SES Astra und Eutelsat suchen den Datenhimmel
Die beiden größten europäischen Satellitenbetreiber, SES Astra und Eutelsat, müssen sich und ihr Geschäft weiterentwickeln. Das Kernsegment, die Übertragung von TV-Signalen, verspricht langfristig nicht genug Gewinn.
Die Ingenieure von Alcatel Space machten sich die Entscheidung nicht leicht. Doch nach intensiven Prüfungen war klar: Der Satellit Astra 1K kann nach dem fehlgeschlagenen Start am 26. November nicht mehr gerettet, geschweige denn weiter genutzt werden. Am Dienstag wurde 1K über dem Pazifik zum Absturz gebracht und zerstört. Das Wunderwerk der Technik, 5,25 t schwer und ausgerüstet mit 52 Transpondern, war der bisher größte in Europa gebaute kommerzielle Satellit und sollte u. a. die Abdeckung durch SES Astra in Richtung Osteuropa vergrößern.
Es schien, als stünde die Mission 1K von Anfang an unter keinem guten Stern. Immer wieder musste der Start verschoben werden, und als die Proton-Rakete mit der wertvollen Fracht endlich auf dem Weg war, zündete die letzte Triebwerksstufe nicht, 1K verfehlte die vorgesehene Umlaufbahn. Nicht nur für SES Astra, ein Unternehmen der SES Global, ist dies ein harter Schlag. Auch das russische Raumfahrtprogramm kann sich solche Patzer t leisten (s. unten).
Dabei sollte 1K „Maßstäbe setzen“ und wichtige Ziele erfüllen. Neben einer Verstärkung der TV- und Radioübertragung sollten vor allem neue, z. T. interaktive Breitbandanwendungen via Satellit ermöglicht werden. Ein Bereich, der für alle Betreiber an Bedeutung gewinnt.
Zwar wird der Broadcast-Bereich sowohl für SES Astra als auch für den Konkurrenten Eutelsat noch lange erfolgreiches Kerngeschäft bleiben – vor allem der Fernsehempfang via Sat-Receiver gilt als Treiber des digitalen TV-Marktes. Doch die Umwälzungen in der Medienbranche gehen auch an der Satellitenbranche nicht spurlos vorbei. Noch im Oktober sagte SES-Astra-Chef Ferdinand Kayser in München, dass es Überkapazitäten gebe und mit einigen TV-Unternehmen sogar nachverhandelt wurde. Und Eutelsat-Commercial Director Volker Steiner räumte Ende November in Kourou ein, dass der Trend zur Digitalisierung nicht nur positiv zu Buche schlage. Schließlich verringere sich durch die Digitalisierung auch der Bedarf der Sender nach freien Kanälen. Analoge Frequenzen würden nun öfter zurückgegeben, so Steiner.
Neue Dienste müssen also her. Zum einen in Gebieten, in denen die Kommunikationsinfrastrukturen noch nicht voll ausgebaut sind und wo wirtschaftliches Wachstum zu erwarten ist, z. B. in Asien oder Osteuropa. Zum anderen wollen beide Anbieter künftig mit breitbandigen Diensten und Übertragungsleistungen für Unternehmen wachsen, die zum Teil durch den Einsatz von sog. Spotbeams auch flexibel gebucht werden können.
So blieb Volker Steiner in Kourou noch relativ gelassen, als die Ariane 5 mit dem „Hotbird 7“ an Bord zum ersten Starttermin nicht ins All gelangte. Erst im Januar sollen die Dienste der Hotbird 3-Kunden auf Hotbird 7 überführt werden, und dafür würden auch nur 20 der insgesamt 40 Transponder benötigt. Wichtiger war da schon der Start des „W5“ eine Woche zuvor, der auf den asiatischen Markt zielt. Allerdings sind hier noch nicht alle Landerechte geklärt. SIMONE ZELL
Satelliten-ABC
Umlaufbahnen und Frequenzbänder
Satelliten lassen sich in Anwendungs- und Nutzsatelliten (z.B. Fernseh-, Wetter-, Erdbeobachtungs-, Navigations- und Kommunikationssatelliten), wissenschaftliche Satelliten (z.B. Mess- und Forschungssatelliten) und militärische Satelliten unterscheiden. Unterschieden wird zudem nach der Höhe, in der die Satelliten ihre Bahnen ziehen. Die sog. geostationären Satelliten befinden sich dabei in einer Höhe von ca. 35 786 km über dem Äquator und umkreisen die Erde innerhalb eines Tages. Aus diesem Grunde scheinen sie für einen Beobachter immer an der gleichen Stelle über der Erde zu stehen. Der „medium earth orbit“ (MEO) bezeichnet die Region in 8000 bis 20 000 km Höhe. Somit weisen MEO-Satelliten eine geringere Zeitverzögerung von Signalen auf. „Low earth orbit“ (LEO)-Satelliten umkreisen die Erde in Höhen zwischen 400 und 2000 km. Neben den kreisförmigen Umlaufbahnen können Satelliten auch auf elliptischen Bahnen die Erde umkreisen. Die Flughöhe der der Satelliten wird jedoch stets durch die Erdanziehung, den Luftwiderstand und die Geschwindigkeit des Satelliten selbst begrenzt.
Im Bereich des Satellitenfunks gibt es verschiedene Frequenzbänder. So nutzen digitale Satellitenradiosysteme das L- Band (1 Ghz – 2 Ghz) und S-Band (2 Ghz – 4 Ghz). Das C-Band (4 Ghz – 8 Ghz) ist das klassische Frequenzband für die weltweite fixe Satellitenkommunikation über geostationäre Satelliten. Das X-Band (8 Ghz – 12,5 Ghz) ist ausschließlich dem Militär vorbehalten. Das Ku-Band (12,5 Ghz – 18 Ghz) wird weiterhin von den traditionellen geostationären Satellitensystemen zur Signalübertragung von Fernmelde- und Sendediensten verwendet. Die LEO-Breitbandsysteme übertragen ihre Uplink- und Downlink-Signale zwischen dem Nutzer, dem Satelliten und den Gateways im Ku- und Ka-Band. Das Ka-Band (26,5 Ghz – 40 Ghz) wird von den Big-LEO-Schmalbandsystemen für die Verbindung zwischen Satelliten und Gateways benutzt. Es ist das wichtigste Frequenzband für die neuen geostationären Zweiwege-Breitbandsatellitensysteme. Die Wellenlänge liegt zwischen 1 cm und 2 cm, sie sind daher mit kleinen Stabantennen zu empfangen. Zudem ist das Ka-Band-Spektrum weltweit noch eine im Vergleich zum Ku-Band wenig genutzte Ressource. Lizenzen sind daher einfacher zu bekommen. f.a.z./zel
Quelle: Hans d´Orville/Thorsten Peske: Das Handbuch der Satellitenkommunikation
mit freundlicher Genehmigung des F.A.Z. Instituts, Frankfurt
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