Alle Asse im Spiel um die Weltspitze
Mit durchschlagendem Erfolg baut die FAN Separator GmbH auf Kreativität und junge Mitarbeiter. Fast alle leitenden Positionen des Maschinenherstellers werden von Ingenieuren besetzt.
Trotz wirtschaftlichen Höhenfluges hat man in Lippetal aber die Bodenhaftung nicht verloren.
Als Friedrich Weigand 1986 seine ersten Pressschneckenseparatoren verkaufte, hatte er gerade einmal vier Mitarbeiter: eine Sekretärin, einen Verkäufer, einen Konstrukteur und einen jungen Agraringenieur, der die Maschinen in landwirtschaftlichen Betrieben installierte, optimal einstellte und gelegentliche Versuche durchführte. Diese Separatoren trennen Gülle in ihre Bestandteile: Flüssigkeit und Feststoff. Während die Flüssigkeit – wesentlich reduziert im Phosphat- und Nitratgehalt – wieder auf den Acker ausgebracht werden kann, wird der Feststoff kompostiert oder auf weniger belasteten Böden verteilt. So schont man nicht nur die Umwelt, sondern auch das Portmonee, denn schon nach kurzer Zeit hat sich solch ein Separator für den Landwirt bezahlt gemacht.
Das sprach sich schnell herum – nicht nur in der Landwirtschaft. Inzwischen sind Separatoren und verwandte Produkte wie Flotationsanlagen und Zentrifugen der Firma FAN aus dem kleinen Ort Lippetal bei Soest (Westfalen) in aller Welt im Einsatz: Sie pressen Ananas-, Karotten- und Apfelsaft, filtern Trübstoffe aus Wein und pressen Reststoffe aus der Kaffeeverarbeitung, aus Kartoffel- und Orangenschalen. Bei der Entwässerung von Schlämmen in der Papierindustrie ist der Separator ebenso im Einsatz wie in weniger appetitlichen Branchen: Auf Schlachthöfen werden die Geräte und Anlagen bei Abwasser, das bei der Schlachtung und der Zerlegung der Tiere, aber auch bei der Entwässerung von Magen- und Darminhalt der Tiere eingesetzt. Annähernd alle deutschen Schlachthöfe sind mit FAN-Technik ausgerüstet.
Mit einem Gespür für immer wieder neue Ideen und dem entsprechenden Know-how in der Umsetzung ging es in den 16 Jahren seit der Firmengründung stetig bergauf, mittlerweile gibt es Tochtergesellschaften in den USA, China und Singapur, das Unternehmen verfügt über ein weltweit gespanntes Händler- und Distributorennetz. Insgesamt sind mehr als 3000 Anlagen international im Einsatz. Für 2003 wird ein weltweiter Umsatz von 10,6 Mio. € erwartet. Und ein Ende des Booms ist noch nicht in Sicht. Weigand: „Überall ergeben sich neue Möglichkeiten. Der Bedarf an FAN-Produkten ist jedoch in Amerika, insbesondere in Nordamerika noch längst nicht gedeckt, Steigerungen sind hier sehr wahrscheinlich.“ Hubertus Beumer, zweiter Geschäftsführer und Mit-Gesellschafter des Unternehmens, ergänzt: „Auch der asiatische Markt verspricht gute Möglichkeiten.“ Einziger Wermutstropfen sind die vielen Nachahmerprodukte und billigen Nachbauten. Die Gegenwaffe der westfälischen Maschinenbauer: So rasch wie möglich qualitativ hochwertige Weiterentwicklungen.
Damit der Markt auch weiterhin mit der gewohnten Qualität bedient wird, setzt FAN auf junge, kreative Ingenieure. Beumer: „Viele unserer Ingenieure sind über das Programm ,Karrieresprungbrett Wirtschaft“ von Arbeitsamt, Kreishandwerkerschaft und Industrie zu uns gekommen. Der Gedanke, der dahinter steht: Junge Studienabgänger ohne Berufserfahrung die nötigen praktischen Kenntnisse sammeln zu lassen“ – wozu auch Kundenähe zählt. Im ersten Jahr des Programms werden den Jungingenieuren nur die Unterhaltskosten erstattet – dafür können sich alle ihr späteres Arbeitsgebiet selbst mit aufbauen. Und die Übernahme ist fast garantiert. Hubertus Beumer: „Wir haben 95 % der Teilnehmer übernommen.“
Später können sich die praxiserfahreneren Ingenieure für den Vertrieb entscheiden oder in der technischen Entwicklung oder Verfahrenstechnik arbeiten. „Dort gibt es gute Aufstiegsmöglichkeiten“, erläutert Beumer. „Eigentlich alle leitenden Positionen bei uns sind von Ingenieuren besetzt.“ Ein weiteres attraktives Lockmittel: „Es besteht auch die Möglichkeit, eine Zeit lang ins Ausland zu unseren Tochtergesellschaften zu gehen.“
SABINE HENSE-FERCH
Ein Beitrag von: