Immunsystem-Forschung 06.10.2025, 15:30 Uhr

Medizin-Nobelpreis: Meilenstein für die Immunologieforschung

Täglich wehrt unser Immunsystem unzählige Angriffe ab und bleibt dabei erstaunlich präzise. Wie es gelingt, dass es dabei nicht den eigenen Körper zerstört, haben Mary E. Brunkow, Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi herausgefunden. Sie haben entdeckt, wie das Immunsystem sich selbst reguliert – nun erhalten sie den Nobelpreis für Medizin.

Die US-Amerikanischen Forschenden Mary E. Brunkow und Fred Ramsdell und der japanische Wissenschaftler Shimon Sakaguchi gewinnen den diesjährigen Medizin-Nobelpreis für ihre Immunologieforschung.
Foto: picture alliance / TT NEWS AGENCY/Claudio Bresciani

Die US-Amerikanischen Forschenden Mary E. Brunkow und Fred Ramsdell und der japanische Wissenschaftler Shimon Sakaguchi gewinnen den diesjährigen Medizin-Nobelpreis für ihre Immunologieforschung.

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Täglich ist unser Immunsystem im Einsatz gegen unzählige Eindringlinge – Bakterien, Viren, Pilze. Viele davon tarnen sich so geschickt, dass sie unseren eigenen Zellen zum Verwechseln ähnlich sehen. Doch woher weiß das Immunsystem, wen es bekämpfen und wen es verschonen soll?

Dieser Frage widmet sich die Forschung der drei diesjährigen Nobel-Preisträger Mary Brunkow, Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi. Die Entscheidung der Nobel-Jury stand schnell fest – für die Zukunft der Immunforschung ist durch die Entdeckung der drei Wissenschaftler ein Grundstein gelegt worden. Die drei Laureaten teilte das Karolinska-Institut am Montag, den 06. Oktober 2025, in Stockholm mit.

Zwei bahnbrechende Entdeckungen als Grundbaustein

1995 machte der japanische Wissenschaftler Shimon Sakaguchi die erste Entdeckung. Zu dieser Zeit waren viele Forschende davon überzeugt, dass sich Immuntoleranz nur dadurch entwickelte, dass potenziell schädliche Immunzellen, im Thymus, einem wesentlichen Teil des Immunsystems, durch einen Prozess namens zentrale Toleranz zerstört wurden. Sakaguchi bewies jedoch, dass das Immunsystem komplexer ist und entdeckte eine bisher unbekannte Kategorie von Immunzellen, die den Körper vor Autoimmunerkrankungen schützen.

Die beiden US-Amerikanischen Forschenden Mary Brunkow und Fred Ramsdell entdeckten dann 2001 Folgendes: Sie fanden heraus, warum ein bestimmter Mausstamm besonders anfällig für Autoimmunerkrankungen war. Die beiden Wissenschaftler entdeckten, dass diese Mäuse eine Mutation an einem Gen aufwiesen, welches sie Foxp3 nannten. Sie bewiesen außerdem, dass Mutationen im menschlichen Äquivalent dieses Gens eine schwere Autoimmunerkrankung namens IPEX verursachen.

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Im Jahr 2003 verknüpfte Sakaguchi diese beiden Erkenntnisse: Ihm gelang es zu beweisen, dass das Foxp3-Gen die Entwicklung der Zellen steuert, die er bereits 1995 identifiziert hatte. Diese Zellen, heute bekannt als regulatorische T-Zellen, überwachen andere Immunzellen und sorgen dafür, dass unser Immunsystem unser eigenes Gewebe toleriert.

Die drei diesjährigen Medizin-Nobelpreisträger (v.l.): Mary Brunkow, Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi. Foto: Ill. Niklas Elmehed © Nobel Prize Outreach

Die drei diesjährigen Medizin-Nobelpreisträger (v.l.): Mary Brunkow, Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi.

Foto: Ill. Niklas Elmehed © Nobel Prize Outreach

Wie eine Entdeckung die Medizin verändern könnte

Damit ist der Grundstein für ein neues Forschungsgebiet gelegt. Die regulatorischen T-Zellen können für die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden eingesetzt werden, beispielsweise in der Krebsforschung oder bei der Behandlung von Autoimmunkrankheiten. Derzeit gibt es 200 klinische Studien, die mit den regulatorischen T-Zellen arbeiten. Die Forschung befindet sich zwar noch vergleichsweise am Anfang, aber nichtsdestotrotz ist diese Entdeckung ein großer Meilenstein für die Medizin.

„Wir verstehen jetzt besser, wie das Immunsystem funktioniert und warum nicht jeder von uns eine schwere Autoimmunerkrankung entwickelt“, erklärte Olle Kämpe, Vorsitzender des Nobelkomitees.

Medizin-Nobelpreisträger bricht Wanderung vorzeitig ab

Immunforscher Fred Ramsdell erfuhr erst Stunden nach der Verkündung der diesjähriger Laureaten von seinem Erfolg. Wegen einer Wanderung konnte er nicht direkt erreicht werden, da es während der Verkündung an der US-Westküste noch mitten in der Nacht war.

Gegen Abend erfuhr Ramsdell dann aber von der Ehre und beendete seine Wanderung vorzeitig. Auch Mary Brunkow wurde von dem Anruf mitten in der Nacht wachgeklingelt und ging bei der fremden Nummer aus Schweden nicht ans Telefon, aus Sorge, es könne ein Spamanruf sein. Geweckt wurden sie, ihr Mann und der gemeinsame Hund dann von Reporterinnen und Reportern.

Forschung in Japan und den USA

Mary Brunkow wurde 1961 geboren. Sie promovierte an der Princeton-Universität in den USA und arbeitet derzeit am Institute for Systems Biology in der US-Westküstenmetropole Seattle. Der 64-jährige Fred Ramsdell stammt aus dem US-Staat Illinois und promovierte an der Universität von Kalifornien in Los Angeles. Er ist wissenschaftlicher Berater bei der eigenständig gegründeten Firma Sonoma Biotherapeutics in San Francisco. Der 74 Jahre alter Japanaer Shimon Sakaguchi promovierte 1983 in Kyoto. Er ist Professor an der Universität von Osaka.

 

Ein Beitrag von:

  • Anastasia Pukhovich

    Anastasia Pukhovich ist Volontärin beim VDI Verlag. Ihre Tätigkeit beim Max-Planck-Institut für Nachhaltige Materialien weckte ihr Interesse an allen Themen rund um Chemie und Umwelt, welche sie auch journalistisch verfolgt.

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