„Fluidtechnik aus Deutschland“ setzt weltweit Maßstäbe“
Deutsche Hersteller von Fluidtechnik gehören zu den klaren Gewinnern der Globalisierung. Und geht es um neue, innovative Anwendungen wie etwa Hybridantriebe, sind deutsche Unternehmen in einer hervorragenden Ausgangsposition, so Christian H. Kienzle, Chef von Argo-Hytos in Kraichtal-Menzingen und Vorsitzender der Fachverbände Antriebstechnik und Fluidtechnik im VDMA.
Kienzle: Wir waren überrascht von der anhaltend hohen Dynamik in der 2. Jahreshälfte 2006. Auch der Monat Januar 2007 mit einem Plus von über 30 % im Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahr zeigt, dass es rasant weitergehen könnte. Das größte Risiko als Wachstumsbremse ist der anstehende Tarifabschluss in der Metallbranche.
VDI nachrichten: Sehen Sie die deutsche Fluidtechnik als klaren Gewinner der Globalisierung?
Kienzle: Ich denke, das darf man selbstbewusst für die deutschen Unternehmen sagen. Und wir gehen davon aus, dass die deutsche Fluidtechnik weiter an Marktanteilen gewinnen wird. Unsere Hauptwettbewerber gerade aus Italien haben seit der Euro-Einführung stark an preislicher Wettbewerbsfähigkeit verloren. Auf technologischer Ebene gibt es nur noch singulär Unternehmen außerhalb Deutschlands, die eine bedeutende Rolle auf dem Weltmarkt spielen. Die Vielzahl führender Unternehmen kommt aus Deutschland.
VDI nachrichten: Wo sind die Zukunftsmärkte?
Kienzle: Rein vom Volumen her werden auch in Zukunft die klassischen Märkte mit ihrer hohen Wirtschaftsdynamik eine große Rolle spielen, also Mitteleuropa genau so wie Nordamerika. Die USA sind weiterhin der weltweit bedeutende Markt und auch kleine Zuwachsraten generieren dort deutlich mehr Geschäft als hohe Zuwachsraten in den Schwellenländern. Letztere sind natürlich für uns auch interessant. Brasilien, Russland, Indien und China gehören zu unseren Favoriten, ebenso wie die Türkei als Scharnier zum Nahen und Mittleren Osten.
VDI Nachrichten: Wie treten die deutschen Unternehmen in China, Indien oder Osteuropa auf? „Nur“ mit Verkaufsniederlassungen oder wird künftig verstärkt im jeweiligen Land produziert?
Kienzle: Unsere Analyse über die Niederlassungen der Auslandstöchter hat hierzu eine klare Aussage gemacht. Die Priorität liegt zwar eher im Bereich der Vertriebs- und Serviceaktivitäten, weniger dagegen – aber durchaus mit wachsender Bedeutung – im Bereich der Produktion FuE spielt kaum eine Rolle. Aber auch diese Grenzen verwischen zumindest im direkten Umfeld von Deutschland. Entsprechende Engagements z. B. in Tschechien, Schweiz oder Österreich sind natürlich immer öfter interessant, wenn es uns nicht gelingt, den deutschen Standort wirtschaftspolitisch attraktiv zu gestalten.
VDI nachrichten: Der Beste wird schnell weltweit kopiert. Was tun Sie gegen Plagiate, wie gehen Sie mit diesem Problem um?
Kienzle: Der VDMA hat sich vor einigen Jahren intensiv um das Thema „Schutz von Innovationen“ gekümmert, und zwar ganzheitlich. Daneben müssen die Unternehmen natürlich entsprechend vorsichtig mit ihrem Know-how umgehen und gleichzeitig für einen fairen Umgang untereinander werben. Unsere jüngst entstandene Initiative zur Kampagne Pro Original, die sicherlich als Schwerpunkt China hat, wird genau so ihren moralischen Fingerzeig für andere Märkte haben und ist sehr zu begrüßen.
VDI nachrichten: Wie sieht die technische Zukunft aus: Was ist von Hybridsystemen zu erwarten, etwa der Kombination Hydraulik – Elektrischer Antrieb?
Kienzle: Das Hybridthema wird in unserer Branche in allen Facetten diskutiert, vom Mildhybrid, also elektrische Hilfsantriebe bis hin zum Vollhybrid. Sowohl die ökonomischen als auch ökologischen Perspektiven gilt es hierbei aus Endkundensicht zu betrachten. Wir haben in Deutschland ein hervorragendes technologisches Umfeld, um diesen Technologietrend zum Nutzen unserer Industrie umzusetzen. Branchenexperten erwarten wenig Verdrängungswettbewerb im Hinblick auf klassische Technologien, sondern eher ein neues Miteinander, neue Applikationen, neue Märkte. KIP
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