Externes Expertenwissen gibt Investitionssicherheit
In großen Unternehmen sind Systeme für die flexible, virtuelle Produkt- und Produktionsentstehung bereits etabliert. Der deutsche Mittelstand tut sich mit ihrer Einführung jedoch schwer. Dieser „Innovationsschwäche“ begegnen nun sechs Fraunhofer- Institute mit praxisorientierter Beratung und IT-Lösungen.
Zukünftige Fabrikplanung wird laut Engelbert Westkämper bestimmt „durch schnellere Planung und Realisierung sowie die Gestaltung der Planung bis in den operativen Bereich hinein.“ Zudem seien Anpassungsfähigkeit, Planung über verschiedene Unternehmensebenen und Repräsentation mittels neuer Planungsprinzipien entscheidend, so der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart. Deshalb wurden auf dem Gelände des IPA sowie am Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) in Berlin Ende 2001 Demonstrationszentren für virtuelle Produkt- und Produktionsentstehung (DZ-ViPro) eingerichtet. Während der Schwerpunkt in Berlin bei der „Virtuellen Produktentwicklung“ liegt, steht in Stuttgart die „Produktionsentstehung“ im Vordergrund.
Sechs Fraunhofer-Institute haben sich für die Realisierung der Demonstrationszentren zu einem Kompetenznetzwerk zusammengeschlossen, das ab sofort sein Expertenwissen kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) zur Verfügung stellt. Neben dem IPK und dem IPA wird das Projekt unterstützt vom Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), Stuttgart Institut für Fertigungstechnik Materialforschung (IFAM), Bremen Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU), Chemnitz, sowie dem Institut Graphische Datenverarbeitung (IGD) in Darmstadt.
Das Leistungsangebot beschreibt Sabine Bierschenk, Leiterin des Demonstrationszentrums am Standort Stuttgart: „Das DZ versteht sich als Kompetenz- und Demonstrations-, Dienstleistungs- und Entwicklungsforum.“ Martin Eigner ergänzt: „Ziel des Demonstrationszentrums Virtuelle Produkt- und Produktionsentstehung ist es, Industrieunternehmen und insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen neutrale Hilfen für die Unterstützung ihrer Produkt- und Produktionsentstehung mit innovativen IT-Lösungen anzubieten.“
IPA-Chef Westkämper verdeutlicht, dass der Welthandelsanteil Deutschlands bei entwicklungsintensiven Waren gegenüber Japan und den USA seit Mitte der 90er Jahre immer weiter zurückgegangen ist. Dieser Rückgang habe ein Bündel von Ursachen. So ist der administrative Anteil bei der Produkt- und Produktionsentwicklung im Verhältnis zum Kreativanteil in den vergangenen Jahren von 40 % auf 60 % angestiegen. Zum anderen sind die Rahmenbedingungen heutiger Produktionsentstehungsplanung komplex.
Die Kostenintensität der Planungen hat vor dem Hintergrund immer kürzerer Produktlebenszyklen im Zuge der Internationalisierung der Märkte erheblich zugenommen. „Heutige Produktionsplanung“, resümiert Westkämper, „weist eine hohe Planungsunsicherheit aufgrund einer sich ständig verändernden Datenbasis und einer stark zunehmenden Innovationsgeschwindigkeit auf.“ Dies führe dazu, dass die Fabrik oft einen längeren Lebenszyklus habe als die Produkte.
Diesem Dilemma steht ein dynamischer Weltmarkt gegenüber, der durch immer kürzere Entwicklungs- und schnellere Durchlaufzeiten gekennzeichnet ist. Martin Eigner, Geschäftsführer von Eigner & Partner, Karlsruhe, beschreibt die Probleme mittelständischer Unternehmen, diesen komplexen Anforderungen globalisierter Märkte zu entsprechen: „Es fehlt z.B. an technischem und organisatorischem Know-how sowie an internen Stabsstellen.“ Außerdem müssten die Kosten auf eine geringere Anzahl von Arbeitsplätzen umgelegt werden und die Abhängigkeit vom Kunden sei größer als bei Großkonzernen.
Die Dokumentationszentren in Stuttgart und Berlin unterstützen mittelständische Unternehmen dabei, parallel zum laufenden Betrieb innovative IT-Systeme zu erproben. Damit wird vielen Unternehmen, denen es an eigenen Kapazitäten mangelt, ein kostengünstiger Weg zur Implementierung neuer IT-Systeme eröffnet. Die Unterstützung durch die Fachkräfte der Fraunhofer-Institute reicht von der Präsentation von Prozessen, Methoden und Software anhand realer Anwendungsszenarien über die neutrale Beratung von mittelständischen Unternehmen und deren Mitarbeitern bis hin zu Seminaren oder Hausmessen vor Ort. Darüber hinaus leistet das DZ Unterstützung bei der Implementierung von Software und deren Integration in die IT-Infrastruktur eines Unternehmens. RBGR/CIU
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