In der Kfz-Sparte lenkt Thyssen Krupp auf die Überholspur
Automotive ist inzwischen das wichtigste Ertragsfeld im Thyssen-Krupp-Konzern. Getragen von eigenem Wachstum und weiteren Unternehmensübernahmen soll sich die Konzernsparte TKA zu einem weltweit agierenden Anbieter von kompletten Lenksystemen entwickeln und bis 2007 ihren Umsatz auf 10 Mrd. € steigern.
Große Erwartungen setzt Ekkehard Schulz in das Geschäft mit der Automobilindustrie. „Neben den Aufzügen ist TKA das Segment, das am stärksten wachsen wird“, betonte der Thyssen-Krupp-Vorstandsvorsitzende am 31. Juli auf Schloss Landsberg in Ratingen die Rolle der Thyssen Krupp Automotive (TKA), Bochum. Schulz gab sich davon überzeugt, dass der inzwischen wichtigste Bereich des Konzerns auch künftig überdurchschnittlich zum wirtschaftlichen Ergebnis beisteuern wird. So soll der TKA-Umsatz von 6,3 Mrd. ! im Geschäftsjahr 2001/2002 bis 2006/2007 auf rund 10 Mrd. ! zunehmen. Einschließlich der Lieferungen aus anderen Teilen des Konzerns – er gliedert sich in Stahl, Industriegüter, zu denen TKA gehört, und Service – erreicht der Umsatz mit der Automobilindustrie laut Schulz bereits heute rund 10 Mrd. !.
Das geplante Wachstum will der TKA-Vorstandsvorsitzende Jürgen Harnisch je zur Hälfte aus eigener Kraft und durch Akquisitionen schaffen. So werde beispielsweise der Umsatz bereits mit dem Erwerb der französischen Sofedit, Saint-Quentin-en-Yvelins, und der Mercedes-Benz Lenkungen in Düsseldorf um 900 Mio. ! zulegen. Die kurz vor dem Abschluss der Übernahme stehende MB Lenkungen soll mit der Thyssen-Krupp-Tochter Presta zusammengelegt werden. Dadurch entstehe ein weltweit tätiger Anbieter von kompletten Lenksystemen, wie Harnisch in Ratingen hervorhob. Das Unternehmen werde zum Systemlieferanten für Lenkungen und Lenkgetriebe bei den Marken von DaimlerChrysler sowie Saab und VW.
„Außerdem verstärkt der Zukauf die wichtigen Geschäftsbeziehungen zu DaimlerChrysler“, sagte Harnisch. Der Automotive-Chef machte in dem Journalistengespräch auf Schloss Landsberg deutlich, dass das Unternehmen vor möglichen weiteren Übernahmen stehe. Mit Opel werde beispielsweise weiter über den Kauf von Teilen der Fertigung in Kaiserslautern verhandelt.
Nicht ganz glücklich ist Harnisch offensichtlich mit der Entwicklung beim finnischen Automobilhersteller Valmet, Uusikaupunki. Vor zwei Jahren war Thyssen Krupp mit 10 % eingestiegen. „Für einen Autozulieferer ist es außerordentlich wichtig, auch die Kompetenz als Hersteller kompletter Fahrzeuge vorweisen zu können“, begründet Harnisch das Engagement. Die Finnen produzierten damals für Porsche das Modell Boxter und für Saab ein Cabrio, also Nischenfahrzeuge, auf die sich Valmet konzentriert hat. Inzwischen aber hat das finnische Unternehmen die Saab-Fertigung verloren. Außerdem brach die Nachfrage nach dem Boxter ein. Ob Thyssen Krupp die bis Ende dieses Jahres geltende Option auf Übernahme der restlichen 90 % wahrnehmen wird, ließ Harnisch offen: „Wir reden derzeit nur noch über den Preis.“ Denkbar wäre indessen auch eine Optionsverlängerung, sagte er.
Konzern-Chef Schulz bestätigte Vermutungen, wonach Thyssen Krupp ein Angebot für die Kieler Howaldtswerke – Deutsche Werft (HDW) abgegeben habe. Schulz: „Wir sind durchaus bereit, eine aktive Rolle bei HDW zu spielen.“ Das könne auch eine Mehrheit sein, mit der sich die Konsolidierung der deutschen Werften vorantreiben ließe. Das wäre allerdings nur ein erster Schritt, um eine übernationale, in erster Linie wohl europäische Lösung zu finden. Die Überkapazitäten in Europa müssten abgebaut werden. Bei einem europäischen Verbund werde sein Unternehmen allerdings keine Führung übernehmen, betonte Schulz.
An seinem ehrgeizigen Ziel, im Geschäftsjahr 2003/2004 ein Ergebnis vor Steuern von 1,5 Mrd. € zu erreichen, will Schulz festhalten. Allerdings müssten solche Vorgaben kontinuierlich überprüft werden. Derzeit sei der Konzern „mitten in der Planungsphase“, für das im Oktober beginnende Geschäftsjahr. Erst nach dessen Abschluss könnten die 1,5 Mrd. € „bestätigt oder relativiert werden“, erläuterte der Vorstandschef. Am 14. August will der Konzern über die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres berichten. KARLHEINZ VOSS/Si
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