WM-Schminke kann Krebs verursachen
Fußballfans aufgepasst: In neun von 14 WM-Schminkprodukten haben Kosmetiklabore den Farbstoff Lackrot gefunden. Er steht unter Verdacht, Krebs zu erregen und ist in der EU eigentlich längst verboten.

Das Problem mit der krebserregenden WM-Schminke: Die Behörden dürfen die Namen der zweifelhaften Hersteller bislang nicht nennen, Fans tappen daher im Dunkeln.
Foto: dpa/Kevin Kurek
Die meisten WM-Schminkstifte beinhalten krebserregende Stoffe, stellten die Kosmetiklabore der Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter (CVUA) Karlsruhe und Freiburg in Untersuchungen fest. Vor und zu Beginn der WM untersuchten sie die schwarz-rot-goldenen Farbstifte auf verbotene, nicht deklarierte Farbstoffe und Pigmente.
Das Ergebnis ist erschreckend, nicht nur für die Fans: Neun von 14 Produkten enthalten den Farbstoff Lackrot (CI 15585), der schon seit 1993 in der gesamten EU wegen gesundheitlicher Bedenken verboten ist. Er steht auf der EU-Verbotsliste für riskante Stoffe in Kosmetika und unter Verdacht, Krebs zu erregen.
Bariumsalz ist als Zusatzstoff längst verboten
Beim Lackrot handelt es sich um das Druckfarbpigment Red 53 mit der Colour-Index-Nummer CI 15585. Es entsteht durch die Azokupplung von 4-Chlortoluidinsäure und ß-Naphthol. Durch die Verlackung entsteht Bariumsalz, das die europäische Kosmetikverordnung längst verboten hat.
Die Produkte stammen laut Angaben auf der Verpackung alle aus China. Zwölf der untersuchten Proben waren nicht ausreichend gekennzeichnet. Weitere fünf Proben enthielten außerdem einen gelben Farbstoff, den die Forscher nicht identifizieren konnten. Sie vermuten aber, dass auch dieser Stoff in der EU nicht zugelassen ist.
Behörden dürfen Herstellernamen nicht nennen
Als Konsequenz gegen die Verstöße gegen die europäische Kosmetikverordnung dürfen die Stifte nicht mehr verkauft werden, entschied Baden-Württembergs Verbraucherschutzminister Alexander Bonde (Grüne). „Fußballfans erwarten zu Recht, dass Fanartikel sicher sind und die Schminke in Nationalfarben unbedenklich verwendet werden kann“, sagt Bonde in einem Bericht des Spiegel. Inhaltsstoffe wie das verbotene Lackrot hätten in Kosmetika nichts zu suchen.

Besonders für Kinder ist der Zusatzstoff Lackrot gesundheitsgefährdend. In Baden-Württemberg ist die WM-Schminke daher schon verboten.
Quelle: dpa
Damit die Verbraucher mit den Tests aber tatsächlich etwas anfangen können, müsste auch bekannt sein, um welche Produkte es sich genau handelt. „Wir benötigen endlich ein bundesweites Gesamtkonzept, das es uns ermöglicht, unsere Untersuchungsergebnisse zeitnah zu veröffentlichen und dabei die Namen von Hersteller und Produkt zu nennen“, fordert Bonde. Dann könnten sich die Verbraucher auch in ihrem Kaufverhalten entsprechend nach den Tests richten.
„Die Menschen brauchen beim Einkauf mehr Sicherheit,“ bestätigte auch die verbraucherschutzpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Charlotte Schneidewind-Hartnagel. „Gerade die Fan-Schminke hat gezeigt, dass Ross und Reiter benannt werden müssen. Wenn klar ist, wer bewusst giftige Substanzen verwendet, muss nicht gleich eine ganze Branche unter Generalverdacht geraten.“