In wenigen Jahren reden mehr Maschinen als Menschen miteinander
Beratungsunternehmen sehen in der Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) schon seit Jahren einen riesigen Wachstumsmarkt. Doch erst jetzt geben Entwicklungen in den Bereichen Energie, Umwelt und Verkehr dem Markt einen starken Schub – gerade rechtzeitig zum Abflauen des Handybooms. VDI nachrichten, Düsseldorf, 7. 8. 09, rb
Schon heute melden Kopierer Defekte und Statusmeldungen an die Servicezentrale – genau das bezeichnet man als Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M). „M2M dient der Prozessoptimierung“, sagt Jürgen Hase, CEO von MC Technologies. Ob sich nun der leere Getränkeautomat meldet, die Digitalkamera den Baufortschritt online sichtbar macht, Radarblitzer ihre Fotos sofort ins Polizeirevier senden, Wärmezähler ausgelesen werden oder Container und Baumaschinen ihre Position melden – immer ist das M2M.
Ob Forrester, Gartner, Harbour Research oder Beecham Research: Alle Berater sind sich einig, dass die M2M-Kommunikation mit jährlich weltweiten Wachstumsraten von etwa 40 % beim Umsatz rechnen kann. Darüber freuen sich Anbieter von Übertragungstechnologien, allen voran die Netzbetreiber, denn der Datenaustausch findet per Mobilfunk, drahtgebundenen Netzen oder anderen Technologien statt.
„In Deutschland stehen wir noch ganz am Anfang, ich schätze, dass wir etwa eine Mio. M2M-Karten im Markt haben, nicht zuletzt wegen des Mautsystems Toll Collect“, sagt Thorsten Dirks, Chef der E-Plus-Gruppe. „Es wird aber ein Riesenwachstumsmarkt. In ein paar Jahren wird es mehr SIM-Karten für M2M geben als für die menschliche Kommunikation“, glaubt Dirks und freut sich in Zeiten sinkender Mobilfunkmargen und Umsätze: „Wir haben zwar nur einstellige Umsätze, aber trotzdem eine verträgliche Marge, denn Maschinen brauchen keine Hotline und keine Beratung im Shop.“ Wohl wahr.
Jürgen Hase erwartet jährliche Wachstumsraten von 20 %. „Weltweit sind über 50 Mrd. Maschinen installiert, jährlich kommen 750 Mio. dazu, ein immenses Potenzial“, rechnet Hase vor.
Investitionen in die Automatisierung zahlen sich rasend schnell aus: „Bei 70 % der Projekte ergibt sich ein Return on Investment im ersten Jahr“, weiß Lars Thyroff, CEO bei Cinterion Wireless Modules.
Verglichen mit dem Handymarkt ist die Zahl der funkenden Maschinen und Geräte noch gering, selbst wenn man die 650 000 On-Board-Units des deutschen Mautsystems (Toll Collect) einbezieht. Doch gerade im Straßenverkehr wird der Bedarf steigen. Navigationssysteme wie von TomTom, die sich über das Vodafone-Netz aktuelle Verkehrsdaten holen, sind nur die Vorboten vernetzter Autos, die sich in fünf bis zehn Jahren vollautomatisch gegenseitig vor Gefahren und Staus warnen werden. Mobilfunk, aber auch WLAN-Kommunikation, werden Autos, Verkehrsleitzentralen und stationäre Sender verbinden. Schon 2010 will die EU durchsetzen, dass Neufahrzeuge mit eCall über eine Mobilfunkeinheit verfügen, die bei Unfällen automatisch eine Verbindung herstellt und die Koordinaten funkt.
Der größte Treiber für M2M ist jedoch das Energiewirtschaftsgesetz, das bei Neubauten ab 2010 Stromzähler vorschreibt, die online ausgelesen werden können. Sie sollen Kunden den Verbrauch anzeigen und für flexible Stromtarife sorgen, die Verbrauchsspitzen und temporäre Überkapazitäten abzubauen helfen. Bis 2014 müssen 60 Mio. Energiezähler in Deutschland ausgetauscht und per Funk oder Kabel an Kommunikationsnetze angebunden werden (smart metering). M2M hält dann in jeden Haushalt Einzug.
Für die Mobilfunknetzbetreiber hat der Markt strategische Bedeutung. Sie rechnen in den kommenden fünf bis sieben Jahren mit 80 Mio. M2M-Applikationen. Kalkuliert man einen Monatsumsatz von nur 2 €/Maschine, ergibt sich ab 2015 ein jährlicher Umsatz von rund 2 Mrd. €. F. WEIDELICH
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