Piezo-Motor fährt bei Elok den Stromabnehmer aus
Die internationale Modellbahn-Ausstellung Anfang November in Köln zeigte wieder einmal das große Interesse an der kleinen Eisenbahn. Marktführer Märklin präsentierte eine Neuheit im Nano-Maßstab.
Per Knopfdruck senkt sich der Pantograph (Stromabnehmer) des Modells einer Elok der Baureihe 103 – und das im Maßstab HO. Exakt im gleichen Zeitraum wie beim großen Vorbild hebt er sich gleichfalls auf Knopfdruck wieder an den Fahrdraht. Ein Mikromotor auf Piezo-Basis macht“s möglich: Schwingungen eines Piezo-Elements werden hierzu von einem Übertrager-Arm in eine Drehbewegung umgesetzt und auf ein Treibrädchen mit 10 mm Durchmesser übertragen. Wie bei einem Schrittmotor sorgt der Übertrager mit jeder Schwingung für eine kurze Vorschubbewegung des Rädchens um einige µm – bis zu 100 000-mal pro Sekunde. Das Treibrädchen ist dann über einen Miniatur-Seilmechanismus mit dem gefederten Pantographen verbunden.
Ein Beispiel für die Innovationskraft der Branche, die dank verfeinerter Technologien auch in den kleinen Baugrößen heute erstaunlichen Detailreichtum produziert. Dazu kommt der Trend zur Digitalisierung, der dank immer kleinerer Lokdekoder auch in der Baugröße N (1:160) vor kaum einem Lokmodell Halt macht. Doch auch die Liebhaber konventionell verdrahteter Anlagen kommen in den Genuss moderner Mikrotechniken, wie z.?B. filigrane Lampen des Herstellers Viessmann zeigen.
Großer Andrang junger und vor allem reifer Modelleisenbahnfans dokumentierte auf der internationalen Modelleisenbahn Ausstellung in Köln das große Interesse, dass die Welt der Modelleisenbahn auch in Zeiten von Playstation und PC findet. Im vergangenen Jahr konnte sich die Branche sogar von der allgemeinen Konjunkturkrise und den Ereignissen des 11. September abkoppeln: „Das eindeutige und verständliche Signal zu Weihnachten war: Kinder und Jugendliche sollten nicht unter dem allgemeinen Pessimismus leiden“, so Märklin-Chef Paul Adams anlässlich der Bekanntgabe der Geschäftsergebnisse Anfang Oktober in Frankfurt.
Laut Adams hat die Modelleisenbahn in 2001 ihren Anteil am gesamten klassischen Spielwarenmarkt von 11,7 % auf 13,1 % erhöht und steigerte ihren Umsatz um 20 Mio µ auf insgesamt 244 Mio. µ – angesichts der Flaute in vielen Branchen ein beachtliches Wachstum um 8,9 %.
Doch Adams, dessen Unternehmen 2001 wieder schwarze Zahlen schrieb, ist für das laufende Jahr und 2003 nur vorsichtig optimistisch: „Trotz einer flauen Nachfrage im ersten Halbjahr 2002 glauben wir, dass die Modellbahn auch in diesem Jahr ein Trendprodukt der Saison ist und sich der Markt bis Ende Dezember leicht über den Vorjahreswerten einpendelt.“ jdb
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