Druckbranche atmet auf
Etwa zwei Jahre nach der letzten Drupa zeigte sich auf der Ipex 2002 in Birmingham, der in diesem Jahr wichtigsten Fachmesse der grafischen Industrie, wie schnell sich die Druckbranche entwickelt. Für den deutschen Druckmaschinenbau endete die Messe erfolgreicher als erwartet.
Direkt am ersten Messetag glich die Ipex 2002 im englischen Birmingham einem deutschen Einkaufszentrum am Sonntag: Nur wenige Besucher fanden den Weg in die 20 Messehallen. Grund war die an jenem Tag stattfindende Beerdigung von Queen Mum. Das Interesse der Briten galt den Royals. Trotz des Spätstarts verlief die Messe für Veranstalter und manchen Aussteller, darunter die deutschen Druckmaschinenhersteller, zufrieden stellend.
Im weltweit meist verbreitetsten Druckmaschinenformat, dem so genannten 3B-Format oder Mittelformat überraschte Komori mit einer völlig neu konstruierten konventionellen Druckmaschine in klassischer Reihenbauweise. Das japanische Unternehmen Komori ist eines der führenden Unternehmen in der Implementierung der DI-Technologie (Direktbebilderung der Druckplatten innerhalb der Druckmaschine) und zeigte eine Sechsfarben-Mittelformatmaschine, die den Projektstatus verlassen hat und als SD 40 (die 40 bezieht sich auf die maximale Druckbreite der Maschine von 40 inch) vermarktet werden soll.
„Wir haben in der Vergangenheit unsere Struktur in Europa verändert und wollen mit der neuen Druckmaschinengeneration vor allem auch in Deutschland verstärkt Fuß fassen“, so Hennie Lammers von Komori Europe. „In Großbritannien sind wir traditionell stark, wir sehen jetzt Deutschland nach den Niederlanden und Frankreich als einen für uns wichtigen Markt.“
Eine weitere komplette Neuentwicklung war auf dem Stand des bundesdeutschen Herstellers Koenig & Bauer zu sehen. KBA stellte die Genius 52 in die Mitte ihres 1400 m2 großen Messestandes. „Diese Maschine ist eine komplette Neuentwicklung, sie hat auf der Messe hier in Birmingham zum erstenmal Farbe gesehen – und sie druckt!“, äußert sich Klaus Schmidt, Marketingvorstand der KBA begeistert.
Die Genius 52 deckt das kleinere Formatspektrum bis zu einer Bogenbreite von 52 cm ab und basiert auf einer Entwicklung des Würzburger Unternehmens Metronic. KBA entwickelte das interessante Maschinenkonzept zusammen mit Metronic unter Verwendung bewährter Komponenten der KBA Karat, welche nun auch mit einem integrierten Lackierwerk lieferbar ist, weiter. Die Würzburger sehen diese neue Maschine als eine einfach zu bedienende und günstige Alternative für kleinere Druckereien, wie auch für Unternehmen in Kontinenten wie Lateinamerika.
Exakt dieses Marktsegment der mehrfarbigen „kleinen Druckmaschinen“ deckt Heidelberg bereits sehr erfolgreich mit der Heidelberg GTO und der modernen SM 52 ab. Vice President 35 x 50 bei Heidelberg, Christian Wiethüchter: „Wir sehen das 35 x 50 Format als sehr wichtig an und bieten in diesem Segment echte Produktionsmaschinen an.“
Auf der IPEX stellte Heidelberg erstmals die serienreife SM52 mit Inline-Stanzwerk vor. Dieses absolut neue Konzept wurde von den Besuchern überaus positiv aufgenommen. „Eigentlich wollten wir hier die Maschine nur präsentieren, haben aber schon einige dieser neuen Maschinen verkauft“, so Wiethüchter weiter. Die Maschine weist in eine Richtung der integrierten, automatischen Weiterverarbeitung von Druckprodukten – Druckmaschinen als Produktionsmaschinen mit Mehrwert. Added-Value, darunter fallen auch die langen Schön- und Widerdruckmaschinen im Bogenoffset.
Bernhard Schreier, Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Druckmaschinen AG, bezeichnete den Auftritt des Unternehmens „als einen guten Start in das neue Geschäftsjahr“, er teilte aber auch die Meinung führender Manager von Unternehmen der Investitionsgüterindustrie, dass sich die Weltkonjunktur erst im 2. Halbjahr 2002 spürbar erholen werde. Die Gerüchte um den Verkauf des Unternehmens an einen amerikanischen Investor beeinträchtigten das Geschäft der Heidelberger nicht.
Reinhardt Siewert, Vorstand der Koenig & Bauer AG (KBA) ist mit dem Ergebnis der Messe sehr zufrieden. „Unser Messestand war während der IPEX-Tage hinweg gut besucht, obwohl wir eine eher weniger exponierte Lage hatten.“ „Der Anteil der Entscheider unter den Besuchern war sehr hoch.“
„Mit einem solchen Erfolg hatten wir nicht gerechnet unsere Erwartungen hinsichtlich Vertragsabschlüssen wurden übertroffen. Die Qualität der Besucher war auf äußerst hohem Niveau“, so die Einschätzung nach der Auswertung der Ipex von Gerd Finkbeiner, Vorstandsvorsitzender der MAN-Roland Gruppe. Bei der MAN Roland Druckmaschinen AG stand die zweite Version der Dicoweb als 16-Seiten-Rollendruckmaschine neben dem neuen durchgängigen Design aller Maschinen aus Augsburg und Offenbach im Mittelpunkt des Messeauftritts.
Die digitale High-Volume-Produktionsmaschine verfügt über eine einzigartige Technologie und geht als 16-Seiten-Maschine zu Mohndruck nach Gütersloh. „Die Dicoweb war schneller aufgebaut als eine unserer Halbformatdruckmaschinen“, erklärt ein MAN-Mitarbeiter. In der Tat überzeugt das modulare Konzept der Maschine: Neben Design als Erfolgsfaktor spielt Vernetzung einer immer größere Rolle im Druckprozess. UWE CLEVER
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