Maschinenbau @ Next Economy
Die Weiterentwicklung des Maschinenbaus zur breit gefächerten, international ausgerichteten Hightech-Branche beschleunigt sich. Das „Düsseldorfer Börsenparlament“ beschäftigte sich am 7. Mai eingehend mit den daraus resultierenden Chancen für Newcomer und Etablierte.
Bei aller Unterschiedlichkeit der am „Düsseldorfer Börsenparlament“ beteiligten Unternehmen, zahlreiche Parallelen gibt es: Die Gesellschaften intensivieren ihre internationale Ausrichtung zusehends durch Firmenakquisitionen im Ausland, und sie entwickeln sich als Teile der Next Economy zu stark spezialisierten und expandierenden Systemanbietern in Hightech-Teilmärkten des Maschinenbaus. Jeweils zwei MDax- und Neue-Markt-Unternehmen stellten sich der Diskussion auf dem Podium. Die Veranstaltung wurde direkt ins Internet übertragen. Dortige Zuschauer waren aufgefordert, mittels E-Mail an der Diskussion teilzunehmen. Die Online-User machten rege Gebrauch von diesem Angebot des jungen Veranstalters StockTV.
Die Wedeco AG, Düsseldorf, ist ein gutes Beispiel für ein erfolgreiches, börsennotiertes Hightech-Unternehmen, dessen Basis der Maschinenbau ist. 1999 aus der Fusion der Deutschen Wedeco UV Verfahrenstechnik und der Schweizerischen Katadyn UV entstanden, gehört die Aktiengesellschaft heute zu den stark wachsenden MDax-Unternehmen mit klar internationaler Ausrichtung. Wedeco-Chef Werner Klink: „Unsere multilaterale Unternehmenskultur findet u.a. auch darin ihren Ausdruck, dass wir Englisch als Geschäftssprache haben.“
Acht Akquisitionen binnen 24 Monaten beispielsweise in Italien, Korea und Spanien zeugen vom schnellen Wachstum des Herstellers von Systemen, die mittels UV-Licht Wasser desinfizieren und dabei krankheitserregende Mikroorganismen abtöten. Der gezielte Einsatz von Controllern und regelmäßige Führungsseminare sollen den Zusammenhalt und die Kommunikation innerhalb der stark expandierenden Gruppe auch in Zukunft sichern helfen.
Eigene Wachstumserwartungen von 30 % in den nächsten Jahren wurden durch die bisherige Geschäftsentwicklung untermauert der für das Jahr 2000 ausgewiesene Umsatzerlös von 50 Mio. Euro soll in den kommenden zwei Jahren verdoppelt werden.
Auf eine ähnlich rasante Geschäftsentwicklung kann die 1978 gegründete SZ Testsysteme aus Amerang verweisen. Über 50 % auf 38 Mio. Euro stieg der Umsatz alleine im vergangenen Geschäftsjahr. Der Lieferant von Main-frametestsystemen ist seit 1999 erfolgreich im Neuen Markt notiert. Gerhard Wittl, Finanzvorstand des im ländlichen Oberbayern zwischen Chiemsee und Inn beheimateten Unternehmens, berichtet von einer in Bau befindlichen neuen Fabrik, die bald eine um den Faktor 2,5 erhöhte Produktion erlaube. Die Anforderungen an die Personalwirtschaft seien angesichts der starken Wachstumsraten und ehrgeizigen Ziele erheblich.
Positive Einschätzungen kommen auch von der Pfeiffer Vacuum Technology AG aus dem mittelhessischen Asslar. Werner Dondorf, Vorstandsvorsitzender dieser seit 1996 in den USA börsennotierten Gesellschaft: „Unsere Vakuumtechnik kommt immer dann zum Einsatz, wenn zwei Materialien zusammengebracht werden sollen, die eigentlich nicht zusammenkommen wollen.“ Ein Einsatzbereich von Pfeiffer ist die Elektronenmikroskopie. Dort muss verhindert werden, dass Gasmoleküle der Restluft an der zu untersuchenden Oberfläche kleben und somit zu falschen Analysedaten führen.
Die dafür notwendigen Turbomolekular- und Drehschieberpumpen, Messgeräte und Maschinen kommen jetzt u.a. aus einer neuen, rund 4500 m2 großen Fertigungsstätte in Asslar. Pfeiffer Vacuum wickelt etwa 70 % des Umsatzes im Ausland und 30 % in Deutschland ab.
Von Größe und Geschäftsentwicklung her kaum mit den mittelständischen Unternehmen des „Börsenparlaments“ zu vergleichen, ist die knapp 140 Jahre alte Deutz AG, Köln. Verkaufsverhandlungen für den Anlagenbereich, der Mitte der Neunzigerjahre für die Schieflage des Gesamtkonzerns gesorgt hatte, stehen laut Finanzvorstand Stefan Schulte kurz vor dem Abschluss. Das Motorengeschäft soll in Zukunft trotz eines jährlich weltweit nur etwa 2%igen Anstiegs ein qualitatives, kontrolliertes Wachstum bringen. Die Situation ist alleine schon angesichts der etwa 6600 Mitarbeiter nicht mit den kleinen Wachstumsunternehmen vergleichbar. Schulte verweist schon jetzt auf erste Erfolge: Zahlreiche Varianten und Baureihen bei Deutz laufen aus. Overheadkosten wurden gekappt. G. J. BERGMANN/Käm
Hightech stärker als New Economy
Wolfgang Dondorf, Vorstandsvorsitzender der Pfeiffer Vacuum Technology AG, Asslar, die 70 % ihres Umsatzes im Ausland erzielt.
Werner Klink, Vorstandsvorsitzender der Wasser-Desinfektionsfirma Wedeco AG, Düsseldorf.
Stefan Schulte Mitglied des Vorstandes der Deutz AG, Köln, die in einem Markt mit 2 % Wachstum reüssieren muss.
Gerhard Wittl, Vorstand Finanzen der SZ Testsysteme AG, Amerang, will das Unternehmen als Marktführer im Segment Analog-Mixed Signaltest platzieren. BJK/KÄM
Unternehmensprofil
Wer klein ist, wächst schneller
Wedeco AG, notiert im Börsensegment MDax Aktienkurs rund 34 Euro 300 Mitarbeiter 50 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2000 bei 0,46 Euro Gewinn je Aktie.
SZ Testsysteme AG, notiert im Börsensegment Neuer Markt Aktienkurs rd. 23 Euro 400 Mitarbeiter 38 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2000 bei 0,48 Euro Gewinn je Aktie.
Pfeiffer Vacuum Technology AG,notiert im Börsensegment Neuer Markt Aktienkurs rd. 46 Euro 720 Mitarbeiter 180 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2000 bei 2,24 Euro Gewinn je Aktie.
Deutz AG, notiert im Börsensegment MDax Aktienkurs rund 3 Euro 6600 Mitarbeiter 1,3 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2000 bei 0,39 Euro Verlust je Aktie. BJG