Machinenbau 23.10.2009, 19:43 Uhr

Textilindustrie bekommt „Webtechnik 2.0“  

Heutige Webmaschinen sind klassischen Webstühlen in vielerlei Hinsicht überlegen. Nachdem die Mechanik nahezu an die Grenzen ihrer Belastbarkeit ausgereizt ist, beginnt jetzt das digitale Zeitalter. Statt komplexer Synchronisation über viele Zahnräder übernimmt nun Elektronik die Kontrolle im Prozess. Der Hersteller Lindauer Dornier will damit erfolgreich aus der Krise kommen. VDI nachrichten, Lindau, 23. 10. 09, ciu

Sie gehörte zu den ersten Krisenopfern – und das weit früher als viele andere: die Textilmaschinenindustrie. Die lebensnotwendigen Exportmärkte in Asien brachen bereits Ende 2007 ein und auch die aktuellen Zahlen sehen nicht gut aus: Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) prognostiziert für 2009 einen Rückgang von 40 % für den Umsatz aus deutscher Produktion. Doch für die Zukunft ist man optimistisch: „Es geht wieder nach oben, die Anzahl an Projekten und Auftragseingängen steigt“, sagte Sibylle C. Wenisch vom VDMA-Fachverband Textilmaschinen.

Die Situation bleibe laut Fachverband dennoch schwierig. China entwickelt sich immer stärker zum Exportland. Maschinen, die Kleider- und Möbelstoffe für Massenware produzieren, kommen zunehmend aus Asien. Mit 95 % Exportanteil ist die deutsche Textilmaschinenindustrie aber auch auf Bestellungen aus diesen Volumenmärkten angewiesen.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
embeX GmbH-Firmenlogo
Systemingenieur / Systemarchitekt Embedded Software (m/w/d) embeX GmbH
Airbus-Firmenlogo
Program Certification Engineering (d/m/f) Airbus
Manching Zum Job 
embeX GmbH-Firmenlogo
Gruppenleiter Softwareentwicklung (m/w/d) embeX GmbH
NSM Magnettechnik GmbH-Firmenlogo
Vertriebsingenieur (m/w/d) NSM Magnettechnik GmbH
embeX GmbH-Firmenlogo
Systemingenieur Mechatronik / Leistungselektronik (m/w/d) embeX GmbH
NSM Magnettechnik GmbH-Firmenlogo
SPS-Programmierer / Roboter-Programmierer (m/w/d) NSM Magnettechnik GmbH
NSM Magnettechnik GmbH-Firmenlogo
E-Planer (m/w/d) NSM Magnettechnik GmbH
PEC-Firmenlogo
Service-Ingenieur (m/w/d) PEC
Augsburg Zum Job 
Open Grid Europe GmbH-Firmenlogo
Bauleiter für Rohrleitungsbau (m/w/d) Open Grid Europe GmbH
e:fs TechHub GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Funktionsentwicklung Fahrdynamik Momentenverteilung E³ e:fs TechHub GmbH
Ingolstadt Zum Job 
PEC-Firmenlogo
Verwaltungs- und Rekrutierungsbeauftragte/r PEC
Augsburg Zum Job 
Stadtwerke Augsburg-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Stadtwerke Augsburg
Augsburg Zum Job 
über MINT Solutions GmbH-Firmenlogo
Embedded Linux Senior Software Engineer (m/w/d) über MINT Solutions GmbH
keine Angabe Zum Job 
über MINT Solutions GmbH-Firmenlogo
Senior Data Engineer in Full Remote Anstellung (m/w/d) über MINT Solutions GmbH
Home-Office Zum Job 
ABB AG-Firmenlogo
(Senior) Scientist / Electrical Engineer - Electromechanical Actuation Technologies ABB AG
Ladenburg, Mannheim Zum Job 
über MINT Solutions GmbH-Firmenlogo
Senior Software Engineer Java für innovative Energielösungen (m/w/d) über MINT Solutions GmbH
keine Angabe Zum Job 
TOPAS Advanced Polymers GmbH-Firmenlogo
Verfahrensingenieur/-in (w/m/d) TOPAS Advanced Polymers GmbH
Oberhausen Zum Job 
Stadtwerke Tübingen-Firmenlogo
Junior-Ingenieur (m/w/d) Stromnetz Stadtwerke Tübingen
Tübingen Zum Job 
Rheinbahn AG-Firmenlogo
Projektingenieur*in (w/m/d) Fachgebiet Verkehrsinfrastruktur Rheinbahn AG
Düsseldorf Zum Job 
TOPAS Advanced Polymers GmbH-Firmenlogo
Verfahrensingenieur/-in (w/m/d) TOPAS Advanced Polymers GmbH
Oberhausen Zum Job 

Deutsche und europäische Hersteller profitierten, so Wenisch, vor allem vom Bedarf an Maschinen zur Produktion technischer Textilien. Der Anteil dieser Gewebe an der Gesamttextilproduktion beträgt in Deutschland z. B. rund 50 %. Anwendungen reichen von Glas- oder Carbonfasern für die Flugzeugindustrie über Bautextilien für Betonbewehrung oder Brückenbau bis hin zu Geweben für Airbags oder antimikrobielle Textilien.

„Um aber den steigenden Bedarf an technischen Textilien decken zu können, bedarf es auch einer entsprechend hochqualifizierten Maschinentechnologie. Denn sonst laufen uns die Asiaten den Rang ab“, sagte Michael Ebeling, Geschäftsführer Webmaschinen bei der Lindauer Dornier. Das könnte verheerende Folgen haben: „Dann haben wir auch Mühe, wichtige Abnehmer wie den Flugzeugbau überhaupt langfristig in Europa zu halten“, fügte Ebeling hinzu.

Die Lindauer Dornier hat sich unter anderem mit Webmaschinen für hochwertige Stoffe und technische Textilien weltweit etabliert. Obwohl sie zu den ältesten Maschinen der Menschheit gehören, stellen manche Kennzahlen der „Hightech-Webstühle“ heute sogar Formel-1-Wagen in den Schatten. Denn die hochkomplexen, aus Faserverbundwerkstoff gefertigten Greifer der Dornier-Maschinen erreichen maximale Beschleunigungen von 3400 m/s2. Mit diesem Spezialprodukt behauptet sich das Lindauer Unternehmen erfolgreich im internationalen Wettbewerb.

Als Hersteller für Maschinen, die Stoffe für Designeranzüge weben oder feinste Alpakawolle und Kaschmirseide verarbeiten, hat das Unternehmen einen Weltmarktanteil von 3,5 % bei Greifer-Webmaschinen. Wichtige Exportländer liegen in Asien, aber auch in Italien und in der Türkei.

Lindauer Dornier produziert ausschließlich in Deutschland, was den Wettbewerb mit den Asiaten erschwert. „Es bestehen enorme Preisunterschiede“, erklärte Ebeling. Wichtigster Bestandteil für nachhaltigen Erfolg ist für ihn deshalb „die Innovationsfähigkeit unserer Ingenieure.“ Die hat Tradition: Claude Dornier baute einst das Flugboot „Dornier-Wal“. Sein Sohn Peter – ebenfalls Flugzeugkonstrukteur – gründete 1950 die Lindauer Dornier.

Heute setzen die Dornier-Konstrukteure verstärkt auf mechatronische Lösungen, bei denen Elektronik und Software integriert werden. Sie vereinfachten die Maschinenkomplexität und reduzierten mechanische Komponenten – zum Beispiel bei der Kantenbearbeitung des Gewebes: Der sogenannte Scheibendreher wurde so konstruiert, dass die Scheibe gleichzeitig der Motor ist. Durch den Einsatz zusätzlicher effizienter Softwaremodule verringerte sich die Zahl der Bauteile um 97 % – statt 112 sind nun nur noch vier Teile zu montieren. Dadurch reduzieren sich Verschleiß, Ersatzteilkosten, Reparaturanfälligkeit sowie Personalkosten.

Aber bei der Übertragung von mechanischen Funktionen in Software dürfe man die Qualitätssicherung nicht vergessen: „Bei Zahnrädern misst man zum Beispiel die Rautiefe an den Flanken. Solche Genauigkeit muss heute in den Beurteilungskriterien für Software abgebildet werden“, sagte Ebeling, der die Qualitätssicherung für die Steuerungssoftware bei Lindauer Dornier mit aufgebaut hat. Unterstützt wurde er dabei vom Mechatronikexperten Reiner Stetter, Geschäftsführer von ITQ, München. „Die Webmaschinen der Lindauer Dornier belegen, welchen Innovationssprung Mechatronik selbst bei ausgereifter Maschinentechnik möglich macht“, erklärte Stetter.

Mechatronische Lösungen im Textilmaschinenbau sieht Stetter daher auch als eine extrem wichtige Komponente, um der Konkurrenz aus Asien den entscheidenden Schritt voraus zu sein: „Die qualitätsgeprüften, hochpräzisen ,digitalen Zahnräder“ aus deutscher Produktion helfen, exzellente reale Stoffe zu weben“, lautet sein Fazit. M. KÖMPF

 

Ein Beitrag von:

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.