Innovation als Geschäftsmodell
Der deutsche Maschinenbau könnte profitabler werden. Lösungsvorschläge machen Peter Baumgartner, Geschäftsführer, und Thomas Kautzsch, Director, von Mercer Management Consulting.
Produktinnovatoren können sich ständig vom Wettbewerb differenzieren und aufgrund von temporären Monopolen überdurchschnittlich hohe Preise und damit auch Gewinne erzielen. Voraussetzung für dieses Geschäftsmodell ist vor allem eine erstklassige Entwicklungsabteilung und eine strategische Innovationssteuerung. Im Idealfall wird der Vorsprung durch Patente abgesichert.
Maschinenbauer starten häufig mit diesem Produktinnovator-Geschäftsmodell: Sie entwickeln innovative Fertigungseinrichtungen für neue Fertigungssegmente. Bei zunehmender technologischer Reife wird es jedoch schwieriger, dauerhaft einen technologischen Vorsprung, der sich auch in signifikant höheren Erträgen niederschlägt, zu realisieren.
Viele Maschinenbauer verhalten sich dann immer noch wie ein Produktinnovator, obwohl der Vorsprung verloren gegangen ist. Sie entwickeln zwar zahlreiche neue Produkte, doch sie können bei ihren Kunden keine Preisprämien durchsetzen. Eine hohe Neuerungsrate kann sich in diesem Fall auf Dauer sogar negativ auswirken, da der Anlauf von neuen Maschinentypen mit höheren Kosten verbunden ist und die Komplexität steigt, beispielsweise im Service und in der Ersatzteilversorgung.
Zukünftig muss der Produktinnovator deshalb verstärkt darauf achten, dass er seinen technologischen Vorsprung gegenüber dem Wettbewerb nicht verliert. Sollte dies zukünftig aber doch absehbar sein, muss er frühzeitig auf ein anderes Geschäftsmodell wechseln.
Singulus ist ein interessantes Beispiel für einen Produktinnovator. Durch kontinuierliche Investitionen in aussichtsreiche Technologien zur Herstellung optischer Datenträger sichert der Hersteller mit Sitz in Kahl seine Weltmarktführerschaft. Neue Wachstumssegmente des Kerngeschäfts werden frühzeitig besetzt und durch Akquisitionen wird der Zugang zu neuen Technologien ermöglicht. Darüber hinaus sichern geringe Time-to-market-Zyklen den Vorsprung gegenüber den Wettbewerbern.
Dem augenblicklichen (zyklischen) Auftragsrückgang begegnet Singulus mit Sparmaßnahmen. Zusätzlich erschließt sich der Spezialmaschinenbauer durch den Vorstoß in technologisch eng verwandte Einsatzgebiete neue Märkte rund um das Kerngeschäft (z. B. Brillenbeschichtung). MMC/Käm
Geringere Erträge in technologisch reifen Gebieten