CAD/CAM 10.10.2003, 18:26 Uhr

3D-CAD beschleunigt das Fahrgeschäft

Selten sind Produkte von Mittelständlern so erfahrbar, wie die Fahrgeschäfte von Heinrich Mack, z.B. auf dem Oktoberfest in München. Innovationskraft und Prozessorientierung brachten der Firma den Erfolg zurück. Im Werk Waldkirch plant man schon für Olympia 2008 in China und die Expo 2010 in Schanghai.

Attraktiv für Passagiere müssen Fahrgeschäfte sein, aber lohnen muss sich die Produktion für den Hersteller auch: Auf dem Oktoberfest in München waren es einmal mehr die „Wilde Maus“, die Wildwasserbahn und der Musik-Express von Mack, wo sich neben Power-Tower und Top-Spin die längsten Warteschlangen bilden. Die Familie Mack in Waldkirch ist einer der erfolgreichsten Hersteller und Betreiber von Fahrgeschäften und Freizeitanlagen. In diesem Jahr wurde das Unternehmen als einer der innovativsten Mittelständler Deutschlands mit der Aufnahme in die Liste der „Top 100“ gekürt.
„Leider“, so Erhard Bender, mit Kurt Mack-Even seit 2001 Geschäftsführer, „gibt es in dieser Branche noch kein Ranking.“ Universal Studios kauften hier ein, für Seaworld wurden „Watercoaster“ gebaut, Disneyland gehört zu den Stammkunden, dazu kommt der von Roland Mack geführte Europapark Rust mit 3,55 Mio. Besuchern in 2002.
Dabei sah es zwischendurch gar nicht so gut aus: „Es kommt oft vor, dass die Tochter der Mutter über den Kopf wächst“, kommentiert Bender lächelnd den Erfolg des Europaparks. „Dass aber dann die Mutter noch mal durchstartet wie unser Unternehmen in den letzten zwei Jahren, ist wahrscheinlich eher selten.“
Und er verrät, wie das möglich war: „Wir haben die Prozesse in Entwicklung, Fertigung und Montage, Vertrieb und Wartung gründlich analysiert. Jeden einzelnen Schritt haben wir geprüft und entsprechend den Anforderungen unserer Kunden neu organisiert. Mit dem sensationellen Ergebnis, dass wir nach einigen Jahren mit roten Zahlen bereits 2002 wieder kräftig im grünen Bereich waren, und dieses Jahr werden wir unsere hoch gesteckten Ziele ebenfalls gut erreichen.“
Die Prozesse nachvollziehbar zu dokumentieren ist für den Hersteller von Fahrgeschäften vor dem Hintergrund der Produkthaftung ein absolutes Muss. Deshalb hat Mack seit Dezember 2002 das Zertifikat ISO 9001:2000. Schließlich sollen Fahrgäste und Anlagen trotz „halsbrecherischen“ Aktionen heil bleiben. Die Vorausberechnung etwa von Seitenkräften in scharfen Kurven oder der Negativbeschleunigung am Ende des Achterbahn-Schusses sind deshalb beim Engineering selbstverständlich.
Noch vor fünf Jahren gab es ausgenommen der Konstruktionsabteilung im ganzen Haus nur fünf PC. Mit dem CAD-System AutoCAD wurden schon Ende der 80er Jahre die Zeichnungen erstellt. An die Stelle von Archivierungsschränken trat die elektronische Datenverwaltung mit System Compass, das vom Mittelständler AIM systems aus Karlsfeld stammt.
Das Produktlebenszyklus-Management (PLM) ist in Waldkirch gelebte Praxis. „Wir müssen Kunst, Handwerk und Industrie unter einen Hut bringen, der uns passt,“ meint Bender. Als Galionsfigur eines Fahrzeuges gestaltet ein Künstler z.B. einen Drachen noch von Hand. Aber die Fahrgeschäfte der nächsten Generation sind für ihn ohne 3D-Modell und elektronisches Datenmanagement nicht mehr denkbar.
Deshalb ist Mack schnell bei der Umstellung auf den 3D-Modellierer Autodesk Inventor und bei der Einführung der Software Navision für die betriebswirtschaftliche Planung. Über das PLM-System Compass wird dann die Verbindung der Produkt- mit den Produktionsdaten erledigt.
Obwohl es nicht für Kleinserien reicht, können doch viele Komponenten standardisiert und zu wiederverwendbaren Modulen gemacht werden. Auch das Rad eines Achterbahnwagens soll nicht immer wieder neu erfunden werden. Dabei erwarten sich Konstrukteure Unterstützung vom neuen CAD-System. Riesige Holzplatten, die für Fahrgeschäfte das Gehäuse oder die Plattform für die Fahrgäste bilden, werden nach CAD-Daten mit einem NC-gesteuerten Hochdruckwasserstrahl zugeschnitten. Die Stichsäge war ungenauer und auch langsamer.
Interaktive „Funcoaster“ sollen dem Fahrgast künftig erlauben, durch Interaktion mit dem Gerät Ereignisse auszulösen, die bei jeder Fahrt andere sein können. Hier müssen Elektronik und Mechanik vom Feinsten exakt zusammenspielen. Aus dem Produkt- wird zunehmend dabei ein Projektgeschäft. Bahn und Wasserfall müssen in die Gebäude, Berge und Höhlen des Ereignisparks passen und darin funktionieren. Ohne reibungslose Zusammenarbeit aller am Projekt beteiligten Firmen während der gesamten Entwicklungszeit wäre Termintreue nicht möglich.
Es gibt keine Stellenbeschreibung mehr bei Mack. In Projektteams orientieren sich alle gemeinsam an den Erfordernissen des Prozesses, der das Projekt zum erfolgreichen Abschluss führt. Von Anfang an ist das Technische Büro dabei, die Konstruktion, der Vertrieb, die Produktion und die Beschaffung. Der Projektplan hängt – für alle einsehbar – da, wo die Anlage entsteht.
Die 114 Mitarbeiter werden ziel- und ertragsorientiert entlohnt, sie sind am Erfolg beteiligt. Mit dem Betriebsrat wurde eine flexible Arbeitszeit eingeführt, die es zulässt, dass ein Fachbereich auch mal nur 25 Wochenstunden, eine andere Woche aber 48 Stunden vor Ort ist. Im Durchschnitt werden in der Produktion 36 und in den Büros 38 Stunden wöchentlich gearbeitet. Heute plant man dort bereits die Olympiade 2008 in China und die Expo 2010 in Shanghai. U. SENDLER/CIU

 

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Ein Beitrag von:

  • Martin Ciupek

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Maschinen- und Anlagenbau, Produktion, Automation, Antriebstechnik, Landtechnik

  • Ulrich Sendler

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