Licht-Ambiente mit einstellbarem Wohlfühlfaktor
VDI nachrichten, Frankenberg (Eder), 18. 4. 08, rok – Licht ist nicht einfach nur Licht. Seine Farbe und Intensität nehmen großen Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen. Sowohl im privaten Umfeld als auch am Arbeitsplatz. Fortschritte bei den Leuchtmitteln erschließen den Leuchtenherstellern immer neue Möglichkeiten, das Befinden des Menschen zu beeinflussen. Aussteller der Messe Light+Building in Frankfurt/M. zeigten, wohin der Trend geht.
Erkenntnisse über Wirkung und Effekte von „richtig“ eingesetztem Licht sind in den letzten Jahren schnell gewachsen. Die biologischen Auswirkungen auf Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden wurden wissenschaftlich belegt. Die Industrie greift dieses Wissen immer weiter auf und bietet entsprechende Lösungen für immer mehr Anwendungsgebiete. Dies fängt schon im privaten Umfeld an, wo mit der Lichtfarbe der ausgewählten Lampe (z. B. von Osram, Philips oder Megaman) Einfluss auf die Stimmung genommen werden kann. Und aufs Energiesparen muss dabei nicht verzichtet werden, gibt es doch auch Energiesparlampen in unterschiedlichen Lichtfarben – von gemütlichem Warmweiß (unter 3300 K) bis zu aktivem Tageslichtweiß (über 5300 K).
Auch farbige Akzente lassen sich im Wohnbereich setzen, z. B. mit LED-Lampen von Paulmann, die in vorhandenen Leuchten handelsübliche Hochvolt- und Niedervoltlampen ersetzen können. Auf LED setzt Philips auch bei seiner Wohnraumleuchte LivingColors, bei der das gewünschte Lichtambiente per Fernbedienung ausgewählt wird. Mit den verschiedenen Lichtfarben verwandele sich jedes Zimmer in einen emotionalen Erlebnisraum, so Philips.
„Nicht im Dunkeln fernsehen“ – wer hat als Kind nicht diesen wohlgemeinten Rat von seinen Eltern bekommen? Auch hier ist die Entwicklung fortgeschritten. Statt eines einfachen Hintergrundlichts bietet Philips mit Ambilight eine Technologie für ein „intensiveres und zugleich entspannenderes Fernseherlebnis“. Auf Basis von LED projiziert Ambilight auf die Wände um den Fernsehschirm sanftes Umgebungslicht, das sich automatisch den Farben, dem Kontrast und der Helligkeit des Fernsehbildes anpasst. Damit trage es zur Entlastung der Augen bei und beuge Ermüdungserscheinungen vor, was jüngste Untersuchungen (u. a. vom Renselaer Polytechnic Institute in New York und von der Ludwig-Maximilians-Universität in München) bestätigten.
An Arbeitsplätzen, in Klassenräumen oder im Büro kommt es zum einen auf die Lichtstärke an – so hat die Beleuchtungsintensität einen Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit – zum anderen spielt auch die Lichtfarbe eine Rolle. So hat man 2002 an der Brown University in Providence im menschlichen Auge eine neue Art von Rezeptoren entdeckt. Nehmen diese warmes, rötliches Licht wahr, schüttet der Körper das Schlafhormon Melatonin aus. Kühles, bläuliches Licht regt hingegen die Produktion des Stresshormons Cortisol an, das unsere Aktivität und Aufmerksamkeit erhöht. Auch die Produktion von Serotonin wird beeinflusst, worauf man bei Spectral hinweist. Serotonin wirkt wie ein Antidepressivum und wird ausgeschüttet, sobald Licht auf die Retina trifft. Das Blue Light Research Institute habe nun herausgefunden, dass allein blaues Licht bereits die Serotoninproduktion erhöht und gleichzeitig die Melatoninproduktion unterdrückt.
Neue Lampenfamilien wie ActiViva von Philips bauen auf diese Erkenntnisse auf und enthalten entsprechend höhere Anteile an blauem Licht. Beim Einsatz als indirekte Beleuchtung können sie den Eindruck eines natürlichen Himmels vermitteln. Die dynamische Beleuchtung geht noch weiter. Anstelle einer fest eingestellten Lichtfarbe und eines festen Beleuchtungsniveaus wird dabei der Beleuchtungsrhythmus in Stärke und Farbe den Aktivphasen des Arbeitstages angepasst, im Idealfall auch noch energiesparend mit einer Anwesenheits- und Tageslichtregelung (mit Steuerlösungen z. B. von Etap, Erco, Lutron oder Zumtobel).
Für biodynamisches Licht gibt es bereits ein vielfältiges Angebot an Leuchten, zumeist basierend auf Leuchtstofflampen mit unterschiedlichen Lichtfarben sowie integrierter oder separater Lichtsteuerelektronik. Hersteller wie Artemide (z. B. mit dem Lichtsystem My White Light), iGuzzini (mit Leuchtenfamilien wie Sivra oder Light Air), Philips (Carpe Diem, Savio oder Strato) oder Regiolux (fraim-ergo) bieten den individuellen Kundenanforderungen entsprechend Lösungen. Darunter finden sich neben unterschiedlichen Steh-, Pendel- und Deckenleuchten auch großflächige Lichtdecken.
Neue Möglichkeiten erschließen sich Lichtplanern und Leuchtendesignern durch LED-Leuchten, wie Spectral mit dem futuristischen Gehäuse ihrer Astral.ed gezeigt hat. Lichtmilieus, Farblichtwechsel und Farbtemperaturänderungen sind manuell einstellbar oder als Programm abrufbar. Ein weiteres Beispiel liefert der LED-Strahler Tempura von Zumtobel. Helligkeit und Farbtemperatur ließen sich, so der Hersteller, beliebig zwischen 2700 K und 6500 K variieren. Eingebunden in ein Dali-Lichtmanagement sollen sich auch dynamische Licht- und Farbspiele programmieren lassen.
Licht gewinnt auch in der Medizin an Bedeutung. In Untersuchungsräumen und Patientenzimmern kann die Beleuchtung dazu beitragen, Fehldiagnosen zu reduzieren und das Wohlbefinden der Patienten zu steigern – was wiederum zu einer schnelleren Genesung führen kann. Der Wellnessbereich hat die positive Wirkung des Lichts längst erkannt. So setzt das Innenarchitekturbüro Joi-Design Licht und steuerbare Lichtszenarien gezielt in Wellness- und Fitnesswelten ein. So kann dann z. B. ein Gymnastikraum für die Aerobicstunde in anregendem Blau und für die Entspannung bei der Yogasitzung in einem tiefen Rot leuchten.
ROBERT DONNERBAUER
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