Sennheiser sorgt für den guten Ton in Stockholm
Aus technischer Sicht gilt der europäische Song Contest, der am Samstag in Stockholm stattfindet, als das anspruchvollste Live-Ereignis in Europa.
Für den Eurovision Song Contest 2000 in der Globen Arena kann man sich nicht nur über eine ausdrucksvolle Stimme oder originelle Liedguttexte („Wadde hadde dudde da“) qualifizieren. Auch Hightech-Spezialisten mischen beim Wettbewerb mit.
„Zuverlässigkeit und Erfahrung, das sind die Voraussetzungen, um überhaupt in die enge Wahl für die Realisation eines solchen Technikprojekts zu kommen“, sagt Norbert Hilbig, beim Mikrofonhersteller Sennheiser electronic KG in Wedemark bei Hannover zuständig für Großveranstaltungen.
Immerhin: Der Song Contest gilt – aus technischer Sicht – als das anspruchsvollste Live-Ereignis, zumindest in Europa. Nirgendwo sonst treten so viele Künstler ohne doppelten technischen Boden wie z. B. Playback auf wie bei diesem Sangeswettbewerb. „Niemand wird das am Fernsehbildschirm sehen: Aber diese Veranstaltung ist bald besser bewacht als Fort Knoxx“, sagt Hilbig.
Kern der technischen Aufgabe ist die drahtlose Übertragung der Stimme und der Musik von der Bühne in den Backstage-Bereich. Besondere Schwierigkeit: Stockholm gehört am Wochenende zu den Zentren drahtloser Kommunikation. Überall werden Handys genutzt, Radiostationen senden, ein immens großer Sicherheitsapparat für die Veranstaltung ist aufgebaut.
Sennheiser nutzt dazu sowohl drahtlos-übertragende Mikrofone als auch das In-Ear Monitor-System: Anstelle von großen Monitorlautsprechern, die zwar die Sänger mit Gitarrenklängen oder Saxofontönen versorgen, zugleich jedoch das Bühnenbild verunstalten, haben die Akteure Knöpfe in den Ohren. Hörgeräte, die auch Sportmoderatoren mit ihre Regieanweisungen versorgen.
Für Samstagabend (ab 21 Uhr) sind 48 Drahtlosverbindungen von Hand- Knopfbügel- und Ansteckmikrofonen zum Tonmischpult geschaltet, wo die einzelnen Musik- oder Stimmsignale zur Gesamtdarbietung zusammengeführt werden 16 Verbindungen bestehen für die Knöpfe im Ohr. Sie alle werden über das UHF-Band (450 MHz bis 960 MHz) geschaltet. Computergesteuerte Frequenzanalysen helfen dann dabei, die richtigen Bandbreiten zu finden.
„Welche Bandbreiten genau benutzt werden, das verrate ich erst nachher – aus Sicherheitsgründen“, sagt Hilbig. Denn tatsächlich könnte jemand kommen und die Anlage lahm legen, meint er. Allerdings würden Angriffe sofort aufgedeckt und per Computer lokalisiert. Nicht einmal ein Blitzeinschlag könnte viel Unheil anrichten. Dann springt ein Notgenerator an. Und wenn dem das Benzin ausgeht, kommt der Not-Not-Generator dran. dow
Eine erste Kostprobe zum Schlager-Grand-Prix: Während Stefan Raab vor wenigen Tagen auf der Pressekonferenz improvisierte, waren die Techniker bereits bei den ersten Vorbereitungen.