Luft- und Raumfahrttechnik 03.09.1999, 17:22 Uhr

Rückkehr der Riesenzigarren

Die Flugzulassung des neuen Zeppelin NT rückt näher. Im kommenden Sommer soll auch der CargoLifter erstmals Tonnenlasten sanft durch die Lüfte befördern.

Bis vor kurzem noch Illusion, bald wieder Normalität: Über dem Bodensee steigen wieder Zeppeline auf. Nachdem der Prototyp des Zeppelins „Neue Technologie“ (NT) fast 300 Flugstunden erfolgreich absolvierte, geht der Aufbau des ersten Serienschiffes zügig vonstatten. „Es soll bis kommenden Januar fertig sein“, erklärt Bernd Sträter, Vorsitzender der Geschäftsführung der Zeppelin Luftschifftechnik GmbH. „Unser dringendstes Ziel ist es, im Herbst 2000 die Musterzulassung zu erreichen.“ 2001 dann sollen die ersten Luftschiffe an europäische Kunden ausgeliefert werden. Für die Tests hat das Luftfahrtbundesamt dem Zeppelin NT bisher nur eine vorläufige Verkehrszulassung erteilt, denn er gilt als neues Fluggerät, für das noch keine Erfahrungen vorliegen.
Im neuen Zeppelin NT finden zwei Piloten und zwölf Passagiere Platz. „Wir rechnen damit, daß wir weltweit 60 bis 100 Stück verkaufen können“, erklärte Dietmar Blasius, Verkaufsmanager für den Zeppelin NT. Zu den potentiellen Kunden zählt er Touristikunternehmen und Werbetreibende, aber auch wissenschaftliche Institutionen, die den Zeppelin als Meßplattform oder als schwebende Relaisstationen für Nachrichtentechnik nutzen. Nicht zuletzt taugt das Luftschiff auch als langsam fahrende Aufnahmezentrale für Film und Fernsehen.
Luftschiffe haben aufgrund ihres Auftriebes durch die Gasmasse im Innern der Hülle eine andere Aerodynamik als Flugzeuge. Der Zeppelin NT ist 75 m lang. Die Hülle faßt 8225 m3, davon 6400 m3 Helium. Das entspricht einem Auftrieb von 6,4 t. Mit jedem Grad Temperaturdifferenz zwischen Heliumfüllung und Außenluft steigt oder fällt der Auftrieb um 30 kg. Das Luftschiff selbst hat eine Gesamtmasse von 8040 kg. Davon entfällt 1 t auf die Hülle, die nur 0,3 mm dick ist und aus einem Mehrschichtlaminat besteht. Die innere Schicht bildet ein reißfestes Polyester mit textilen Verstärkungen. Über dem Polyester liegt eine heliumdichte Folie, das sogenannte Tedlar. Außen ist die Hülle mit einer Titanoxid-Schicht versiegelt, um die Resistenz gegen UV- Strahlung und Alterung zu erhöhen. Die Hülle ist lediglich an drei Längsträgern aus Aluminium-Fachwerk befestigt. Die gesamte Tragstruktur innerhalb des Schiffes wiegt rund 1 t. Die Motorgondel einschließlich der Tanks hängt an einem Querträger aus Kohlefaser, der nur 90 kg auf die Waage bringt. In die Gondel sind zwei Dreiecksträger und Aramidzugstäbe integriert.
Um die Aerodynamik beherrschbar zu machen, fährt der Zeppelin mit Zusatzgewichten. Das bedeutet, daß er sich nur durch den Schub seiner Stellmotoren in der Luft halten kann. Auf diese Weise wird das Fluggerät sicherer in den Manövern und läßt sich leichter steuern. Die Steuerung der Antriebe und der Ruder erfolgt über sogenannte Fly-by-wire-Technik ähnlich wie im Airbus. Der Pilot betätigt die elektronische Motorsteuerung lediglich über einen kleinen Handhebel (Sidestick), vergleichbar einem Joystick bei Computerspielen.
Ab 2001 sollen pro Jahr zwei bis drei Zeppeline die neue Luftschiffwerft am Flugfeld in Friedrichshafen verlassen. Um dieses ehrgeizige Entwicklungsziel zu erreichen, hat die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH in Friedrichshafen die Zahl ihrer Mitarbeiter seit 1994 auf 60 versechsfacht. Die Investitionen werden bis zur Musterzulassung im Jahr 2000 bei 80 Mio. DM liegen.

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Luftige Riesenkräne werden in Berlin montiert

Unterdessen baut auch der zweite deutsche Luftschiffentwickler, die Wiesbadener CargoLifter AG, kräftig aus. Der CargoLifter CL 160, mit 260 m Länge und 65 m Hüllendurchmesser ungleich größer als der Zeppelin NT, soll einmal 160 t Last tragen. Dazu benötigt er ein Gesamtvolumen von rund 550 000 m3 Gasfüllung. Derzeit entsteht in Brand bei Berlin eine große Montagehalle für die luftigen Riesenkräne. Sie kostet 130 Mio DM, 50 % trägt das Land Brandenburg. Bau und Entwicklung des ersten Prototyps kosten rund 240 Mio. DM. Die nötigen Finanzmittel brachte das Unternehmen durch Aktien zusammen. Der Jungfahrt des CL 160 soll am 2. Juli 2000 stattfinden, exakt 100 Jahre nach Graf Zeppelins legendärem Erststart. Ab 2001 werden in Brand pro Jahr vier CargoLifter ausgeliefert. Spätestens 2007 will das Unternehmen Gewinne machen.
HEIKO SCHWARZBURGER
Bietet Platz für zwölf Passagiere: Der neue Zeppelin NT, der ab kommendem Jahr ausgeliefert werden soll.

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