Mikro- und Nanoelektronik treiben Innovation
VDI nachrichten, Hannover, 28. 4. 06, jdb – „Der Mikroelektronik geht es gut und ihr Einfluss auf andere Technologiebereiche wird eher größer“, unterstrich Erich Barke, Mikroelektronik-Professor aus Hannover, auf der Pressekonferenz des VDE. Alljährlich stellt der Verband zur Hannover Messe den Innovationsmonitor vor, der dem Standort Deutschland Spitzenplätze in der Innovationskraft in wichtigen Technikbereichen attestiert.
Spitzenpositionen bei der Innovationskraft nimmt Deutschland in der Elektro-, Energie-, Automations- und Medizintechnik ein. Zu diesen Ergebnissen kommt der VDE-Innovationsmonitor 2006, eine Umfrage unter den 1250 Mitgliedsunternehmen des Verbandes. Deren Ergebnisse wurden am Montag auf der Hannover Messe vorgestellt.
Gut zwei Drittel der VDE-Mitgliedsunternehmen wollen laut Umfrage den Anteil neuer Produkte am Gesamtumsatz erhöhen. Die stärksten Impulse sind dabei von der Mikro- und Nanotechnik zu erwarten. Sieben von zehn befragten Firmen sehen diesen Bereich als Innovationsmotor Nr. 1 an.
Dazu passt, dass Deutschland seine führende Position in der Mikro- und Nanoelektronik in Europa nach Einschätzung des VDE weiter ausgebaut hat. „Mehr als jeder zweite europäische Chip stammt inzwischen aus deutscher Produktion“, so VDE-Vorstandsvorsitzender Enno Liess im Vorfeld der Hannover Messe Industrie. Insbesondere Sachsen als Zentrum mit seiner vorbildlichen Mischung aus Industrie, Instituten und Hochschulen entwickelt sich Liess“ Angaben zufolge gut.
„Der Mikroelektronik geht es gut und ihr Einfluss auf andere Technologiebereiche wird eher größer“, unterstrich auch Erich Barke, Präsident der Universität Hannover und VDE-Experte für Mikroelektronik, auf der weltweit größten Investitionsgütermesse. Die Lage der deutschen und der europäischen Firmen sei dabei besser als landläufig angenommen. In einigen Segmenten wie der Automobilbranche oder bei Chips für Smartcards sei Deutschland sogar Weltspitze.
Gegenwärtig steht die gesamte Halbleiterindustrie vor dem Sprung von der Mikro- zur Nanoelektronik. Dabei gehe es laut Barke darum, die Chipstrukturen auf bis unter 50 nm weiter zu verkleinern und diese Innovationen schnell in die Fertigung zu implementieren. Während der Geschwindigkeitsgewinn durch diese Verkleinerung langsam abnehme, sei für die wachsende Wirtschaftlichkeit der Mikroelektronik auch für die nächsten zehn Jahre kein Ende des Schrumpfungsprozesses abzusehen.
Als beispielhafte Initiative in dieser Richtung verwies Barke auf „Nano-Valley“, das im vergangenen Sommer in Dresden eröffnete Fraunhofer-Center für Nanoelektronische Technologien (CNT). „Dresden bietet mit seiner laufenden 300-mm-Dram-Fertigung der Infineon AG und den beiden Mikroprozessor-Werken von AMD ausgezeichnete Standortbedingungen als Forschungsplattform für die Nanoelektronik“, ist der Mikroelektronik-Professor überzeugt.
Diese Chance für Deutschland und für Europa, auf dem Weltmarkt mitzuspielen, dürfe man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Großes Potenzial für den Einsatz der Nanoelektronik sieht der VDE-Experte beispielsweise bei komplexen Anwendungen wie der Mensch-Maschine-Kommunikation.
Die vom VDE konstatierte Innovationskraft ist in der Bevölkerung übrigens wenig bekannt. Nach einer repräsentativen Befragung von 1000 Bundesbürgern sprechen lediglich 5 % Deutschland die höchste Innovationskraft in den Zukunftstechnologien zu. Spitzenreiter ist laut Einschätzung aller Deutschen Japan mit 40 %. jdb
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