EMO 2011 16.09.2011, 12:07 Uhr

Deutsche Werkzeugmaschinenbauer wollen eigenständig bleiben

Deutsche Werkzeugmaschinenbauer gehörten schon früh zu den Kandidaten für chinesische Investoren. Dank deren Finanzspritzen blieben einige Traditionsunternehmen von der Pleite verschont und können zur EMO vom 19. bis 24. September ihre Neuheiten in Hannover präsentieren.

Europäische Unternehmen sind nach wie vor für chinesische Investoren interessant. Gerade in der Werkzeugmaschinenbranche wurden im vergangenen Jahrzehnt bereits renommierte deutsche Hersteller übernommen. Darunter Traditionsunternehmen wie Schiess, Waldrich Coburg oder Wohlenberg. Sie brauchten einen Geldgeber, um zu überleben und erhofften sich einen besseren Zugang zum asiatischen Markt. Die Investoren hingegen waren an dem Know-how der Maschinenbauer interessiert. Ein halbes Jahrzehnt später gibt es diese Firmen noch. Sie haben sich weiterentwickelt und wollen ihre Selbstständigkeit sichern.

Im Mittelpunkt dabei steht die Optimierung der eigenen Maschinentechnik. Die technischen Entwicklungen sind auf die wachsenden Anforderungen der Kunden ausgerichtet. Mit grundlegenden Innovationen tun sie sich jedoch schwer. „Die können die Maschinenbauer in der Regel auch kaum alleine stemmen“, sagte Prof. Eberhard Abele vom Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW) der Uni Darmstadt gegenüber den VDI nachrichten. Sie würden daher oft in Arbeitskreisen an den Hochschulen zusammen mit Wettbewerbern vorangetrieben.

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Deutsche Werkzeugmaschinenbauer: Innovativ bleiben, Eigenständigkeit wahren

Die Bereitschaft anderer Unternehmen, mit Firmen mit einem ausländischen Investor zusammenzuarbeiten, sei jedoch gering. „Jedes Firmenmitglied kann gegen die Neuaufnahme eines ausländischen Arbeitskreispartners intervenieren“, berichtete Abele. Gegen die Aufnahme von Unternehmen mit schwerpunktmäßig ausländischem Kapital habe sich das ein oder andere deutsche Unternehmen da bereits ausgesprochen.

Bei der Weiterentwicklung ihrer eigenen Anlagen sind Werkzeugmaschinenhersteller wie Schiess daher weitgehend auf sich selbst gestellt. Deshalb freut sich Torsten Brumme um so mehr auf die Werkzeugmaschinen-Messe in Hannover. Ein gutes Jahr haben er und seine Entwickler auf diesen Termin hingearbeitet. Mitte September will der Geschäftsführer des Großmaschinenherstellers Schiess beweisen, dass die Übernahme durch den chinesischen Konzern Shenyang Machine Tool Group (SYMG) das Unternehmen aus Aschersleben nicht nur gerettet, sondern mit Investitionen in das technologische Know-how auch entscheidend weitergebracht hat.

Auf der EMO wird der Hersteller von großen Portalbearbeitungsmaschinen erstmals ein mittleres Bearbeitungszentrum vorstellen, das zusammen mit SMTCL, einer weiteren Tochter von SYMG, auf den Markt gebracht wird. „Mit der neuen Maschine stärken wir unseren Standort in Aschersleben und erweitern unser Portfolio nach unten“, erläuterte Brumme, der das Unternehmen in Sachsen-Anhalt seit 2009 leitet. Lediglich sechs Monate soll die Lieferzeit für die Bearbeitungszentren betragen.

Der Ascherslebener Maschinenbauer war bislang auf besonders große Werkzeugmaschinen spezialisiert, wohingegen die Muttergesellschaft in Shenyang kleine bis mittelgroße Maschinen für den chinesischen Markt herstellt. „Die neuen Bearbeitungszentren werten das mittlere Segment technologisch auf“, so Brumme. Mit ihnen hoffe der Gesamtkonzern künftig neue Märkte erobern zu können: in Asien, Amerika und Europa.

Damit die Bearbeitungszentren auch außerhalb Chinas technologisch mithalten können, stattet Schiess die Bearbeitungszentren mit modernster Elektronik aus. Antrieb und Steuerung stammen z. B. von Siemens. Das Maschinenkonzept hat Schiess zusammen mit der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg sowie dem Zulieferer Meuselwitz Guss entwickelt.

Wenn der Verkauf der Maschinen erfolgreich ist, dann sollen die Bearbeitungszentren für den asiatischen Markt später auch komplett in China hergestellt werden. In der Automobilindustrie sei die globale Produktion längst Realität, weiß Brumme, der lange Jahre für diese Branche gearbeitet hat. Die Deutschen sollen davon profitieren: „Schiess wird zum Kompetenzzentrum aufgebaut“, sagte Brumme. In den kommenden Jahren wolle SYMG 40 Mio. € in Forschung und Entwicklung investieren.

Waldrich Coburg entwickelt Werkzeugmaschinen für den chinesischen Mutterkonzern Beijing No. 1

Auch der Fräsmaschinenhersteller Waldrich Coburg entwickelt schon lange für seinen chinesischen Mutterkonzern Beijing No. 1 neue Werkzeugmaschinen, z. B. Vertikaldrehmaschinen. „Die werden jedoch ausschließlich in China und für den chinesischen Markt gefertigt“, verdeutlichte Hubert Becker, Geschäftsführer des Coburger Unternehmens. Auf diese Weise unterstütze das Unternehmen den Konzern mit seinem Maschinenbau- und Produktions-Know-how, ohne die eigene Hightechkompetenz zu verlieren.

„Die großen Portalbearbeitungszentren zur Komplettbearbeitung werden nach wie vor ausschließlich in Coburg entwickelt und gefertigt“, versicherte Becker. Hier sei eine große Fertigungsqualität gefragt, die von den chinesischen Partnern noch lange nicht erreicht werde.

Die Gefahr, dass wichtiges Know-how verloren gehe, sei sehr gering. Becker selbstbewusst: „Wir entwickeln unsere eigenen Maschinen auf einem anderen Niveau. Das ist nicht so einfach zu kopieren.“ Jüngste Innovation des Maschinenbauers aus Oberfranken ist ein Bearbeitungszentrum, mit dem Zahnringe bzw. Zahnkränze durch Drehen, Bohren, Fräsen und Verzahnungsfräsen komplett bearbeitet werden können. Becker: „Damit sind wir erstmals in der Lage, Innenverzahnungen mittels Formfräsen und Außenverzahnungen bis 16 m Durchmesser mittels Abwälzfräsen in einem vollautomatischen Prozess herzustellen.“

Für die Bearbeitung der geraden und schrägen Innenverzahnungen mit Zahnformfräsern hat Waldrich Coburg einen speziellen Fräskopf entwickelt. Ausgelegt wurden Drehtische, Verzahnungstechnik sowie Verzahnungsfräsköpfe in Eigenentwicklungen, die das Unternehmen gemeinsam mit Spezialisten der Zulieferer vorangetrieben hat. „Das notwendige Know-how haben wir in unserer Konstruktions- und Anwendungsabteilung“, schilderte Becker.

Dass die Kunden Vertrauen haben in die Innovationskraft des Coburger Unternehmens, belege das starke Wachstum seit der Übernahme 2005: „Wir haben unseren Umsatz fast verdreifacht“, sagte der Geschäftsführer. Durch die gute Geschäftsentwicklung konnte der Werkzeugmaschinenbauer bis heute 43 Mio. € ins eigene Werk investieren. „Das wird auch von den Kunden wahrgenommen“, machte Becker deutlich.

Werkzeugmaschinenbauer Wohlenberg dank chinesischem Investor wieder auf eigenen Füßen

Auch Yi Liu, dem Chef der Wohlenberg Werkzeugmaschinen GmbH in Hannover, ist es in den vergangenen sechs Jahren gelungen, den Hersteller von CNC-Drehmaschinen, Drehbearbeitungszentren und Tiefbearbeitungsmaschinen mithilfe eines chinesischen Investors wieder auf sichere Füße zu stellen. Allerdings sind die Ertragsziele der Shanghai Electric Corporation nicht so ambitioniert wie die der anderen Investoren. Er habe den Konzern überzeugen können, dass die Eroberung von Marktanteilen wichtiger sei als der Gewinn, sagte Liu. Der Konzern investiere aber nicht in das Wachstum des Unternehmens. Das müsse Wohlenberg über einen steigenden Umsatz und Gewinn selbst finanzieren.

Der Wohlenberg-Geschäftsführer, der seit 26 Jahren in Deutschland lebt, konnte daher die Mitarbeiterzahl – von 18 bei der Neugründung 2005 – nur langsam erweitern. „Kapazitätsprobleme und fehlende Facharbeiter am Arbeitsmarkt haben dazu geführt, dass wir seitdem nur wenige Innovationen entwickeln konnten“, räumte er ein. Um sich im Konzern behaupten zu können, versucht auch Liu die Bedeutung des deutschen Produktionsstandorts durch Innovationen zu stärken.

„Inzwischen haben wir mit 55 Mitarbeitern eine Stärke erreicht, dass wir auch über technische Optimierungen sowie Innovationen nachdenken können“, sagte er. So wolle er die Module der Maschinen stärker standardisieren, um die Lieferzeiten reduzieren zu können – von bislang zwölf auf acht Monate. Außerdem plane er die Entwicklung von größeren Bearbeitungszentren für Bauteilgewichte bis 300 t.

 

Ein Beitrag von:

  • Hans Schürmann

    Hans Schürmann war Technik- und Wirtschaftsredakteur beim Handelsblatt und schreibt unter anderem über Finanzen, Immobilienthemen und Maschinenbau.

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