Medien 18.04.2003, 18:24 Uhr

DVB-T in Berlin mit Startproblemen

Das Antennenfernsehen ist digital und mit wenigen Ausnahmen nur noch mit Zusatzgerät zu empfangen. Statt der zuvor angepriesenen verbesserten Bildqualität müssen Zuschauer jedoch nun oft Klötzchenbilder und Störungen hinnehmen.

Die Berliner Tagespresse sparte nicht mit Häme: Vom „Chaos beim Digi-TV“ war ebenso die Rede wie vom „Funk-Loch Ness“ oder von „TV fatal“, als zum 1. März das Antennenfernsehen digitalisiert wurde. Nun funken nur noch sechs Kanäle, darunter ARD und ZDF, weiterhin analog. Diese sollen zur Funkausstellung im August endgültig abgeschaltet werden. Wer Privatsender und dritte Programme sehen will, braucht in der Hauptstadt und dem Umland eine Settop-Box. Davon wurden in den letzten Monaten laut Branchenverband Deutsche TV-Plattform rd. 120 000 verkauft.
Zudem ist auch eine Antenne nötig – entweder eine speziell für DVB-T (Digital Video Broadcasting, Terrestric) entwickelte oder eine, die bisher schon für das analoge Fernsehen gute Dienste tat. Dabei reicht in vielen Fällen die Zimmerantenne. Nur im Südosten Berlins sowie in Potsdam oder im „Speckgürtel“ sollte eine Dachantenne genutzt werden. Auf eine kanalselektive Verstärkung ist jedoch zu verzichten.
Allein das herauszufinden hat gedauert. „Wir bekamen in den ersten Tagen viele Rückmeldungen von Zuschauern, die ihre Settop-Box direkt an die terrestrische Hausverteilanlage angeschlossen haben und trotzdem keinen Empfang hatten“, so DVB-T-
Projektleiter Sascha Bakarinow von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB). Oft besuchte er die Problemmelder persönlich. „Die besten Erfahrungen habe ich dann mit einer großen Büroklammer gesammelt, da waren die Empfangsergebnisse hinterher meistens besser als über die Hausverteilanlage.“ Selbst teure DVB-T-Zimmerantennen hatten ihre Schwierigkeiten. „Wir mussten die besten Plätze in der Wohnung finden, und die waren meist in der Nähe des Fensters“, so Bakarinow. Auch hier half die Büroklammer: Wenn damit eine Settop-Box ein Bild brachte, war die beste Position für den Empfang der meisten der 24 TV-Programme auf sieben Kanälen nah.
Dabei sind Sendeleistungen und -standorte unterschiedlich. Immer wird vom Alex gesendet – wobei je nach Kanal 10 bis 120 kW zur Verfügung stehen. Ein oder zwei andere Sender arbeiten zudem auf der gleichen Frequenz (Gleichwellennetz) und steuern nochmals 10 kW bis 60 kW bei. „An der Sendertechnik musste einige Male nachjustiert werden“, weiß Andreas Schrott, beim ZDF zuständig für technische Grundsatzangelegenheiten und Berliner DVB-T-Beauftragter. „Die meisten Fehler entstanden jedoch durch Fehlbedienungen. Beim Wechsel der Kanäle am 28. Februar war die Settop-Box auf ,Werkseinstellung“ zurückzusetzen. Das mussten wir mit den meisten Anrufern Schritt für Schritt durchgehen.“ Dazu gab es eine Hotline mit Technikern des ZDF. „Derzeit melden sich täglich noch immer 10 bis 15 Anrufer mit technischen Problemen“, so Schrott. Nicht immer haben diese indes etwas mit DVB-T zu tun. „Wenn die Scart-Buchse im Fernseher defekt ist, kann auch die beste Settop-Box nichts ausrichten.“
Zusammen mit der Telekom-Tochter T-Systems und anderen Beteiligten sollen weitere Messungen durchgeführt werden, um verbliebene Probleme zu lösen. Neben den bisherigen Sendestandorten Alexanderplatz, Scholzplatz und Schäferberg könnte ein weiterer in den Müggelbergen entstehen. Allerdings dürften die Kosten hierfür erheblich sein und die Ausstrahlung weiter verteuern. Die MABB hat bereits eine Senkung der Senderbetriebskosten angemahnt. Auch die Zuführungsstrecken zu den Sendern sind offensichtlich zu teuer. Doch eine großzügige Versorgung ist eine Voraussetzung für den zu erwartenden mobilen Empfangsbedarf. Auch, wenn Geräte mit der nötigen Diversity-Technik noch nicht zur Verfügung stehen.
Beschwerden gibt es weiterhin über Blocking-Effekte, Standbilder und Tonaussetzer. Da Kabelnetzbetreiber bei der Programmeinspeisung von ARD und ORB wegen der Regionalisierung auf die terrestrischen Signale zurückgreifen, findet auch ein Export der DVB-T-Störungen ins Kabel statt. Hierbei geht nicht nur das VPS-Signal verloren, sondern auch PALplus. Diese bildverbesserende Technik spielt zwar nur in der Analogtechnik eine Rolle, doch haben sich die Nutzer hierfür einst teure Geräte zugelegt. Wenig Begeisterung kommt auf, wenn bei einer PALplus-Sendung nur ein kleines, mit einer Perlschnur und weißen Störstreifen daher kommendes Letterboxbild erscheint.
Bei schnellen Bildfolgen kommt es ebenfalls zu Störungen, die mit der geringen Datenrate der terrestrischen Digitalübertragung von etwa 3,5 Mbit/s zusammenhängen.
Dass es so viel Wirbel über technische Probleme beim Umstieg gibt, gefällt weder der Medienanstalt noch der Gesellschaft zur Förderung der Rundfunkversorgung (GARV) – sie bezeichnen die „Störmelder“ als notorische Nörgler. Doch für den Start weiterer DVB-T-Projekte, z. B. in Nordrhein-Westfalen, könnte eben diese Kritik eine wertvolle Starthilfe sein. R. BÜCKEN

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Ein Beitrag von:

  • Rainer Bücken

    Freier Fachjournalist in Berlin. Seit über 40 Jahren widmet sich Rainer Bücken mit profunden Fachkenntnissen allen Themen rund um Medien, gewissermaßen von der Quelle bis zur Senke. So begleitete er die Einführung von HDTV in Deutschland von den Anfängen bis zum Regelbetrieb und blickt gespannt auf die Entwicklungen bei 4K sowie 8K. Dabei spielen die Digitalisierung der TV-Landschaft und die Einführung neuer Technologien in allen Stufen der Medienverbreitung, vor allem der Glasfasertechnik, zentrale Rollen. Rainer Bücken studierte Nachrichtentechnik der Ingenieurakademie der Deutschen Bundespost Berlin und anschließend Publizistik an der FU Berlin.

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