Berliner Physiker auf der Spur von Lebensmittelfälschern
Mit der so genannten Raman-Spektroskopie lassen sich Herkunft und Frische von Fleisch sekundenschnell bestimmen. Bisher gibt es allerdings nur Prototypen.

Mit der von Physikern der TU Berlin entwickelten Laserpistole kann sekundenschnell festgestellt werden, von welchem Tier das gerade geprüfte Fleisch stammt und wie alt es ist.
Foto: TU Berlin
Ein Team, das Heinz-Detlef Kronfeldt vom Institut für Optik und atomare Physik der Technischen Universität Berlin leitet, hat eine Laserpistole entwickelt, mit der sich feststellen lässt, von welchem Tier das gerade geprüfte Fleisch stammt und wie alt es ist. Auch mit Pferdefleisch versetzte Fertiggerichte könnten damit ruchzuck identifiziert werden. Kommerziell einsetzbar ist das Gerät aber noch nicht. Es gibt nur Prototypen.
Der Test beruht auf der Raman-Spektroskopie, die auf den gleichnamigen indischen Physiker zurückgeht. Licht, in diesem Fall das einer roten Laserdiode, wird von Festkörpern, auch wenn sie wie Fleisch eher weich sind, teilweise verschluckt. Atomare Prozesse sorgen dafür, dass die Frequenz eines Teils des eingestrahlten Lichts verändert und abgestrahlt wird. Sensoren fangen das Licht ein.
Für die Veränderung der Frequenz sind der Muskelfarbstoff Myoglobin sowie die Proteine im Fleisch verantwortlich. Die Proteine sind für jedes Tier charakteristisch, das heißt, bei jeder Fleischsorte entsteht ein ganz bestimmtes Spektrum. Zudem verändern sich die Proteine mit der Zeit und damit das Spektrum. Die Tester können also gleichzeitig Fleischart und Alter bestimmen.
Bei Fertiggerichten, die Spuren von Pferdefleisch enthalten, funktioniert das Verfahren ebenfalls. „Dann ändern sich die Signale“, sagt Kronfeldt. Neben dem normalen Spektrum tauchen dann zusätzliche Muster auf. Damit ist es sogar möglich, Fleisch, Fett, Bindegewebe und Knochen zu unterscheiden.
Mittlerweile ist es den Wissenschaftlern gelungen, neben dem Fleisch von sämtlichen gängigen Tieren wie Schwein, Rind und Huhn auch das von eher exotischen wie Kamelen, Krokodilen und Schlangen zu identifizieren.
Erfolgreich eingesetzt im Gammelfleischskandal
Vor fast sechs Jahren wurde die Berliner Raman-Pistole bereits im so genannten Gammelfleischskandal erfolgreich eingesetzt. Damals wurde abgelaufenes Fleisch umverpackt und mit neuem Haltbarkeitsdatum versehen.
Mittlerweile haben die Forscher das Verfahren weiterentwickelt. Mit dem jüngsten Prototypen, der über zwei Leuchtdioden mit leicht unterschiedlichen Frequenzen verfügt, lässt sich die Frische von Fleisch testen, ohne es aus seiner Verpackung zu holen. Jetzt suchen die Physiker ein Unternehmen, das die Raman-Pistole zur Serienreife bringt.