Ingenieure planen saubere und sichere Nutzfahrzeuge
VDI nachrichten, Hattingen, 19. 9. 08, Fr – Weltweit ist die Nutzfahrzeugindustrie eine Wachstumsbranche. In Deutschland rollten nach VDA-Angaben im 1. Halbjahr 2008 so viele Fahrzeuge wie noch nie von den Produktionsbändern. Die Zahl der Mitarbeiter stieg in den letzten zwölf Monaten um 9000 auf 217 000.
Die Herausforderungen für die Branche seien nicht zu übersehen, stellt Matthias Wissmann im Vorfeld der 62. IAA Nutzfahrzeuge (25. 9. bis 2. 10. 2008) in Hannover fest. Auf der einen Seite gerieten die Kunden unter anderem durch steigende Kraftstoffpreise wirtschaftlich zunehmend unter Druck, auf der anderen Seite machten die gestiegenen Rohstoffpreise, vor allem für Stahl, den Unternehmen zu schaffen. Dennoch seien die Perspektiven für das Nutzfahrzeug weltweit gut, die Branche bleibe auf Wachstumskurs.
Die Integration von Osteuropa, Russland, China oder Indien in die Weltwirtschaft erfolge auf der Transportseite vor allem durch das Nutzfahrzeug, das zudem immer weniger CO2 emittiert und somit auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leistet.
„Es ist ein Hightech-Produkt. Und im Nutzfahrzeugbereich ist die Notwendigkeit einfach größer, Innovationen schnell und konsequent umzusetzen. Gute Chancen also für engagierte junge Mitarbeiter“, erklärt der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).
Für die notwendigen Innovationen sorgen natürlich die beteiligten Ingenieurinnen und Ingenieure, für die es umfassende Entwicklungsaufgaben gibt, die alle Bereiche von Maschinenbau und Elektrotechnik tangieren. Nutzfahrzeuge seien im Gegensatz zu Pkw Investitionsgüter, die in besonderer Weise kostengünstig, zuverlässig und langlebig sein müssen und den Kunden einen hohen Wiederverkaufswert garantieren, erläutert Jochen Schumm, Personalvorstand der Volkswagen Nutzfahrzeuge AG. Die Komplexität der gestellten Aufgaben zeige sich aber auch im Variantenreichtum der Fahrzeuge. So gebe es bei „Volkswagen Nutzfahrzeuge“ in der Produktion des Multivans T5 insgesamt 3000 Karosseriebau-Varianten: Das sei fast Individualfertigung. Als Innovationstreiber könne das Nutzfahrzeug auch deshalb gelten, weil etwa bei den Themen Sicherheit und Navigation im Vergleich zum Pkw – wegen des Transportes großer Lasten – außergewöhnliche Anforderungen bestehen.
Bei der Vielfalt der gestellten Aufgaben sei auch das Spektrum an Ingenieuren, die gesucht werden, entsprechend breit gefächert: Benötigt werden Ingenieure für Fahrzeugtechnik, insbesondere aber auch Mechatroniker. Allgemeine Maschinenbauer seien wichtig für die Themen Akustik, Fahrzeugsicherheit und für den Konstruktionsbereich. Elektro- und Elektrotechnikfachleute sind beschäftigt im allgemeinen Fahrzeugbau, in der Produktionstechnik und im Datenmanagement. „Wir suchen diese Leute auch zur Weiterentwicklung der Hybridtechnologie und Elektrotraktion, für virtuelle Technik und Antriebstechnik“, weiß Jochen Schumm. „Als Teil von Europas größtem Automobilhersteller profitieren wir bei Volkswagen Nutzfahrzeuge“, meint Schumm weiter, „auch von der Bekanntheit und Arbeitgeberattraktivität des gesamten Konzerns.
Nutzfahrzeug-Ingenieure müssen nicht unbedingt zu den klassischen Autofreaks gehören. Auch Christine Kuckertz interessiert nicht besonders, wie viel PS ihr Auto hat. Dennoch gerät sie regelrecht ins Schwärmen, wenn sie über ihre Arbeit bei der MAN Nutzfahrzeuge AG berichtet. Die 29-Jährige hatte in Hannover Maschinenbau mit Schwerpunkt Mechatronik studiert, ihre Diplomarbeit aber bereits in München geschrieben und dort später mit MAN ihren Wunscharbeitgeber gefunden: „Das ist hier Mechatronik vom Feinsten – und ich finde es gut, dass die Produktion in direkter Nähe ist“, berichtet Kuckertz.
Softwaretests, vor allem nach dem „Hardware in the Loop“-Verfahren, sind hauptsächlich ihr Metier. Um die Qualität der Elektronik für Lkw sicherzustellen, braucht man einerseits Verständnis für das Fahrzeug selbst und andererseits Know-how in der Elektronik“, erklärt Christine Kuckertz. Deshalb sei diese Aufgabe mit ihrem Ausbildungshintergrund einfach perfekt. Überschaubar sei ihr Kollegenkreis, der immerhin zu einem Viertel aus Frauen bestehe. „Ich glaube, auch meine männlichen Kollegen schätzen es sehr, dass einige Frauen dabei sind.“
„Es ist aber immer noch eine Männerdomäne. Allerdings stellen wir auch fest, dass sich mehr gut ausgebildete Frauen bewerben“, berichtet Bernhard Frey von der Personalabteilung der MAN Nutzfahrzeuge AG, München. Gesucht werden sowohl Spezialisten als auch Generalisten. Besonders großer Bedarf bestehe in den Bereichen Elektrik und Elektronik sowie Konstruktion.
Ein hochinteressantes Feld für Ingenieure seien sicherlich auch neue Technologien, wie die Hybridtechnik, an denen bei MAN auch gearbeitet werde. „Bei uns stehen viele Wege offen, in die Fachkarriere oder auch in Führungsfunktionen. Wichtig ist aber in jedem Fall die Fähigkeit, Ergebnisse gut kommunizieren zu können“, erläutert Frey. MANFRED BURAZEROVIC
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