Product Lifecycle Management
IT-Integration nimmt jetzt von der Einführung an das gesamte Unternehmen ins Visier und schafft Kosteneinsparung bis zu 30 %, wie auf der Hannover Messe deutlich wurde.
Erstmals stellten die Anbieter von Software und Service für digitale Produktentwicklung und Product Lifecycle Management (PLM) nahezu vollständig auf der Hannover Messe aus und bildeten den Schwerpunkt PLM des Messebereichs „Digital Factory“. PLM-Branchenkenner Ulrich Sendler kennt treibende Gründe für diesen Ausstellertrend: „Die alleinige Unterstützung mechanischer Konstruktion reicht dagegen immer seltener aus, um sich auf dem Markt behaupten zu können.“ Jetzt stehe der unmittelbare Nutzen der IT für die Verbesserung der gesamten Unternehmensprozesse im Mittelpunkt der Optimierung.
„Da es im produzierenden Gewerbe in den europäischen Industrieländern nur noch wenig Einsparpotenzial in der Fertigung gibt, stehen jetzt verkürzte Innovationszyklen und höhere Produktqualität im Vordergrund der Rationalisierungsbemühungen“, ergänzt Helmut Stengele, Vertriebsleiter mySAP PLM bei der SAP Deutschland AG in Walldorf. Doch im Gegensatz zur Einführung einer Insellösung, wie etwa eines CAD-Systems, verändere die Einführung eines PLM-Systems die Prozesse eines Unternehmens insgesamt. Ziel sei die geschlossene Prozesskette vom ersten Entwurf bis hin zu Fertigung, Vertrieb und Recycling.
Die vielversprechenden Vorteile einer gelungenen PLM-Einführung verdeutlicht Thomas Wedel, Leiter PLM Solution Marketing bei IBM in Stuttgart: „Mittels PLM lassen sich Entwicklungskosten senken, weil einmal erstellte Daten nie mehr neu erfasst werden müssen und über viele Standorte hinweg ausgetauscht werden können.“ Zudem würden Zulieferer und Hersteller standortübergreifend vereint. Auch entfielen Leerlaufzeiten beim Datentransfer, da alle Beteiligten der digitalen Produktentwicklung auf einen Datensatz Zugriff hätten. „Auf diese Weise entsteht eine digitale Fabrik, in der Einkaufsdaten Entwurfsentscheidungen beeinflussen, die Fertigung in den Entwicklungsprozess einbezogen wird und die neuesten Erkenntnisse über das Konsumentenverhalten unverzüglich allen Produktmanagern zur Verfügung stehen“, verdeutlicht Thomas Wedel. Zudem müsse die Konstruktionsabteilung nicht mehr beim Einkauf anrufen, um sich nach der Verfügbarkeit eines Bauteils zu erkundigen: „Alle Beteiligten haben nun den gleichen Wissensstand – und das ohne Zeitverzug.
In diese Richtung arbeitet auch die Facton GmbH. In den Mittelpunkt ihres Messeauftritts stellten die Hamburger ihre Software Facton, welche schon in der Entwurfsphase neuer Produkte die technischen Informationen mit den kaufmännischen Daten zu einem digitalen Prototypen verbinden soll. Die Herstellkosten lassen sich dabei in verschiedenen Genauigkeitsstufen vorausberechnen, so die Facton-Entwickler in Hannover. Auf diese Weise würden technische und wirtschaftliche Erkenntnisse schneller transparent und Produktentscheidungen könnten früher und fundierter getroffen werden.
„Jede PLM-Einführung ist eine strategische Entscheidung, die mit klaren Zielen vom Management getrieben werden muss“, betont Fabian Rau, Marketingleiter bei Cenit in Stuttgart. Wenn es gelinge, den gesamten Produktlebenszyklus inklusive zugehöriger Geschäftsprozesse komplett in der IT abzubilden, seien Kosteneinsparungen von 30 % in Entwicklung und Fertigung möglich.
Ralf Schuhmacher, Produktmanager beim PLM-Anbieter UGS in Köln, hat allerdings wichtige Hinweise für Firmen bereit, die in Richtung PLM aktiv werden wollen. „Ganz wichtig ist die Akzeptanz und Motiviation aller Mitarbeiter, die an diesem Prozess beteiligt sind. Denn sonst ist das Projekt zum Scheitern verurteilt.“ Hier könnten Mitarbeiter mit allgemeiner PLM-Verantwortlichkeit und -Befugnis sehr hilfreich sein. „Doch in aller Regel gebe es solche Ansprechpartner in den Unternehmen nicht: „Umso enger muss die Zusammenarbeit zwischen Anbieter und Unternehmen gerade in der Einführungsphase sein, um PLM zum Erfolg zu verhelfen“, so Ralf Schuhmacher. DIETMAR KIPPELS
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