Rapid X zeigt Prozesskette zum Anfassen
VDI nachrichten, Düsseldorf, 18. 4. 08, kip – Die Digitale Fabrik ist kein Luftschloss, sondern fährt auch bei kleineren und mittleren Unternehmen handfesten Profit ein. Wie das funktioniert, ist Thema der Sonderschau „Rapid X“ in der Halle 17.
Als reiner Kleinserien- und Sonderfertiger gelinge dies dem Unternehmen nur dank der digitalen Produktentwicklung (PLM) über die gesamte Engineering-Kette. „Im Rahmen von Rapid X möchten wir demonstrieren, wie wichtig und vorteilhaft es auch für mittelständische Unternehmen ist, auf die Durchgängigkeit der Daten und der Prozessketten zu achten,“ so Otterbein. Gleichzeitig wolle man die Chance nutzen, mit Hilfe der kompetenten Projektpartner die Prozesskette zu überdenken und bestehende Schwachstellen bzw. Brüche in der Kette ausfindig zu machen und zu eliminieren.
Einen Prozessschritt zeigt beispielsweise die Konstruktion der Werkzeugform aus dem 3-D-Modell mittels Inventor durch E&H Formtechnik und die daraus abgeleitete NC-Programmierung mit Solidcam. Auf dem Bildschirm wird der Verfahrweg des Fräsers simuliert. Der Besucher kann das gefertigte Werkzeug sofort mit den digitalen Modellen vergleichen.
Obschon nahezu jeder Gabelstapler ein Einzelstück ist, zugeschnitten auf die räumlichen Besonderheiten der jeweiligen Lagerhalle, arbeitet Hubtex freilich auch mit Standardbauteilen: Eines davon ist die Fahrerkabine. Deren Design erfolgte bisher meist anhand von Prototypen aus Pappe, mit denen die Beweglichkeit in den Regalen simuliert wurde. Ein weiteres RapidX-Szenario beschreibt den Weg von der Designstudie eines Bedienpults in der Staplerkabine und des integrierten Lenkrades über die 3-D-Modellierung dieser Komponenten bis zum Ergonomietest von Varianten in Virtual Reality. Von der Idee bis zum handgreiflichen Bedienpult und Lenkrad in der Staplerkabine, über die dicke Blechplatte bis zum gebogenen und mit dem Laser geschnittenen Kabinengehäuse entsteht so der fertige Seitenstapler.
Eine Schlüsselrolle spielen dabei Lenkrad, Lenkpult sowie das Hydroaggregat des Staplers. An unterschiedlichen Strängen wird auf der Rapid X die Entwicklung auch dieser Komponenten verdeutlicht: Gotha Design erstellt dafür zum Beispiel mit Hilfe von Autodesk AliasStudio eine Designstudie des Lenkrads. Dieses digitale 3-D-Modell ist die Basis für die nächsten Schritte: Von der Fertigung von Einsätzen für das Spritzgusswerkzeug des Lenkrads bis zur Herstellung des Lenkpults durch Rapid Manufacturing. Lasersinter-Experte EOS zeigt, wie mittels Lasersinter-Verfahren direkt kleine Stückzahlen kosteneffizient gefertigt werden können – werkzeuglos und innerhalb von nur wenigen Stunden.
Außerdem reduziert sich so die Anzahl der Lenkradkomponenten deutlich. Wo konventionelle Verfahren fünf Einzelkomponenten benötigen, fertigt das Schichtbauverfahren in einem einzigen Schritt. Das schließlich freigegebene Modell wird im STL-Format an EOS übergeben und dann auf einer Rapid-Manufacturing-Maschine in Losgröße 1 realisiert.
Mit der Visual Decision Platform (VDP) von ICIDO entsteht die gesamte Fahrerkabine virtuell und live in Echtgröße auf der Powerwall und steht dort für virtuelle Ergonomieuntersuchungen zur Verfügung. „So lässt sich leicht prüfen, ob die Fahrer der Stapler trotz beengter Verhältnisse genügend Platz zur Verfügung haben und auch das Sichtfeld für gefahrloses Arbeiten ausreichend bemessen,“ schilderte Sebastian Grimm von Icido.
In einem nächsten Schritt kann anhand einer digitalisierten Lagerhalle ebenso virtuell geprüft werden, ob der neue Stapler durch die engen Gänge passt oder irgendwo anstößt. Denn auch Architekten arbeiten mittlerweile in der virtuellen Welt. Grimm weiß von Fällen zu berichten, wo ohne digitale Unterstützung früher noch Lagergänge zwischen den Regalen zu eng gebaut wurden. Im Endergebnis sieht der Rapid X-Besucher mittels 3-D-Brille auf der Powerwall, wie der fertige Seitenstapler bereits in der Entwicklungsphase im künftigen Einsatzfeld getestet wird. Dabei lässt sich beispielsweise leicht feststellen, welches Blickfeld dem Fahrer auf dem Gang zwischen den Regalen durch die konstruierten Fenster zur Verfügung steht.
Achim Otterbein: „Wir zeigen in Hannover, was Stand der Technik ist und mit welchem Instrumentarium Mittelständler ihre führende Position im Wettbewerb behaupten können.“ E. LANGE/KIP
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