Einfach gießen statt montieren
Wie kann sich die Gußtechnik im Wettbewerb der Fertigungs-verfah-ren gegen Umformen und Spanen behaupten?- 900 Gießerei–Ausrüster zeigten auf der Messe Gifa 90 000 Gießern die neuesten Maschinen und Werkzeuge sowie Sensor- und Regelungstechnik.
Dieses altbekannte Gedankenbild wird auch in Zukunft Bestand haben: „Aus einem Guß“ besteht das Ergebnis solider, gut durchdachter Arbeit schon seit 5000 Jahren. Heute nutzt man beim Guß alle Möglichkeiten des Computerzeitalters, um zuverlässige Produkte zu fertigen. In den Seriengießereien haben längst die Automaten Einzug gehalten, bis hin zum „Kollegen Roboter“, wie es am Stand der ABB Flexible Automation GmbH, Friedberg, auf der Messe Gifa vom 9. bis 15. Juni in Düsseldorf zu besichtigen war. Die größten dieser Maschinen bewältigen rund 200 kg bei einer Reichweite von 2,9 m. Einzelgeräte werden mit Fertigungssystemen zu komplexen, verketteten Produktionslinien zusammengefaßt.
Eine der bemerkenswertesten Neuentwicklungen, die auf der Gifa in Düsseldorf vorgestellt wurden, betrifft das Niederdruck-Gießen von Gußeisen in Sandformen. Im Gegensatz zur bisher üblichen Gießweise wird dabei die Form von unten gefüllt, so daß die unvermeidlichen Turbulenzen und Verwirbelungen des „fallenden“ Gießens vermieden werden. Federführend bei der Entwicklung dieses Verfahrens ist die hws Heinrich Wagner Sinto Maschinenfabrik , Bad Laasphe. Eine Pilotanlage wurde im Fachbereich Gießereitechnik der Gerhard-Mercator-Universität-Gesamthochschule Duisburg installiert und konnte während der Messe besichtigt werden.
Beim Niederdruck-Kokillengießen von Aluminium wird dieses ruhige, steigende Füllen der Form dagegen schon lange eingesetzt. Das Verfahren hat in den letzten Jahren eine deutliche Aufwertung erfahren, weil das Gefüge der Gußteile kaum Poren oder Fehlstellen aufweist. Es ist unkritisch bezüglich der Wanddicken und ermöglicht die Herstellung endabmessungsnaher Gußteile mit hochwertigen, glatten Oberflächen. Die in Kreuzwertheim ansässige Kurtz GmbH hat diese Anlagen weiterentwickelt. Um Kundenforderungen nach individuell angepaßten, konsequent reproduzierbaren Gießparametern erfüllen zu können, haben die neuen Anlagen eine SPS-gesteuerte Proportionalventiltechnik für den Druckaufbau und die Kokillenkühlung.
Fortschritte auch bei automatischen Formanlagen für das Sandgießen. Am Stand der Georg Fischer Disa GmbH, Heiligenhaus, wurde eine neue Anlagengeneration vorgeführt, die in 1 h bis zu 500 Sandformen herstellen kann – eine Form alle 7,2 s. Die mit der neuen Anlage produzierten Formen sind zudem sehr präzise, der Versatz liegt bei lediglich 0,1 mm.
Viele Gießereien verwenden als Formstoff Sand, der mit Bentonit gemischt wird, um die Sandkörner zu verkleben und der Form damit Halt zu geben. Dieser Zusatz kann regeneriert und wiederverwendet werden. Dabei müssen Temperatur und Feuchte kontrolliert eingestellt sein. Ein neues Verfahren hierfür entwickelte die Maschinenfabrik Gustav Eirich, Hardheim. Dabei nutzt man die Tatsache, daß der Siedepunkt des Wassers mit abnehmendem Luftdruck sinkt, für die gezielte Einstellung der Formstofftemperatur durch kontrollierte Einstellung eines sehr niedrigen Luftdrucks. Während dieser Vakuumbehandlung in einem druckdichten Gefäß wird der Formstoff gleichzeitig kräftig durchgemischt. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens ist, daß für Mischen und Kühlen nur noch ein Aggregat benötigt wird.
Neuland betreten hat auch der Druckgießmaschinenbauer Oskar Frech, Schorndorf. Auf der Gifa wurde eine Anlage vorgestellt, die vollständig elektrisch angetrieben ist. Die neue Maschinengeneration ist umweltfreundlicher, leiser, schneller und sauberer und verbraucht zudem weniger Energie als die bisherige Technologie. Aufgrund der hohen Kräfte, die auftreten, wurden solche Anlagen bisher mit hydraulischen Antrieben ausgerüstet. Diese haben jedoch einige Nachteile, vor allem auch deshalb, weil die aus Sicherheitsgründen verwendeten Wasser-Glykol-Hydraulikmedien nicht in die Umwelt gelangen dürfen.
Und zum Schluß noch das Gußputzen: Hierbei werden nicht nur anhaftende Sandreste und Grate entfernt, sondern vor allem auch die beim Gießen für Metallzufuhr, Luftabfuhr usw. offengelassenen, mit Metall gefüllten „Gießsysteme“ abgeschnitten. Dies ist einer der arbeitsintensivsten Fertigungsschritte in der Gießerei. Da diese Arbeit zudem schmutzig und körperlich anstrengend ist, wird sie immer weiter automatisiert. Erfolgreiche Fertigungslinien für das Gußputzen plant und baut die August Mössner KG in Mutlangen. Kernstück sind Hochleistungs-Band- oder Kreissägen, mit denen Gießsysteme und Grate entfernt werden.
KLAUS VOLLRATH/KÄM
Der gesamte Wertschöpfungsprozeß vom Bergbau bis zum metallischen Produkt zog über 90 000 Fachbesucher vom 9. bis 15. Juni nach Düsseldorf zu Geospectra und Minetime, Gifa, Metec und Thermprocess.
Ein Anziehungspunkt der Minetime war diese Beton-Spritzpumpe Spraymec 9150 von Normet, Peltosalmi/Finnland. Sie festigt Oberflächen von Tunneln und Kavernen mit Querschnitten bis 200 m2.
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