Die defekte Werkzeugmaschine meldet sich per SMS
Immer mehr Werkzeugmaschinen sind bestens gerüstet für Netservice, Onlinediagnose und Fernwartung per Internet. Das rechnet sich für den Anwender und Hacker bleiben außen vor. Denn auch die IT-Sicherheit beim externen Zugriff auf Produktionsnetzwerke haben die Aussteller gut im Griff.
Service wird immer mehr zu einem wichtigen Bestandteil des Werkzeugmaschinenbaus, wie der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) in Frankfurt feststellt. Der Anteil am Gesamtumsatz liege dort inzwischen bei rund 20 %, Tendenz steigend. Dazu zählen auch immer mehr Teleservice, Fernwartung und Netservice – wie der Service via Datenleitung genannt wird. „Teleservice kommt mit Blick auf die Total Cost of Ownership eine zentrale Bedeutung zu. Durch Werkzeuge wie Condition Monitoring wird eine echte, zustandsorientierte Wartung von Maschinen möglich“, so Uwe Häberer, Leiter Geschäftsfeld Werkzeugmaschinen bei Siemens A&D Motion Control Systems, Erlangen auf der AMB 2006.
„Teleservice“ ist auch das Stichwort, mit dem sich die Studie „Werkzeugmaschine 2010“ befasst. Ihr Trend ist klar: Die Bedeutung des Themas wurde von zwei Dritteln der Befragten als „hoch“ eingeschätzt. Noch mehr, nämlich 75 % sind der Meinung, der deutsche Maschinenbau sei im Hinblick auf Teleservice „gut gewappnet“. In der Praxis scheinen etliche Werkzeugmaschinenhersteller sogar schon weiter: „Neue Maschinen sind zum großen Teil für einen Netservice eingerichtet, da bewegen wir uns im Bereich zwischen 60 % bis 70 %“, weiß Sven Mülleneisen, Leiter Dienstleistungsprodukte beim AMB-Aussteller Gildemeister aus Bielefeld. Denn je komplexer die Maschine oder Anlage, desto höher sei auch der Teleservice-Anteil.
Auf der Messe präsentiert auch die Siemenstochter EPS Network – Electronic Production Services – ihre Teleservice-Dienstleistungspakete für Werkzeugmaschinen. Das Konzept dabei: Daten etwa aus der Steuerung werden erfasst, analysiert, strukturiert und den Beteiligten in festgelegtem Umfang auf einem zentralen EPS-Server, mit einer 128-Bit-SSL-Verschlüsselung geschützt, zur Verfügung gestellt. So kann die Maschine zum Beispiel SMS oder E-Mails über den Server verschicken und benötigt dabei keinen lokalen Provider oder Server. „Solche Servicestrategien machen Stillstandszeiten für Maschinenanwender planbar. Sie erhöhen somit Fertigungsqualität und Produktivität“, betont Uwe Häberer. So erhält etwa der Servicetechniker alle erforderlichen Informationen und zwar – mit entsprechendem Zugangscode – über jeden internetfähigen PC.
Auch GE Fanuc Automation CNC Deutschland aus Neuhausen bietet auf dem Killesberg einen mehrstufigen Teleservice. Im „Basis Operator Package“ kann der Servicetechniker aus der Ferne Einblick in die Steuerung nehmen und sich ein Bild über den Zustand der Maschine machen. Dass der Servicetechniker online ist, wird dem Bediener der Maschine auf dem Display der Steuerung signalisiert. Wenn Maschinenbediener und Servicetechniker gemeinsam Ursachenforschung betreiben wollen, bietet sich „Dual Screen Display“ an. Sie haben dann das Programm auf ihrem Bildschirm und können so per Telefon das Problem lösen.
Dass IT-Sicherheitsprobleme kein Grund mehr für Bedenken gegen Teleservice sind, belegt Trumpf, Ditzingen, in den Stuttgarter Messehallen. Gemeinsam mit dem Softwarehaus DS Data Systems wurde eine Fernwartungslösung entwickelt, die als erste ihrer Art vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) zertifiziert wurde. „Mit unserem neuen Trumpf-Telepresence-Portal greifen Servicetechniker gesichert und standortunabhängig auf eine zentrale Plattform zu, wobei die kundenspezifischen Sicherheitsanforderungen und Zugangsdaten von speziell autorisiertem Personal verwaltet werden“, konkretisiert Rainer Thieringer, Leiter der Abteilung Softwareentwicklung bei Trumpf Laser in Schramberg. Verschiedene kundengerechte Einwahlverfahren seien dabei gleichzeitig verfügbar, wobei das System alle Zugriffe protokolliere. Zu Wartungsarbeiten oder zwecks Behebung von Pannen können sich Spezialisten unter Wahrung der strengen Sicherheitsvorschriften aufschalten. EDGAR LANGE/KIP
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