufen konkurrieren und dadurch Interesse abziehen – insbesondere, da sie als die neueren, moderneren und damit zukunftsträchtigeren Berufe eingeschätzt werden.
Eine andere Entwicklung, die die besondere deutsche Begabung für die Konstruktion und perfekte Produktion technischer Produkte gefährdet, ist eine erkennbar rückläufige Neigung zu Präzision und Gründlichkeit. Die Fülle der Optionen und Reize beeinträchtigt heute schon bei Kindern erkennbar die Konzentrationsfähigkeit und Neigung, Dingen wirklich auf den Grund zu gehen. Die Unterbewertung von Präzision und Gründlichkeit in weiten Teilen des Bildungswesens verstärkt diese Entwicklung. Auch dies beeinflusst die Chancen, die besondere deutsche Begabung auf dem Bereich der Technikentwicklung und -produktion in die Zukunft zu verlängern.
Ein Land wie die Bundesrepublik, ohne nennenswerte Bodenschätze, mit hohen Arbeitskosten und Ansprüchen kann seine Position auf den Weltmärkten nur mit qualitativ herausragenden, innovativen Produkten verteidigen. Ob dies auch in Zukunft gelingt, gegen eine immer stärkere Konkurrenz aus Ländern, die durchaus hervorragende Fachkräfte aufbieten
können, wird ganz wesentlich davon abhängen, ob wir in Zukunft wieder verstärkt das Konstruktionsinteresse fördern und stärken, die Präzision, die kompromißlose Detailgenauigkeit verteidigen, unser Bildungssystem ernster nehmen als wir dies tun, das ökonomische Gefahrenbewusstsein der Bevölkerung schärfen und die Bedeutung des technologischen Fortschritts und hoher technischer Kompetenz stärker als zukunftsentscheidenden Faktor anerkennen. RENATE KÖCHER

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Die Barrieren und Schwachstellen in den Einstellungsmustern Deutscher zu Technik und Wissenschaft sind vor allem.
– eine ausgesprochene Distanz zu Großtechnologien,.
– eine Unterschätzung ihrer Bedeutung für die Zukunft des Landes,
– Mangel an ökonomischem Gefahrenbewusstsein,
– die Verdrängung des Konstruktionsinteresses durch Anwendungsinteresse –
und die rückläufige Wertschätzung für Präzision und Detailgenauigkeit.

Quelle: Allensbach

Renate Köcher

Studium der Volkswirtschaftslehre, Publizistik und Soziologie in Mainz und München, Diplom in Volkswirtschaftslehre. 1985 Promotion in München zum Dr. rer. pol. mit dem Thema „Berufsethik von deutschen und
britischen Journalisten“. Seit 1977 wissenschaftliche Mitarbeiterin, ab 1988 Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach. Forschungsschwerpunkte: Reform- und Innovationsbereitschaft der Bevölkerung, Akzeptanz neuer Technologien, politische Analysen, Finanzmarktforschung. 2003 Verleihung des Professorentitels durch den
Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg.Mitgliedschaften und Ämter: Aufsichtsrat der Allianz AG, Aufsichtsrat der BASF AG, Aufsichtsrat der MAN AG, Universitätsrat der Uni Mannheim, Innovationsforum Baden-Württemberg, Beraterkreis des Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg.

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