Medizintechnik 25.03.2005, 18:37 Uhr

Auf die Zähne, fertig, los  

VDI nachrichten, München, 24. 3. 05 – Nicht nur Karies kann schmerzfrei mit dem Laser entfernt werden, der gebündelte Lichtstrahl kann auch frühzeitig versteckte Schäden aufspüren, Wurzelkanäle sterilisieren und Zahnfleischtaschen von Bakterien reinigen. Weitere Einsatzgebiete sind das Aufspüren und Zerstören von Tumoren in der Mundhöhle. Eingesetzt wird die „Wunderwaffe“ aber in der Praxis bisher kaum. Bundesweit sind Schätzungen zu Folge gerade 2500 Laser bei Zahnärzten im Einsatz.

Die besonderen Eigenschaften des Laserlichts sind die Voraussetzung dafür, dass mittlerweile nebenwirkungsarme Lasersysteme für den Zahnmediziner zur Verfügung stehen.

Gerhard J. Müller, international anerkannter Laserexperte am Institut für Medizinische Physik und Lasermedizin der Charité-Universitätsmedizin Berlin, über die Wirkung verschiedener Lasertypen: „Wie ein Laser auf das Gewebe wirkt, hängt von vielen Faktoren ab. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Wellenlänge, also die Farbe des Laserlichts. Sie bestimmt, wie tief ein Laserstrahl ins Gewebe eindringt. Daher muss z. B. bei einem Eingriff am Zahnschmelz ein anderer Laser verwendet werden als für das Bestrahlen eines Tumors in der Mundhöhle“, weiß Müller. Und: „Auch die Einwirkzeit ist wichtig. Ein Laser, der einen Dauerstrahl abgibt, wirkt anders als ein Laser, der nur kurze Lichtimpulse aussendet. Ebenso spielt die Beschaffenheit des Gewebes eine Rolle „, erläutert der Experte.

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Kirsten Weniger, forschende Zahnmedizinerin an der Laser- und Medizin-Technologie GmbH, Berlin (LMTB): „Eine Simulation der Lichtausbreitung sowie der Temperaturverteilung im Zahn liefert uns dabei wichtige Informationen für einen Vergleich der Lasersysteme und ihrer Anwendung.“

Auf Grund der unterschiedlichen Lasertypen, von denen der Zahnarzt mehrere für jede Indikation benötigt, wurde erstmals im vergangenen Jahr in Deutschland an der Universität Aachen der akkreditierte Master-Studiengang in der Zahnmedizin eingeführt.

Norbert Gutknecht, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Laserzahnheilkunde (DGL) am Uniklinikum der RWTH Aachen: „Der Professional Master “Lasers in Dentistry“ eröffnet dem Teilnehmer die Möglichkeit, sich theoretisches und praktisches Wissen in der Zahnheilkunde auf höchstem Niveau zu erarbeiten. Das macht ihn nicht nur zum Spezialisten für die Anwendung eines Lasersystems, sondern zu einem Experten bei der Bearbeitung der Anwendungsmöglichkeiten aller Wellenlängen.“

Wie bedeutend Wissenstransfer ist, macht Stefan Grümer, Zahnmediziner in Mülheim und einer der ersten Laseranwender in NRW, klar: „Würden mehr Praxen mit Lasern arbeiten, dann wäre die Angst vor dem Zahnarzt viel geringer“, betonte Grümer beim 14. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Laserzahnheilkunde e.V. (DGL) in München.

Bei dem Kongress ging es um Forschung mit unterschiedlichen Lasern und deren Anwendungen in der Praxis. So haben Studien gezeigt, dass der CO2-Laser mehr kann als bisher angenommen – etwa eine Säureresistenz der Zahnmineralien herstellen. „Karieswachstum kann dadurch bis zu 85 % gestoppt werden“, betont John D. B. Featherstone, Zahnforscher an der University of California in San Francisco. Damit die Erreger erst gar nicht in den Zahnbauch gelangen, versiegelt er die kraterförmigen Gebilde auf der Zahnfläche mit Laserlicht.

Bei Karies wiederum wird der Erbium-YAG-Festkörper-Laser eingesetzt. Er reagiert mit dem im Gewebe enthaltenen Wasser, indem er es verdampft, wobei Mikroexplosionen entstehen und winzige Stückchen vom Zahn abgesprengt werden. Laserlicht kann zudem versteckte Schäden aufspüren.

Der Physiker Raimund Hibst vom Institut für Lasertechnologien in der Medizin und Messtechnik in Ulm hat dazu mit dem Zahnmediziner Adrian Lussi von der Uni Bern ein spezielles Detektionsverfahren entwickelt, bei dem der Laser selbstständig zwischen gesunder und kranker Zahnsubstanz unterscheidet. Wenn man den Zahn mit rotem Laserlicht bestrahlt, fluoreszieren Karies und Ablagerungen auf dem Zahnhals stärker als gesunde Zahnsubstanz, weil Bakterien aufleuchtende Stoffwechselprodukte bilden. „So können wir verhindern, dass Giftstoffe der Erreger unbemerkt das Zahnmark zerstören“, erklärt Lussi. Schmerzhafte Wurzelentzündungen werden mit dem Dioden-Laser behandelt. Dieser Laser sterilisiert den Zahn von innen, ohne das umliegende Gewebe zu schädigen.

Alles kann der Laser aber nicht. Weil man mit dem Laser keine Löcher in geometrischer Form bohren kann, ist er für die Vorbereitung von Gold- und Keramikfüllungen nicht geeignet. „Der Laser ersetzt den Bohrer nicht, sondern er ergänzt ihn“, sagt deshalb Norbert Gutknecht.

Neue Behandlungsmöglichkeiten bei Tumoren und entzündlichen Prozessen der Mundhöhle ergeben sich nach Angaben von Stefan Grümer mit der Photodynamischen Diagnostik (PDD) und -Therapie (PDT). PDD beruht auf der Wechselwirkung zwischen Licht, lichtempfindlichen Substanzen und Sauerstoff. Patienten, bei denen ein Tumor in der Mundhöhle vermutet wird, bekommen die körpereigene Substanz 5-Aminolävulinsäure verabreicht. Diese sammelt sich bevorzugt in höherer Konzentration im kranken Gewebe an. Nach Bestrahlung mit dem blauen Licht einer Speziallampe kommt es zur gut sichtbaren Rotfluoreszenz, die eine genaue Lokalisierung auch kleinster Tumorherde erlaubt.

Zur Behandlung werden die mit Farbstoffen geladenen Krebszellen mit dem roten Licht eines Lasers bestrahlt. Die dabei entstehenden Reaktionsprodukte „durchlöchern“ die Membran der Krebszellen, die sich dadurch auflösen, ohne umliegendes Gewebe zu schädigen. „Mit dem Verfahren können auch Bakterien bei entzündlichen Prozessen in der Mundhöhle aufgespürt und mit dem Laser beseitigt werden“, betont Grümer.

Obwohl der schmerzfreie Zahnarztbesuch die Patienten anspricht und die Laseranwendung auf durchweg positive Resonanz stößt, ist die Anzahl der Zahnpraxen mit Lasern noch sehr gering. Bundesweit seien gerade 2500 Geräte im Einsatz, sagt Norbert Gutknecht. Das liege zum einen an der Mentalität der älteren Zahnarztgeneration – ihr ist die neue Technologie noch fremd. Zum anderen aber auch an den Kosten. 20 € bis 120 € muss der Patient in der Praxis lassen, wenn er sich mit Laser behandeln lassen will. BODO DORRA

www.dgl-online.de

Für jede Behandlung die richtige Wellenlänge
In den letzten Jahren konnten durch die Entwicklung neuer Lasersysteme die Indikationen zur zahnmedizinischen Lasertherapie erheblich erweitert und die Behandlung deutlich optimiert werden. Die thermischen und photochemischen Effekte des Laserlichts führen zur Gerinnung (Koagulation), Verdampfung (Vaporisation), Abtragung (Ablation) und Absprengung (Disruption) des biologischen Gewebes. Somit reichen die Einsatzgebiete des Lasers in der Zahnmedizin vom thermischen Schneiden durchbluteter Gewebsareale in der Mundhöhle und Zerstören biologischer Strukturen wie Zahnschmelz bis hin zum Abtragen und Glätten von Gewebe und Aufspüren bakterieller Entzündungen. Zur Anwendung gelangen vorwiegend Kohlendioxyd-Gaslaser (CO2-Laser) mit einer Wellenlänge von 10 600 nm, Erbium-, Alexandrit- und Neodym-YAG-Festkörperlaser (755 nm bis 2940 nm), Excimer-Laser wie der Argon-Fluorid-Laser mit einer Wellenlänge von 193 nm sowie Halbleiter-Laser wie der Gallium-Arsenid-Laser (800 nm bis 1050 nm). BD

 

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