„Unsere Produktstrategie ist langfristig angelegt“
Klare Ziele sind in schwierigen Zeiten nötig. Gegenüber den VDI nachrichten erklärte Frank Lorch, ehemaliger Entwicklungsingenieur und heute Leiter Strategisches Marketing bei Lenze in Hameln, was das für sein Unternehmen bedeutet. VDI nachrichten, Düsseldorf, 3. 4. 09, ciu
Lorch: Unsere Produktstrategie ist langfristig ausgelegt und folgt unserer Unternehmensstrategie. Änderungen sind nicht geplant. Wir werden uns aber sicher noch mehr auf das Wesentliche konzentrieren und dort optimieren, wo Potenzial ist.
Gibt es Auswirkungen auf Ihren Marketingetat 2009 und Ihr Engagement auf der Hannover Messe im April?
Kostensenkende Maßnahmen sind in einer Zeit wie dieser leider unumgänglich, um den Handlungsspielraum des Unternehmens zu sichern. Das betrifft auch unseren Marketingetat – wir werden deshalb in Hannover mit einer reduzierten Standfläche auftreten. Dennoch zeigen wir viele Highlights – von neuen Produkten in der Steuer- und Antriebstechnik bis hin zum Schwerpunktthema Energieeffizienz. Der Stand bietet also viel Anlass für spannende Gespräche mit unseren Besuchern.
Bereuen Sie es im Moment, dass Sie von der Produktentwicklung ins Marketing gewechselt sind?
Nein! Als Entwickler für ServoDrives lag mein Arbeitsschwerpunkt im Bereich der Softwareentwicklung. Als Softwareentwickler im Bereich der Antriebstechnik geht es immer darum, mit begrenzten Hardware-Ressourcen maximale Funktionalität zu erreichen. Dies geht nur mit klar durchdachten Konzepten und Strukturen. Diese Herausforderung habe ich jetzt im strategischen Marketing wieder. Es geht dabei natürlich nicht mehr um Bits und Bytes, sondern um Märkte, Produktprogramm, Vertriebswege, Budget etc.
Sichere Antriebstechnik rückt zunehmend in den Fokus der Anwender. Wo sehen Sie Lenze in diesem Bereich?
Wir haben die integrierte Sicherheit mit unserem Ansatz „Drive-based Safety“ früh vorangetrieben und werden bei ihrer Weiterentwicklung auch in Zukunft ganz vorne mit dabei sein. Der Umsatz in dem Bereich bestätigt unsere Strategie. Dazu kommt, dass Ende 2009 die neue Maschinenrichtlinie in Kraft tritt. Funktionen wie sicher abgeschaltetes Moment sind heute bei allen neuen Lenze-Antriebsreglern verfügbar. Bei den höherwertigen Sicherheitsfunktionen befinden wir uns ebenfalls auf einem guten Weg. Auch hier werden sich antriebsintegrierte Lösungen durchsetzen.
Haben Sie dabei Partner aus der Sicherheitstechnik eingebunden?
Wir haben natürlich Informationen eingeholt und uns von Experten beim Einstieg in die Sicherheitstechnik beraten lassen. Eine Partnerschaft sind wir aber nicht eingegangen, weil wir das als unsere Kernkompetenz betrachten. Gerade was neue Richtlinien angeht, arbeiten wir aber mit anderen Institutionen in entsprechenden Gremien zusammen. Beispielsweise engagieren wir uns aktuell an der Erstellung der Gefährdungsanalyse-Software „Sistema“ von der BGIA.
Ist damit zu rechnen, dass die Nachfrage nach energieeffizienten Antrieben durch sinkende Energiepreise und die Finanzkrise wieder nachlässt?
Nach unserer Einschätzung wird der Trend zur kostenseitigen Lebenszyklusbetrachtung langfristig anhalten. Ich halte ihn sogar für unumkehrbar, weil Ressourcen einfach begrenzt und Umweltbedingungen langfristig zu beachten sind. Der beschaffungsorientierte Markt hat hier jedoch bislang gebremst. Der bloße Blick auf die Anschaffungskosten zieht wirtschaftliche Nachteile mit sich, die sich vermutlich auf Dauer keiner mehr wird leisten können. Neue Normen untermauern den Trend zur Ressourcenschonung, und Technologien dazu sind verfügbar. Der Einsatz von Komponenten mit hohem Wirkungsgrad ist hier ein wichtiger Aspekt. Es gibt jedoch einen Punkt, an dem es wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll ist, den Wirkungsgrad zu steigern. Lenze setzt deshalb gerade auch auf die intelligente Nutzung von Energie: Durch die bedarfsgerechte Dimensionierung und Regelung von Antrieben lassen sich signifikante Einsparungen erzielen. Eine effiziente Nutzung der eingesetzten Energie lässt sich also z. B. erreichen, indem ein Motor der Effizienzklasse eff1 (IE2) über einen Umrichter betrieben wird. Wir sehen im Moment gute Chancen, dass sich das auch durchsetzen wird. Zusätzlich ist es sinnvoll, Energie aus Prozessen wieder zu verwenden, z. B. durch Rückspeiseeinheiten. Zentraler Bestandteil der Lebenszyklusbetrachtung ist also die intelligente Analyse und Auswahl der Antriebslösungen. Für uns als Anbieter bedeutet das die Steigerung der Beratungsleistungen in diesem Bereich. Auch das demonstrieren wir auf der Messe.
Auf Messen dokumentieren Sie Ihre Lösungskompetenz zunehmend spielerisch, z. B. in Form einer Jongliermaschine. Klingt nach „Kinder-Überraschung“ für Technikbegeisterte!
Wir wollen einfach mit unseren attraktiven Produkten ein Erlebnis generieren – die technischen Möglichkeiten und die physikalischen Gesetze, auf denen sie aufbauen, erfahrbar machen. Dabei können wir z. B. die hohe Dynamik und Genauigkeit unserer Antriebe zeigen. Unsere Jongliermaschine beispielsweise setzt unsere Kurvenscheibentechnologie spielerisch in Szene. Den Anstoß dazu gaben übrigens die Kinder eines Kollegen – sie wollten wissen, was ihr Vater bei der Arbeit eigentlich so macht. Die Jongliermaschine zeigt das sehr anschaulich. Aus meiner Erfahrung in der Forschung und Entwicklung kann ich außerdem sagen, dass es zudem eine große Motivation für die beteiligten Mitarbeiter ist, ein solches Demonstrationsmodell funktionstüchtig zu machen.
Welche Schwerpunkte werden Sie in Hannover setzen?
Highlights sind ein neues I/O-System sowie ein Baukasten für Drehstrommotoren in den Effizienzklassen IE1 und IE2. Schwerpunktthemen sind die Sicherheitstechnik und vor allem die Energieeffizienz – hier zeigen wir zum Beispiel, wie schon in der Planungsphase der spätere Energieverbrauch der Komponenten, der Antriebslösung und des Gesamtsystems miteinbezogen werden kann. M. CIUPEK
Ein Beitrag von: