Benchmarking setzt Maßstäbe für die produktive Konstruktion
Immer wichtiger wird für Maschinenbauunternehmen der Blick auf Forschung und Entwicklung, so Günther Schuh, Direktor am Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen. „Innovation muss es bringen“, so sein Appell vor dem Hintergrund der schwierigen Weltwirtschaftslage, als er vorige Woche fünf „Successfull Practice“-Unternehmen vorstellte. Dazu sei es wichtig von erfolgreichen Vorbildern zu lernen.
Wie bereits über mehrere Jahre in St.Gallen/Schweiz, hatte der Universitätsprofessor mit einem Konsortium aus Industrieunternehmen ein Benchmarking festgelegt. Das Ergebnis sind insgesamt dreizehn Erfolgsstrategien für F&E im Maschinenbau. Zudem wurden nach einer Befragung von über 100 Maschinenbaubetrieben in Deutschland fünf Unternehmen ausgezeichnet, bei denen die Strategien erfolgreich umgesetzt werden.
Als ein wesentliches Kriterium für die erfolgreiche Produktentwicklung sieht Günther Schuh das Engagement der Geschäftsführung. „Klassischer Faktor ist, dass bei Unternehmen das Management erst ab der Produktion einsetzt“, so der WZL-Direktor. Bei den Successfull-Practice-Unternehmen zeige sich die Geschäftsleitung dagegen für die F&E direkt verantwortlich.
Bewusst hat man bei der Bewertung der einzelnen Maschinenbauer den Begriff „Best Practice“ vermieden, denn „es gibt keine pauschale Lösung“, weiß Günther Schuh. So findet man bei den ausgezeichneten Unternehmen teilweise sehr verschiedene Strategien hinsichtlich der optimalen Entwicklungstiefe.
Die Werkzeugmaschinenhersteller Chiron in Tuttlingen und Trumpf in Ditzingen sowie die Textilmaschinenfabrik Trützschler aus Mönchengladbach, Pfeiffer Vacuum in Asslar und Teamtechnik Maschinen und Anlagen aus Freiberg haben dazu jeweils ihre spezifische Lösung gefunden. Während z. B. Trützschler sogar eigene Steuerungen und Servoantriebe entwickelt, setzt man bei Chiron in der Entwicklung der CNC-Bearbeitungszentren bei Steuerungen ausschließlich auf Standardkomponenten. Dennoch sind beide Unternehmen nach Ansicht des Konsortiums mit ihrer Strategie im Verhältnis zu ihren Wettbewerbern besonders erfolgreich.
Für den Leiter des Benchmarkings steht deshalb fest: „Die untersuchten Unternehmen kämpfen auf höchstem Niveau.“ Insgesamt fällt dem Branchenkenner jedoch ein Wandel in der Produktentwicklung auf: „F&E ist stärker als je zuvor kostenorientiert.“ Die Verfolgung von Zielkosten dürfe dabei jedoch nicht nur auf den Konstrukteur konzentriert sein, sondern müsse im Gesamtprozess inklusive dem Management erfolgen. Trotz Kostendrucks sei zudem „Mut zum Elfenbeinturm“ wichtig. Denn die Entwicklung ohne Kundeneinfluss und mit eigenem Budget sei für die Erfindung neuer Produkt ideen entscheidend. M. CIUPEK
www.wzl.rwth-aachen.de
Erfolgsfaktoren im Maschinenbau
– Die Geschäftsleitung führt die Forschung und Entwicklung direkt.
– Es gibt eine optimale (individuelle) Entwicklungstiefe.
– Es besteht Mut zur „Spinner“-Entwicklung – Elfenbeinturm.
– Technologiebetrachter werden zu Technologiepromotoren.
– Zielkosten werden zu Projektbeginn bestimmt und während des Projektes
kontinuierlich überwacht.
– Zur Risikominimierung werden Vorstudien durchgeführt.
– Projektleiter F&E übernehmen die Hauptverantwortung.
– Methoden zur effektiven Produktentwicklung werden genutzt.
– Erfahrungen aus dem Service werden genutzt.
– F&E-Bereichsleiter sind auch Personalbroker und keine „Landesfürsten“.
– Die Produktentwicklung erfolgt konsequent in 3D-CAD.
– Produktdatenbanken werden zum Wissenmanagement genutzt.
Quelle : WZL
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