Medizintechnik 02.03.2001, 17:28 Uhr

Heilen mit Protonen

Eine neue Behandlung bei Krebserkrankungen, die sogenannte Protonentherapie, verspricht den Patienten gute Heilungschancen bei größtmöglicher Schonung. Weltweit wenden allerdings erst einige wenige Einrichtungen diese Therapie an. In Deutschland aber soll sie jetzt verstärkt eingeführt werden.

Trotz enormer Fortschritte in der Tumortherapie kann heute kaum die Hälfte der Patienten dauerhaft geheilt werden. Zwar lässt sich jede zweite Neuerkrankung klassisch mit Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie bekämpfen, doch bei metastasierten Formen sind sie chancenlos.
Die Strahlentherapie mit Photonen hat große Fortschritte erzielt. Aber sie belastet gesundes Gewebe immer noch wesentlich und verursacht oft Nebenwirkungen und Langzeitschädigungen. Hier verspricht die Therapie mit Protonenstrahlen bessere Erfolge.
Bereits 1954 wurde der erste Patient in einem Forschungsinstitut in Berkeley, USA, mit Erfolg bestrahlt. Weitere Institute in den USA, in der Schweiz, in Schweden, Russland, Japan, Großbritannien, Belgien, Frankreich, Kanada, Südafrika u.a. folgten und stellten einen Teil ihrer Beschleunigerzeit der medizinischen Nutzung zur Verfügung. Mit Protonenstrahlen wurden bis heute fast 28 000 Patienten erfolgreich behandelt. Die einzige Protonentherapie-Klinik befindet sich in Loma Linda, Kalifornien. In Deutschland sind solche Kliniken u.a. in Erlangen, München und Regensburg geplant.
Die in Europa einzige und weltweit modernste Protonenbestrahlungsanlage ist am Paul Scherrer Institut (PSI), Villigen, in Betrieb. Protonen, die Kerne des Wasserstoffatoms, verhalten sich wegen ihrer ballistischen Eigenschaften im Gewebe anders als Photonenstrahlen. Sie geben ihre größte Energie erst am Ende der genau berechneten Reichweite, dem sogenannten „Bragg Peak“, ab. Damit wird die therapeutische Dosis genau im Tumor platziert, während zwischen Körperoberfläche und Tumor nur eine geringe Strahlenmenge wirkt. Hinter dem Tumor fällt die Strahlung innerhalb weniger mm auf Null ab. Die Tiefe des Bragg Peaks hängt von der Anfangsenergie der Protonen und den durchstrahlten Strukturen ab. Dadurch kann man hohe Strahlendosen in Tumoren applizieren und gesundes Gewebe schonen.
Protonenanlagen bestehen aus einem Beschleuniger (Zyklotron oder Synchrotron), der die durch Ionisierung von Wasserstoffatomen gewonnenen Protonen auf eine Energie von 235 MeV beschleunigt. Damit können Tumoren bis zu einer Tiefe von ca. 30 cm bestrahlt werden. Die beschleunigten Protonen werden durch ein Vakuumsystem mit Fokussier- und Umlenkmagneten zum Behandlungsplatz geleitet. Ein isozentrisches um 360 Grad rotierendes Strahlführungssystem, die sogenannte Gantry, ermöglicht es, den dünnen Protonenstrahl von jedem gewünschten Winkel aus auf den Tumor zu richten. Die am PSI entwickelte, weltweit einmalige Spot-Scan-Technik erlaubt eine sehr präzise Bestrahlung von tief sitzenden Tumoren. Die kompakte Gantry wurde in Zusammenarbeit mit der Schär Engineering AG in der Schweiz gebaut.
Weltweit sucht man nach Alternativen zur Krebsbehandlung. Bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt untersucht Prof. Gerhard Kraft in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Radiologischen Universitätklinik Heidelberg schon seit Jahren die Wirkungen schwererer Ionen wie z.B. Kohlenstoffionen (12C6+) in der Krebstherapie. Sensationelle Ergebnisse bei bisher etwa 100 Patienten mit besonders schwer zu behandelnden Tumoren gaben den Ausschlag, bis 2005 in der Universitätsklinik Heidelberg eine Einrichtung zur Krebsbehandlung mit Schweren Ionen zu errichten. An der Anlage, die sowohl Protonenstrahlen als auch Schwerionenstrahlen liefern kann, sollen pro Jahr etwa 1000 Patienten mit besonders schwierigen Tumoren behandelt werden. HARRY H. BINDER/ber

 

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Airbus-Firmenlogo
Program Certification Engineering (d/m/f) Airbus
Manching Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur (w/m/d) für den Bereich Straßenplanung und Straßenentwurf Die Autobahn GmbH des Bundes
Dillenburg Zum Job 
Hamburger Hochbahn AG-Firmenlogo
Vermessungsingenieur*in Abteilung Bahnanlagen, Fachbereich Ingenieurbauwerke, Sachgebiet Vermessung Hamburger Hochbahn AG
Hamburg Zum Job 
Hamburger Hochbahn AG-Firmenlogo
Architekt*in Hochbau Abteilung Facility Management, Fachbereich Betriebshöfe und Busanlagen Hamburger Hochbahn AG
Hamburg Zum Job 
BAUER KOMPRESSOREN GmbH-Firmenlogo
Junior Entwicklungsingenieur (m/w/d) für Wasserstoff Verdichter BAUER KOMPRESSOREN GmbH
München Zum Job 
ENERCON GmbH-Firmenlogo
Konstrukteur (m/w/d) für Betriebsmittel ENERCON GmbH
Aurich, Magdeburg Zum Job 
Fripa Papierfabrik Albert Friedrich KG-Firmenlogo
Bautechniker (m/w/d) Fripa Papierfabrik Albert Friedrich KG
Miltenberg Zum Job 
Berliner Stadtreinigung (BSR)-Firmenlogo
Projektingenieurinnen / Projektingenieure (w/m/d) Geschäftsbereich Abfallbehandlung und Stoffstrommanagement Berliner Stadtreinigung (BSR)
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/i) Vertrieb IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
GERHARDI Kunststofftechnik GmbH-Firmenlogo
Mitarbeiter in der Kundendisposition (m/w/d) GERHARDI Kunststofftechnik GmbH
Ibbenbüren Zum Job 
embeX GmbH-Firmenlogo
Systemingenieur / Systemarchitekt Embedded Software (m/w/d) embeX GmbH
embeX GmbH-Firmenlogo
Systemingenieur Mechatronik / Leistungselektronik (m/w/d) embeX GmbH
embeX GmbH-Firmenlogo
Gruppenleiter Softwareentwicklung (m/w/d) embeX GmbH
NSM Magnettechnik GmbH-Firmenlogo
Vertriebsingenieur (m/w/d) NSM Magnettechnik GmbH
NSM Magnettechnik GmbH-Firmenlogo
SPS-Programmierer / Roboter-Programmierer (m/w/d) NSM Magnettechnik GmbH
NSM Magnettechnik GmbH-Firmenlogo
E-Planer (m/w/d) NSM Magnettechnik GmbH
PEC-Firmenlogo
Service-Ingenieur (m/w/d) PEC
Augsburg Zum Job 
Open Grid Europe GmbH-Firmenlogo
Bauleiter für Rohrleitungsbau (m/w/d) Open Grid Europe GmbH
PEC-Firmenlogo
Verwaltungs- und Rekrutierungsbeauftragte/r PEC
Augsburg Zum Job 
Stadtwerke Augsburg-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Stadtwerke Augsburg
Augsburg Zum Job 

Ein Beitrag von:

  • Bettina Reckter

    Bettina-Reckter

    Redakteurin VDI nachrichten
    Fachthemen: Forschung, Biotechnologie, Chemie/Verfahrenstechnik, Lebensmitteltechnologie, Medizintechnik, Umwelt, Reportagen

  • Harry H. Binder

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.