Risiken minimieren 26.11.2024, 14:00 Uhr

Wie funktioniert Drogen-Checking?

In verschiedenen Städten laufen Projekte, bei denen Konsumierende die Reinheit von Drogen analysieren lassen können. Wie funktioniert ein solches Drogen-Checking?

Drogen

Verunreinigte Drogen sorgen immer wieder für lebensgefährliche Situationen. Ein Drogen-Checking kann für mehr Sicherheit sorgen.

Foto: PantherMedia / Yuri Arcurs

Drogen-Checking ist ein innovatives Konzept der Drogenprävention. Es bietet Konsumierenden die Möglichkeit, ihre Substanzen anonym auf Reinheit und Inhaltsstoffe testen zu lassen. Ziel ist es, das Gesundheitsrisiko zu minimieren, über potenzielle Gefahren aufzuklären und so langfristig Leben zu schützen.

In Deutschland gibt es bereits mehrere Projekte, die auf dieses Verfahren setzen. Ende 2024 startete ein Modellversuch in Schwerin. In Berlin wird das Drogen-Checking schon seit Mitte 2023 erfolgreich umgesetzt. Rund 2000 Proben wurden hier im ersten Jahr untersucht. Doch wie läuft ein solches Drogen-Checking ab? Wer kann es nutzen? Und welche Grenzen hat es? Ein Überblick.

Was ist Drogen-Checking und warum ist es wichtig?

Drogen-Checking ist mehr als nur eine chemische Analyse. Es ist ein umfassendes Beratungskonzept. Konsumierende können ihre Substanzen anonym abgeben und analysieren lassen. Die Ergebnisse der Tests helfen dabei, Risiken einzuschätzen und informierte Entscheidungen zu treffen.

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Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese betont: „Der Drogentest muss immer mit einer Risikobewertung und gesundheitlicher Aufklärung verbunden sein.“ Ziel ist es, nicht nur die Inhaltsstoffe zu prüfen, sondern auch das Bewusstsein für die Gefahren des Konsums zu schärfen.

Der Ablauf eines Drogen-Checkings

Anhand des Berliner Beispiels möchten wir kurz erläutern, wie ein Drogen-Checking abläuft. Es gliedert sich in mehrere Schritte:

  1. Abgabe der Probe
    Konsumierende geben eine kleine Menge ihrer Substanz ab – in der Regel wenige Milligramm oder Tropfen reichen aus. Wichtig ist, dass Pulver gut durchmischt wird, um verlässliche Ergebnisse zu erhalten. Tabletten werden immer im Ganzen abgegeben.
  2. Chemische Analyse
    Die Substanz wird in einem Labor auf drei Hauptkriterien untersucht:
    • Identität der Wirkstoffe: Welche Substanzen sind enthalten?
    • Wirkstoffmenge: Wie hoch ist der Gehalt der Inhaltsstoffe?
    • Verunreinigungen: Welche schädlichen Stoffe sind enthalten?
  3. Rückmeldung der Ergebnisse
    Innerhalb weniger Tage erhalten Konsumierende die Analyseergebnisse. Diese werden in einem persönlichen Gespräch erläutert, wobei auf Risiken und Alternativen hingewiesen wird.

Was wird analysiert und was nicht?

Im Berliner Projekt wird klar kommuniziert, welche Drogen analysiert werden und welche nicht. Die Begrenzung liegt hierbei hauptsächlich an den technischen Möglichkeiten und den Projektzielen. Es wird auch deutlich gesagt, dass es dabei um Risikominderung und nicht um Qualitätssicherung geht. Dealer können also nicht untersuchen lassen, wie gut oder schlecht ihre Drogen sind.

Untersucht werden:

  • Pulver, Kristalle, Tabletten, Flüssigkeiten und ähnliche Formen
  • Psychoaktive Substanzen wie Amphetamine, Opioide, Benzodiazepine und synthetische Cannabinoide

Nicht untersucht werden:

  • Pflanzliche Stoffe wie Cannabis oder psychoaktive Pilze
  • Medikamente, Lebensmittel (z. B. alkoholische Getränke) und nicht zugelassene Substanzen wie Poppers

Welche Ziele verfolgt Drogen-Checking?

Das Hauptziel ist Prävention. Durch die Analyse sollen potenziell gefährliche Substanzen identifiziert werden, bevor sie konsumiert werden. Dies betrifft insbesondere überdosierte oder gestreckte Drogen. Der in Schwerin beteiligte Suchtmediziner Gernot Rücker erklärt: „Überdosierte oder gestreckte Substanzen können erkannt und vermieden werden.“

Das Verfahren ist jedoch keine Garantie für sichere Substanzen. Auch wenn die Analyse Ergebnisse liefert, liegt die Verantwortung beim Konsumierenden. Es ist kein Ersatz für staatliche Qualitätskontrollen, die im Schwarzmarkt nicht durchsetzbar sind.

Die Grenzen des Drogen-Checkings

Drogen-Checking hat klare Einschränkungen, das gilt für das Modellprojekt in Schwerin ebenso wie in Berlin:

  • Keine Rückgabe der Substanzen
    Abgegebene Proben werden nach der Analyse vernichtet.
  • Nicht alle Verunreinigungen erfassbar
    Chemische Verfahren können nur Stoffe erkennen, die in den Substanz-Bibliotheken des Labors hinterlegt sind. Neuartige Verunreinigungen könnten unentdeckt bleiben.
  • Kein Qualitätssiegel
    Es handelt sich nicht um eine Freigabe oder Unbedenklichkeitsbescheinigung. Das Ergebnis dient lediglich der Risikobewertung.

Mehr Sicherheit durch Prävention

Drogen-Checking ist ein vielversprechender Ansatz, um Risiken zu reduzieren und das Bewusstsein für sichere Konsummuster zu stärken. Projekte wie in Berlin oder Schwerin zeigen, dass es möglich ist, Menschen dort zu erreichen, wo sie sich aufhalten – sei es in Clubs, Festivals oder anderen Veranstaltungsorten.

Techno-DJ Dr. Motte äußerte sich begeistert: „Es geht darum, dass jeder weiß, was er konsumiert. Ich wünsche mir mehr solcher Angebote.“ Langfristig könnte Drogen-Checking dazu beitragen, die Debatte über den Umgang mit psychoaktiven Substanzen zu verändern. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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