Der Einfach-Macher in Hessen
Alles „iesy“? Von wegen – die Situation im deutschen TV-Kabelmarkt ist zurzeit alles andere als einfach. Doch das hielt Lutz Meyer-Scheel nicht davon ab, die Nachfolge von Warren Mobbley als neuer Chief Executive Officer (CEO) des hessischen Kabelnetzbetreibers „Iesy“ anzutreten. Vor rauer See ist dem gebürtigen Hamburger und ehemaligen Kapitän bei der Hapag Lloyd eben nicht bange.
Den Spaß an modernen Kommunikationsmitteln entdeckte der Seefahrer aus Leidenschaft eher durch Zufall: „Während meines BWL-Studiums – nach meiner Zeit auf See – habe ich mich mit Telekommunikation und Informationstechnik beschäftigt. Mein Professor sagte schon damals: ,Das wichtigste Kommunikationsmittel wird das Telefon‘ – das hat mich beeindruckt.“
Grund genug auf jeden Fall für den Diplomkaufmann die Ärmel hochzukrempeln, einen Abschluss in Informatik dranzuhängen und in die ITK-Branche einzusteigen: Von 1983 bis 1990 leitete das Nordlicht die Geschicke des Hamburger Beratungs- und Software-Unternehmens Enator GmbH. Danach war Meyer-Scheel fünf Jahre lang Vorstandsvorsitzender der Info AG, Hamburg, bevor er 1996 die Aktivitäten der British Telecom (BT) in Deutschland leitete und bis 1997 als Sprecher der Geschäftsführung von Viag Interkom in München tätig war.
Im Mai 1997 siedelte Meyer-Scheel wieder in den Norden über und übernahm den Chefsessel in der schwedischen Telefongesellschaft Telenordia, Stockholm, an der BT zum damaligen Zeitpunkt zu einem Drittel beteiligt war. Im September 1998 löste Meyer-Scheel schließlich Ray Rowland als Geschäftsführer der RSL-Com Deutschland ab. Nachdem deren Muttergesellschaften auf den Bahamas und in London im Frühjahr vergangenen Jahres Insolvenz anmelden mussten, verließ der fünffache Familienvater das Unternehmen und übernahm Anfang April die Aufgaben des Geschäftsführers beim hessischen Kabelnetzbetreiber iesy in Weiterstadt bei Frankfurt a. M.
Und dort wartet eine Menge Arbeit auf ihn – Multimediadienste über das TV-Kabel, bis zum Endkunden, das ist der große Plan, der in Hessen schon peu à peu in die Tat umgesetzt wird. Doch auch hier spürt man die Auswirkungen des geplatzten Kabel-Deals zwischen Deutscher Telekom und Liberty. Jetzt heißt es für den Liebhaber von Barockmusik: den Kunden von den Vorzügen des digitalen Kabels überzeugen. Einen der wichtigsten Schritte hat hat der Seebär dabei wohl schon getan, wenn er betont, er habe sich schon gut eingelebt und möge den „kodderigen Dialekt“ und die „Freundlichkeit“ im Hessenland. So wird vielleicht vieles „iesyer“. A. KRISTIAN/zel