App aus Hagen 27.02.2017, 07:51 Uhr

Triebwerksausfall: Notlandeassistent sucht optimalen Landeplatz

Eine Horrorvorstellung: Das Flugzeug ist mit Hunderten von Passagieren vollbesetzt, und dann fallen die Triebwerke aus. Notlandung. Doch wo? Für die Piloten heißt es in einer solchen Extremsituation Ruhe bewahren und gleichzeitig schnelle Entscheidungen treffen. Ein Notlandeassistent könnte ihnen künftig dabei helfen. Aber wie?

Bergung eines Airbus A320 aus dem Hudson River in New York: Der Pilot musste notlanden, nachdem Vogelschlag beide Triebwerke lahmlegte.

Bergung eines Airbus A320 aus dem Hudson River in New York: Der Pilot musste notlanden, nachdem Vogelschlag beide Triebwerke lahmlegte.

Foto: Gino Domenico/dpa

Können Sie sich noch Chesley B. Sullenberger erinnern? Das ist der Flugkapitän, der am 15. Januar 2009 weltberühmt wurde. Ihm gelang nach einem Gleitflug mit einem Airbus 320 eine Notwasserung auf dem Hudson River, nachdem über New York durch Vogelschlag beide Triebwerke ausgefallen waren. Alle 155 Menschen an Bord wurden gerettet. Ein glückliches Ende. Weniger als drei Minuten hatten die Piloten Zeit – die Maschine sank mit fünfeinhalb Metern pro Sekunde – einen unkontrollierten Aufschlag des Flugzeugs zu verhindern.

Dem damals 57-jährigen Sullenberger halfen mehr als 20.000 Flugstunden und enorme Erfahrung in der Auswertung von Unfällen, die richtige Entscheidung zu treffen. Weder das Handbuch an Bord, dessen Checklisten für einen doppelten Triebwerksausfall in der zehnfachen Höhe bestimmt waren, noch der Fluglotse im New Yorker Tower konnten wirklich helfen. Und obwohl Sullenbergers Notlandung erfolgreich war, prüften US-Behörden sechs Monate lang, ob sie wirklich die beste Lösung war. Der Lebensretter stand unter großem Druck.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Planungsingenieur (w/m/d) Straßenbau Die Autobahn GmbH des Bundes
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Softwareentwickler und Softwaretester im Bereich virtuelle Simulation (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
Max-Planck-Institut für Kernphysik-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) als Leitung der Betriebstechnik Max-Planck-Institut für Kernphysik
Heidelberg Zum Job 
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Senior Softwareentwickler Missionsautomatisierung für FCAS (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Berlin, Fürstenfeldbruck, Koblenz Zum Job 
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Expert Systems Engineering Drohnenabwehr (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
Kölner Verkehrs-Betriebe AG-Firmenlogo
Ingenieur*in Betriebsleiterbüro (m/w/d) Kölner Verkehrs-Betriebe AG
Schwermetall Halbzeugwerk GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Automatisierungstechniker (m/w/d) Schwermetall Halbzeugwerk GmbH & Co. KG
Stolberg Zum Job 
GDMcom-Firmenlogo
Teamleiter Automation (m/w/d) GDMcom
Leipzig Zum Job 
STC Germany GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker vorzugsweise für Hochfrequenztechnik (m/w/d) STC Germany GmbH
Frontenhausen Zum Job 
GDMcom-Firmenlogo
Sachbearbeiter für Verwaltung von Liegenschaften und Dienstbarkeiten (w/m/d) GDMcom
Leipzig Zum Job 
GDMcom GmbH-Firmenlogo
Systemingenieur für Informations- und Telekommunikationstechnik (m/w/d) GDMcom GmbH
Leipzig Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
(Lead) Ingenieur EMSR-Technik (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur Straßenplanung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Kempten Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur für Bauvorbereitung und -leitung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Kempten Zum Job 
Zink Ingenieure GmbH-Firmenlogo
Landschaftsarchitekt / Ingenieur (m/w/d) Zink Ingenieure GmbH
Lauf, Offenburg, Teningen Zum Job 
Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) - CVD-Diamant-Technologie Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF
Freiburg im Breisgau Zum Job 
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Elektrotechnikingenieur/-techniker (m/w/i) für die Prüfung von Messsystemen IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
Mehler Vario System GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Bereich Entwicklung neue Systeme Mehler Vario System GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Bauingenieur als Projektleiter Bau und Erhaltung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
Kempten Zum Job 
ONEJOON GmbH-Firmenlogo
Techniker / Ingenieur (m/w/d) für unser Test Center im Bereich Anlagenbau / Thermoprozesstechnik ONEJOON GmbH
Bovenden Zum Job 

ELA bietet Entscheidungs- und Navigationshilfe

Eine wichtige Hilfe bei diesem Horrorflug hätte ein Flugassistenzsystem sein können, das Piloten bei einem totalen Triebwerksausfall dabei unterstützt, sicher notzulanden. Jetzt, gut acht Jahre später, gibt es eines. Entwickelt wurde der Notlandeassistent an der FernUniversität in Hagen.

Dieser Emergency Landing Assistant (ELA) bietet sowohl eine Entscheidungs- als auch eine Navigationshilfe, um das Flugzeug im Gleitflug dorthin zu steuern, wo eine sichere Notlandung möglich ist. Dazu muss man wissen: Jedes Flugzeug kann ohne Triebwerke im Gleitflug weiterfliegen.

„Höchst komplexe Berechnungen“

Zwei Männer, die auch selbst fliegen, haben ELA auf den Weg gebracht. Der eine ist Professor Wolfram Schiffmann vom Lehrgebiet Rechnerarchitektur in Hagen. Er hat eine Datenbank entwickelt, die im Notfall nach dem besten Landeplatz sucht und dabei ständig auch Alternativen auf dem Schirm hat.

Die Grafik zeigt den Rückflugweg, den ELA statt einer Notwasserung im Hudson River angezeigt hätte. Das Unfallereignis ist oben links, der Flughafen unten rechts dargestellt, außerdem werden die Höhen des Gleitfluges angezeigt.

Die Grafik zeigt den Rückflugweg, den ELA statt einer Notwasserung im Hudson River angezeigt hätte. Das Unfallereignis ist oben links, der Flughafen unten rechts dargestellt, außerdem werden die Höhen des Gleitfluges angezeigt.

Quelle: FernUniversität Hagen

Zudem berechnet ELA den optimalen Energieeinsatz. Denn beim Gleitflug geht es nicht nur um die Entfernung, sondern auch um Flughöhe, Sinkgeschwindigkeit und Landewinkel. Schiffmann: „Wegen der vielen zu berücksichtigenden Parameter sind die Berechnungen höchst komplex.“ FernUni-Student Jürgen Vörding war es dann, der ELA zu dem machte, was sie heute ist: eine App für ein Android-Tablet.

Es gab eine Alternative zur Notwasserung

Wie wichtig die Unterstützung bei der Entscheidung für einen Notlandeplatz ist, zeigten die Untersuchungen nach dem 15. Januar 2009. Schiffmann: „Sullenberger entschloss sich binnen Sekunden für die Notwasserung. Er konnte den Hudson sehen, als die Triebwerke ausfielen. In seiner Situation eine absolut richtige Entscheidung!“

Später zeigte sich jedoch, dass auch die Rückkehr zum Flughafen LaGuardia in New York möglich gewesen wäre. Doch dafür fehlten Sullenberger die nötigen Informationen. „Unsere Simulationen zeigten ebenfalls, dass er dorthin gekommen wäre: ELA hätte ihm LaGuardia als sichersten Notlandeplatz vorgeschlagen und ihn dorthin navigiert“, sagt Schiffmann. Eine Notwasserung gilt grundsätzlich als gefährlicher als eine Notlandung auf dem Festland. Häufig zerbirst die Maschine dabei. Und damit sind die Überlebenschancen für Besatzung und Passagiere extrem gering.

ELA auf der Aero in Friedrichshafen

ELA eignet sich über den Einsatz in Verkehrsmaschinen hinaus auch für kleinere Typen bis hin zu Ultraleichtflugzeugen. Das Navigationssystem kann sogar mit dem Autopiloten verbunden werden. Der Vorteil: Dadurch hätte der Pilot nach der Entscheidung für einen Notlandeplatz mehr Zeit für die Kommunikation mit der Flugsicherung. Die Landung führt der Pilot aber wieder selbst durch.

Präsentiert wird der Landeassistent gemeinsam von Schiffmann und Vörding auf der Internationalen Fachmesse für Allgemeine Luftfahrt Aero vom 5. bis 8. April in Friedrichshafen.

Neue Triebwerke überstehen Vogelschwarm

Für mehr Sicherheit beim Fliegen sorgt auch Pratt & Whitney, Triebwerkshersteller des US-Konzerns United Technologies.

Produktion des neuen Triebwerks von Pratt & Whitney: Bis zu 105 Tage dauert die Herstellung der besonders leichten Triebwerke, die auch Vogelflug aushalten sollen.

Produktion des neuen Triebwerks von Pratt & Whitney: Bis zu 105 Tage dauert die Herstellung der besonders leichten Triebwerke, die auch Vogelflug aushalten sollen.

Quelle: Pratt & Whitney

Mit dem neuen PW1100G-Programm hat das Unternehmen Motoren für Verkehrsflugzeuge entwickelt, die schadlos überstehen sollen, wenn ein Vogelschwarm in das Triebwerk gerät.

 

Ein Beitrag von:

  • Martina Kefer

    Diplom-Medienpädagogin und Ausbildung zur Journalistin beim Bonner General-Anzeiger

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.