Hightech in der Fabrik immer gefragt
Fabrikausrüster mit Spitzentechnik im Portfolio und innovativen Unternehmen in der Referenzkundenliste brauchen sich um ihr Geschäft auch in Zeiten flauer Gesamt-Konjunktur kaum Sorgen zu machen. Das war auf der 12. Fachmesse für Fertigungstechnik „Intertool“ Ende Juni in Wien zu erfahren.
Das Stimmungsbarometer zeigt nach oben: 65 % der Besucher der Messe Intertool sind mit der wirtschaftlichen Situation ihrer Branche zufrieden und über 80 % sehen die Entwicklung positiv. Wofür interessierten sich die 15 120 Fachbesucher der Intertool Austria? Es führen die Werkzeugmaschinen, gefolgt von Schweißen/Verbinden, Automatisierung, Präzisionswerkzeuge, Oberflächentechnik, Mess- und Prüftechnik, Antriebe, Roboter, C-Technologien. Sollte es vielleicht „die“ Absatzkrise im Maschinenbau gar nicht geben?
„Ich mache mir weder für das heurige, noch für das nächste Jahre große Sorgen“, erklärt Gerhard Steindl, Chef der gleichnamigen, auf den Verkauf von Werkzeugmaschinen für die Teilefertigung und den Formenbau spezialisierten Gesellschaft in Lieboch nahe Graz. Zwar habe man nach dem „absoluten Spitzenjahr“ 2000 einen Einbruch von 20 % hinnehmen müssen, doch dies sei „nicht bedenklich“ gewesen.
Die von seinem zehnköpfigen Team vertriebenen Hightech-Produkte – Schwerpunkt Fräsen – seien „bei den innovativsten Firmen in Österreich zu finden“, z. B. bei Automobilzulieferern und in der Automobilindustrie. Steindl: „Diese Unternehmen sind gezwungen, in Spitzentechnik zu investieren, weil sie sonst am Markt nicht bestehen können.“
Das sieht Branchenkollege Erwin Schirnhofer aus dem niederösterreichischen Enzesfeld-Lindabrunn, der mit Rundschleifmaschinen zum Unrundschleifen „mehr als nur eine Marktnische“ besetzt hat, genau so: „Die Maschinen werden immer höherwertiger und teurer. Die führenden Unternehmen müssen sie kaufen, wenn sie führend bleiben wollen.“
Indes, die Investitionskosten allein seien allein nicht mehr kaufentscheidend, relativiert Steindl: „Die Kunden verlangen Werkzeugmaschinen, die möglichst prozessfähig sind, geringe Betriebskosten – über einen längeren Zeitraum – verursachen, minimale Ausfallzeiten haben und bei denen die Preise für Ersatzteile nicht überzogen sind“. Ein höherer Anschaffungspreis werde innerhalb einer Bandbreite von anderthalb bis drei Jahren kompensiert, bei Produktlebensdauern von theoretisch zehn bis 15 Jahren, in der Praxis aber eher von sechs bis acht Jahren.
Wirtschaftliche Probleme plagen auch den Chef der Firma Schirnhofer nicht: „Mit unserem spezialisierten Programm erreichen wir nicht das höchste Hoch in der Branche, aber auch nicht das tiefste Tief. Wir bewegen uns in leicht welliger Form über dem Durchschnitt, von der Konjunktur weitgehend unbeeinflusst“, schildert er bildhaft und verweist auf den Verkauf einer nahezu konstanten Stückzahl von Maschinen in den vergangenen Jahren.
„Vor allem im Formenbau für die Kunststoffindustrie gebe es eine Vielzahl von unrunden Designs – in der Kosmetikbranche zum Beispiel die Verschlusskappen von Haarshampoo-Flaschen“, weiß Schirndorfer. Die Technologie, mit der man auf Rundschleifmaschinen sogar Vierkant- oder Sechskantformen schleifen kann, sei noch nicht völlig ausgereizt. Auch das Unrund-Schleifen von Innenkonturen werde möglich.
Thomas Pfeiffer von der Boehringer Werkzeugmaschinen-Vertriebsgesellschaft in Stuttgart sieht die künftige wirtschaftliche Entwicklung ebenfalls positiv, will aber diese Prognose nicht auf die gesamte Branche übertragen.
„Zu uns kommt der Kunde nicht, um eine Maschine zu kaufen – er verlangt eine geeignete Technologie, um ein bestimmtes Werkstück zu bearbeiten. Wir bieten mit unserem breiten Spektrum an Dreh-, Fräs-, Bohr-, Schleif- und Sonderbearbeitungsmaschinen die entsprechende Auswahl.“ Deshalb sei man in einer konjunkturstabileren Lage als so mancher Mitbewerber aus dem Werkzeugmaschinenbereich.
Für den mannarmen Betrieb sieht Pfeiffer „noch einiges an Potential“, doch dort liege nicht der Entwicklungsschwerpunkt: „Viel mehr geht es darum, dem Mitarbeiter körperlich anstrengende Arbeiten abzunehmen.“
Für Karl Böhm von Ingersoll Cutting Tools aus Burbach im deutschen Siegerland, war die Intertool 2002 bestens geeignet, neue Kundengruppen anzusprechen: “ Wir sind in Österreich neu am Markt.“ In der Zerspanung gebe es gute Beispiele, wo man Zeit einsparen kann, wenn man die Produkte richtig einsetze. Sehr großes Interesse bestehe an Optimierung, so sei Schulung ein wichtiges Thema.
Und nochmal Werkzeuge: Karl Weihs von der Widia Vertriebs. GesmbH, Perchtoldsdorf/Österreich, sieht langfristige Vorteile in der Messepräsenz: „Eine unserer Spezialitäten waren Produkte von Werkö, einer neuen Firma im Konzern, mit Hartmetallwerkzeugen im Bohrsektor bzw. HSS-Werkzeugen. Schneidwerkstoffe werden ja laufend weiterentwickelt.“ I n Zusammenarbeit mit der TU Wien oder der Uni Darmstatt gebe es Projekte für Gradienten-Hartmetalle mit besonders großer Zähigkeit.“ PETER KUDLICZA/KÄM
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