Stimmung der Metallbearbeiter verbessert sich
Nach einem auftragsarmen Jahr 2009 blickten Metallbearbeiter gespannt zur Fachmesse Metav, die vorige Woche in Düsseldorf zu Ende ging. Dort zeigte sich, dass bei den Besuchern wieder die Bereitschaft steigt, in neue Technologien zu investieren. Gleichzeitig zeigten Anbieter, wie sie mit innovativen Lösungen neue Anwendungsfelder erobern wollen. VDI nachrichten, Düsseldorf, 5. 3. 10, ciu
Niemand wusste im Vorfeld, was die Metallbearbeitungsmesse Metav 2010 vorige Woche in Düsseldorf bringen werde. Die Veranstalter Verein Deutscher Maschinenfabriken (VDW) und Messe Düsseldorf hatten die Metav schon Monate zuvor zum Stimmungsbarometer für die Branche erklärt. Statt der 842 Aussteller der vorangegangenen Ausstellung 2008 konnten sie diesmal jedoch nur 680 in den Düsseldorfer Messehallen zählen. Obwohl viele Teilnehmer mit geringen Erwartungen angereist waren, herrschte am Ende überwiegend positive Stimmung. „Die Messe hat alle unsere Erwartungen getoppt“, stellte Detlev Elsinghorst, Präsident der Metav, fest.
Mit 45 000 Fachbesuchern kamen zwar etwa 6000 weniger als zuletzt 2008. Damals hatte die Metav jedoch von Synergien zu den Messen „Wire“ sowie „Tube“ profitiert und noch drei Hallen mehr belegt. In den verbliebenen Hallen herrschte daher erneut guter Andrang.
Synergien schafften sich diesmal eher Aussteller untereinander. Geschäftsführer Klaus Winkler von der Heller Werkzeugmaschinenfabrik, Nürtingen, erklärte zur Premiere des Gemeinschaftsstands mit Ingersoll aus Haiger: „Damit haben unsere Kunden aus der Automobilindustrie die Firma Ingersoll kennengelernt. Umgekehrt konnten wir gute Kontakte zu den Werkzeug- und Formenbaukunden von Ingersoll knüpfen.“
Nachdem die Werkzeugmaschinenbranche 2009 gegenüber dem Boomjahr 2008 55 % des Auftragsvolumens verloren hatte, galt in Düsseldorf das Interesse auch der Investitionsbereitschaft der Besucher. Die Bilanz war durchaus positiv: So gaben 80 % der im Auftrag des VDW befragten Besucher an, dass sie in den nächsten zwölf Monaten in Produktionstechnik investieren wollen.
„Das vergangene Jahr ist für uns als CAD/CAM-Anbieter nicht so schlecht gelaufen wie erwartet. Auch die Stimmung bei den Kunden hellt sich auf. Das spürt man hier auf der Metav“, so Stephan Terhorst, Leiter Vertriebsteam Nord-West bei Solidcam, Brühl. Andreas Stute, Geschäftsführer beim Softwarehaus Mastercam, Bad Lippspringe, erklärte: „2008 war ein Ausnahmejahr mit immenser Kundennachfrage. Im Fünfjahresvergleich und unter Einbezug des schlechten Jahres 2009 liegen wir immer noch leicht im Plus.“
Einig waren sich die Branchenexperten auf der diesjährigen Metav, dass das Rationalisierungspotenzial effektiver CAD/CAM-Ketten den Ausschlag beim Kundenauftrag geben kann. „Eine stärkere Integration von Kalkulation, Betriebs- und Maschinendatenerfassung in durchgängige CAD/CAM-Konzepte, kann Fertigungsprozesse verschlanken, was letztlich dem ganzen Unternehmen nutzt“, sagte Terhorst.
Doch was die Integration von Fertigungsdaten betrifft, hätten viele Unternehmen immer noch Insellösungen im Einsatz, ist die Erfahrung von Rudolf Espertshuber, Geschäftsführer von Geovision, Wagenhofen. „Kommen exakte Daten schnell und übersichtlich aus der Produktion, lässt sich rasch erkennen, welche Fertigungsbereiche gut laufen und wo noch optimiert werden muss“, ergänzte Espertshuber.
Zusätzliche Funktionalitäten ergeben sich aber auch durch neue Software zum 5-Achsfräsen von Verzahnungen. Sowohl einzelne Maschinenanbieter als auch das Softwarehaus Euklid, Böblingen, haben inzwischen CAM-Software zum Fräsen von Zahnrädern mittels Schaftfräsern. „Die Wirtschaftlichkeitskriterien bei der Zahnradherstellung werden dadurch verschoben“, erklärte Dr. Rafael Bieker, Geschäftsführer der Gesellschaft für Innovative Fertigungstechnik (GIF), Dortmund, den Ansatz.
Jobsuche für Ingenieure
Der Dienstleister aus dem Formen- und Werkzeugbau hat mit Euklid erste praxistaugliche Anwendungen realisiert, bei denen auf deutlich teurere Sonderwerkzeuge verzichtet werden kann, wie sie beim konventionellen Wälzfräsen von Zahnrädern zum Einsatz kommen. „Natürlich hat das Verfahren seine Grenzen, wenn kleine Moduln, hohe Qualitäten oder große Stückzahlen gefordert sind“, sagte Bieker.
Klar im Vorteil sei die 5-Achsbearbeitung dagegen bei kleinen Stückzahlen von Zahnrädern mit großen Moduln und wenn schnell ein Ersatzzahnrad gefertigt werden müsse. Vorteile gebe es zudem bei der Bearbeitung hochfester Stähle, bei denen herkömmliche Verfahren zur Zahnradfertigung an ihre Grenzen stießen.
Zunächst konzentriere sich sein Unternehmen dabei auf die 5-Achsbearbeitung von Stirnrädern. Mittelfristig sollen aber auch Kegelräder und andere Zahnradtypen in der Praxis so hergestellt werden. Gemeinsam mit Euklid wird GIF als Technologiepartner die Entwicklung des Euklid-Zahnradmoduls weiter vorantreiben. Bieker sieht darin langfristig eine Nischenanwendung mit Potenzial. Dass klassische Herstellungsverfahren davon abgelöst werden, glaubt er dagegen nicht. M. CIUPEK/D. KIPPELS