Anlagenbau 22.09.2006, 19:24 Uhr

Erfolgreiches Ostunternehmen hat keine Lust auf Börse  

VDI nachrichten, Dresden, 22. 9. 06, elb – Die Von Ardenne Anlagentechnik GmbH, 1991 in Dresden aus dem früheren „Forschungsinstitut Manfred von Ardenne“ hervorgegangen, macht 2006 einen riesigen Umsatzsprung. CEO Robin Schild führt diesen Erfolg u. a. darauf zurück, dass Von Ardenne ein Familienunternehmen mit gesundem Innenleben ist, und das auch bleiben will. Ein Börsengang ist nicht geplant. Schild zur Zukunft seines Hauses und zum unübersichtlichen, aber extrem schnell wachsenden Photovoltaikmarkt.

Schild: Ich bin Physiker, da kennt man ihn natürlich. Vor allem in Verbindung mit der Elektronenmikroskopie bin ich schon als Student auf diesen Mann gestoßen.

VDI nachrichten: Nach der Wende im Osten kam aber eine Durststrecke …

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Schild: Ich meine, es war ein sehr großer Erfolg, die 1991 gegründete GmbH mit 65 Mitarbeitern und einem bescheidenen Umsatz als ein internationales Unternehmen aufzustellen, das jährlich rund 60 Mio. € erlöste. Wir haben 305 Mitarbeiter und wachsen weiter. Eben haben wir eine neue Fertigungshalle eröffnet und 50 Leute eingestellt.

VDI nachrichten: Und planen für 2006 einen Sprung auf 100 Mio. €. Wie geht das?

Schild: Wir bearbeiten seit 2005 konsequenter als bisher den Markt, vor allem jene Segmente, die Potenzial zum Wachstum haben. Dabei stießen wir zwangsläufig auf die Photovoltaik, den neuen großen Hoffnungsträger anstelle der stagnierenden Halbleiterindustrie. Hier ist viel zu erwarten. Denn dieser Markt wächst extrem.

Als erfolgreicher Spezialanlagenbauer, der bisher ein recht breites Spektrum bediente, fokussieren wir uns heute auf drei Bereiche: Architekturglasbeschichtung, Metallbandbeschichtung und halt Dünnschichtanwendung in der Photovoltaik. Eben hier kommen uns die Methoden und vielfältigen Fähigkeiten, die wir bei Von Ardenne schon lange anwenden, sehr zunutze – etwa die Beschichtung mittels Plasma und Elektronenstrahlen.

VDI nachrichten: Was können Sie in der Photovoltaik, was andere nicht können?

Schild: Die Photovoltaik erlebt eine Trendwende, seit beim wichtigsten Rohmaterial Silizium weltweit ein Engpass eintrat. Die Branche kann sich nicht mehr allein bei den Abfällen der Halbleiterindustrie bedienen. Doch neue Kapazitäten wachsen nicht so schnell. Deshalb begann die Suche nach neuen Methoden, um Fotozellen mit wesentlich weniger oder ohne Silizium herzustellen. Diese Möglichkeit bietet die Dünnschichttechnologie: Man schneidet Silizium in sehr dünnen Schichten ab oder verwendet andere Halbleitermaterialien, wie Kupfer-Indium-Diselenid (CIS) oder Cadmium-Tellurid.

VDI nachrichten: Ganz neu ist das nicht mehr.

Schild: Nein, doch die Arbeit der Vorreiter dieser Technologien wurde oft belächelt. Sie macht nur gut 3 % des Weltmarktes aus. Man meinte, das setzt sich nicht durch. Wegen des akuten Siliziummangels ist es jetzt aber gefragt. Und davon profitieren wir stark, weil wir hierfür viel Know-how besitzen. Eine unserer Stärken ist die Beschichtung großer Flächen.

Schild: Im Wesentlichen machen wir die Endmontage. Unsere Stärken liegen im Engineering, in der technologischen Auslegung, auch in der Inbetriebnahme beim Kunden. Deshalb haben wir auch sehr viele Zulieferer, speziell im ostdeutschen Umland.

VDI nachrichten: Mithin besteht Ihre Belegschaft stark aus Ingenieuren, Konstrukteuren?

Schild: Ja. Wir haben ein sehr hohes Ausbildungsniveau – Physiker, Ingenieure, Spezialisten für mechanische und elektrische Fertigung. Da beginnen aber auch unsere Probleme: Es ist nicht leicht, hoch qualifiziertes und erfahrenes Personal zu finden, gerade im Konstruktionsbereich. Unter guten Konstrukteuren gibt es in Dresden kaum Arbeitslose.

VDI nachrichten: Ist das nahe Tschechien eine Alternative?

Schild: Eher nicht. Da wir aber weiter expandieren, suchen wir nach guten Leuten in den Altbundesländern. Hier hilft uns auch, dass Dresden sehr attraktiv ist und wieder weltweit Anerkennung findet. Wer einmal hier war, ist schnell begeistert von der Dynamik in Sachsen.

VDI nachrichten: Wer den Markennamen Von Ardenne hört, denkt sofort an einen überragenden Forscher. Woran forschen Sie?

Schild: Vordergründig entwickeln wir Anwendungstechnologien, die unsere Schlüssel- und Kernprozesse im Dünnschichtbereich abrunden. Denn wir wollen unseren Kunden bald vollständige Lösungen anbieten, schlüsselfertige technologische Fabriken verkaufen. Vorerst ergänzen wir unser Portfolio noch über Kooperationen und Partnerschaften. Wir haben da auch keine Berührungsängste, mit unseren Kunden auf breiter Front – teils mit deren Know-how – zusammenzuarbeiten. Das ist, so lange der Photovoltaikmarkt noch relativ unübersichtlich ist, sicher ein Vorteil.

VDI nachrichten: Inwiefern ist der Markt unübersichtlich?

Schild: Er befindet sich noch in einem frühen Stadium. Die Firmen, die eine technologische Vorreiterrolle haben, beginnen jetzt erst, eine Volumenproduktion aufzubauen. Damit besteht noch eine große Vielfalt unterschiedlicher Lösungen. Man muss die nächsten Jahre abwarten, um herauszufinden, welche Lösung sich als konkurrenzfähig und markttauglich erweist. Noch lautet das Motto der ganzen Photovoltaikindustrie: Wachstum, Wachstum! Wer am meisten verkauft, hat erst einmal einen großen Marktanteil und die größten Chancen, dass sich seine Technologie durchsetzt. Deshalb halten wir uns an die Marktführer in den einzelnen Segmenten. Und bei CIS und Cadmium-Tellurid sind wir eng mit den Marktführern verbunden, wachsen mit ihnen.

VDI nachrichten: Womit Sie bei diesen Technologien ebenfalls Marktführer sind?

Schild: Ja, bei CIS und Tellurid-Anlagen sind wir Weltmarktführer, bei Dünnschicht-Silizium auf dem Weg dorthin. Zudem haben wir den großen Vorteil, dass in der Photovoltaik weltweit das meiste in Deutschland passiert. Auch international sieht man uns als Anlaufpunkt, um neue Anlagen und Verfahren zu diskutieren. Viele Produzenten, die einst in USA anfingen, investieren heute in Deutschland, speziell im Osten.

VDI nachrichten: Andererseits ist man doch bei Von Ardenne sehr exportorientiert, nicht?

Schild: Ja. Unser Exportanteil liegt deutlich über 50 %. Den Schwerpunkt bildet Asien, und ich denke, dass hier noch ein großes Potenzial schlummert. Auch der europäische Raum wird sehr interessant, ebenso – Dank neuer Technologien – der amerikanische.

VDI nachrichten: Planen Sie auf diesen Märkten Zukäufe?

Schild: Im Moment wollen wir organisch wachsen. Das schließt aber Kooperationen nicht aus.

VDI nachrichten: Woher kommt das Geld dafür?

Schild: Im Wesentlichen von Banken. Zudem nahmen wir an einer Mezzanine-Finanzierungsrunde teil. Das schafft uns als unabhängigem Familienunternehmen eine ausreichende Kapitaldecke.

VDI nachrichten: Wie schnell soll es weiter aufwärts gehen?

Schild: Schnell! Auch nach 2006 streben wir jährlich deutlich zweistellige Wachstumsraten an, speziell bei Photovoltaik und Metallbandbeschichtung.

VDI nachrichten: Und wann folgt der Schritt zur Aktiengesellschaft?

Schild: Die Familie von Ardenne hat das klare Ziel, ein Familienunternehmen zu bleiben. Wir haben eine sehr langfristige Strategie, und so lange die finanziellen Ressourcen reichen, macht dies auch Sinn. Ich erlebe die Familie bei schnellen Entscheidungen absolut unproblematisch.

VDI nachrichten: Bei Photovoltaik denkt man an ein paar Module auf dem Hausdach. Die Diskussionen drehen sich aber längst in Richtung großer Kraftwerke. Wie realistisch ist das?

Schild: Es gibt schon Berechnungen, dass die Sonne mal ein Viertel des Welt-energiebedarfs deckt. Und verlockend klingt das schon, denn das zöge gigantische Investitionen in den nächsten 20 Jahren nach sich. Schauen wir mal.

VDI nachrichten: Wie baut ein Mittelständler hierfür eine weltweite Vertriebsstruktur auf?

Schild: Unsere Produkte verkaufen wir nicht durch Klinkenputzen. In der Photovoltaikbranche gibt es eine relativ kleine Kundenzahl, die in relativ großem Rahmen agiert. Ich brauche also kein flächendeckendes Händlernetz wie wenn ich Schrauben verkaufe, sondern eine Handvoll hoch qualifizierter Leute an bestimmten Stellen. Das kann auch der Mittelstand bewältigen, wenn er es geschickt anstellt. Und Von Ardenne ist hier schon sehr weit.

VDI nachrichten: Wie lebendig ist eigentlich noch der Geist von Gründervater Manfred Baron von Ardenne?

Schild: Sehr lebendig, und das ist auch ganz wichtig. Manfred von Ardenne war ja immer bestrebt, die Wissenschaft einer schnellen Nutzung zuzuführen, die den Menschen hilft. Dieser Geist ist bei uns allgegenwärtig – gepaart mit Innovationswillen und einigem Wagemut. H. LACHMANN

 

Ein Beitrag von:

  • Harald Lachmann

    Harald Lachmann ist diplomierter Journalist, arbeitete zuletzt als Ressortleiter Politik, und schreibt heute als freier Autor und Korrespondent für Tages-, Fach- sowie Wirtschaftszeitungen.

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