Intralogistik 28.08.2009, 19:42 Uhr

Gabelstapler werden zu Datenboten  

Auf der Straße ist E-Mobilität Zukunftsmusik. In Lager- und Produktionshallen ist sie längst Realität: Elektrofahrzeuge und dieselelektrische Antriebssysteme sind Standard. Für frischen Wind sorgen hier neue Energiespeicher. Ein Gabelstapler der Hamburger Still GmbH nutzt beispielsweise Ultracaps, um Bremsenergie wieder nutzbar zu machen. Noch mehr Energie soll gespart werden, indem die Transportwege optimiert werden. Ermöglicht wird das durch ein Zusammenwachsen von Material- und Datenflüssen. VDI nachrichten, Hamburg, 28. 8. 09, sta

Die Fabrikfassade aus mattem Glas und Stahl nimmt kein Ende. Erst nach ein paar hundert Metern Fußmarsch tut sich der Eingang zum Hauptwerk der Still GmbH auf. Hinter der grauen Fassade im trostlosen Hamburger Vorort Billstedt wird an Konzepten für die grüne Produktionswelt von morgen gefeilt.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Berliner Hochschule für Technik (BHT)-Firmenlogo
Professur Konstruktion Berliner Hochschule für Technik (BHT)
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen-Firmenlogo
Projektleiter Brandschutz (m/w/d) Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
Tübingen Zum Job 
Berliner Hochschule für Technik (BHT)-Firmenlogo
Professur Maschinenelemente Berliner Hochschule für Technik (BHT)
Airbus-Firmenlogo
IT Security Engineer (d/m/f) Airbus
Manching Zum Job 
Fink Chem+Tec GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Mechatronik (m/w/d) Fink Chem+Tec GmbH
Leinfelden-Echterdingen Zum Job 
Airbus-Firmenlogo
Lead Software Engineer - EW Mission Data Generation System (d/m/w) Airbus
Manching Zum Job 
Mainova AG-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) Projektierung / Planung Strom Sekundärtechnik Mainova AG
Frankfurt am Main Zum Job 
GWG - Wohnungsgesellschaft Reutlingen mbH-Firmenlogo
Abteilungsleiter (m/w/d) für den Baubereich, Abteilung Technik GWG - Wohnungsgesellschaft Reutlingen mbH
Reutlingen Zum Job 
MVV Netze GmbH-Firmenlogo
Spezialist Systeme und Anwendungen (m/w/d) MVV Netze GmbH
Mannheim (Homeoffice) Zum Job 
Mainova AG-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) Projektierung / Planung Strom Sekundärtechnik Mainova AG
Frankfurt am Main Zum Job 
Airbus-Firmenlogo
Cargo Hold Commodity Manager (d/f/m) Airbus
Bremen Area Zum Job 
Airbus-Firmenlogo
Programm Controlling Transformation and Integration (d/f/m) Airbus
Hamburg Zum Job 
Landeshauptstadt Stuttgart-Firmenlogo
Technische*r Prüfer*in für die Prüfung von Großprojekten (m/w/d) Landeshauptstadt Stuttgart
Stuttgart Zum Job 
SWM Services GmbH-Firmenlogo
Senior Projektleiter*in GuD-Anlage (m/w/d) SWM Services GmbH
München Zum Job 
BRUSA Elektronik (München) GmbH-Firmenlogo
Prüfmittel Ingenieur / Entwicklungsingenieur Prüfmittel / Applikationsingenieur Labor / Ingenieur Prüfstandsentwicklung (m/w/d) BRUSA Elektronik (München) GmbH
München Zum Job 
BRUSA Elektronik (München) GmbH-Firmenlogo
Senior Embedded Linux Software Engineer (m/f/d) BRUSA Elektronik (München) GmbH
München Zum Job 
BRUSA Elektronik (München) GmbH-Firmenlogo
Senior Embedded Software Ingenieur (m/w/d) Kommunikation BRUSA Elektronik (München) GmbH
München Zum Job 
engionic Femto Gratings GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) für Produktionsanlagen und Produktionsprozesse engionic Femto Gratings GmbH
Consolar Solare Energiesysteme GmbH-Firmenlogo
Service-Ingenieur (m/w/d) im Innendienst Consolar Solare Energiesysteme GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 
Heinrich Wassermann GmbH & Co KG-Firmenlogo
Oberbauleiter Tiefbau (m/w/d) Heinrich Wassermann GmbH & Co KG

„Um Fertigungsabläufe effizienter zu machen, muss vor allem die Intralogistik optimiert werden“, meint Still-Marketingchef Christian Baerwolff. „Dazu ist es nötig, dass Material- und Datenfluss zusammenwachsen.“ Gefragt seien in Zukunft Gabelstapler, Schlepper oder Hubwagen, die neben Paletten und Gitterboxen auch Informationen für das Warenwirtschaftssystem oder die Produktionssteuerung transportieren.

Wie das funktioniert, führt Baerwolff zusammen mit Entwicklungsleiter Ludger Frerichs im Werk vor. Hier montieren Arbeiter in einer taghellen Fabrikhalle Kabinen auf die Chassis von Staplern und verkabeln das Innenleben. Frerichs tritt an eine Kabine heran und weist auf die Bedienelemente hin. Teils sind es Joysticks, teils Hebelchen oder Touchpads. „Dank Can-Bus-System mit definierten Schnittstellen können unsere Kunden frei auswählen und auch nachträglich quasi per Plug&Play die Bedienmodule wechseln“, sagt er. Zu sehen sind auch Displays von Bordcomputern und ein Laserscanner. „Damit kann der Fahrer gleich aus der Kabine heraus Liefernummern einlesen.“

Doch die Bordcomputer können mehr. Sie sammeln Betriebsdaten, die für das Flottenmanagement und zugleich zur Optimierung der Transportwege genutzt werden können. Fertigungsplaner behalten dadurch den Überblick über anstehende Inspektionen, den Ladezustand der Batterien ihrer Staplerflotte oder über die Verbrauchsdaten der Stapler. Zudem können sie am Fabrikmodell aus der Vogelperspektive nachvollziehen, ob die Stapler unnötige Wege zurücklegen.

„Der nächste Schritt ist Automation. Dank moderner Sensorik navigieren erste Stapler schon vollautomatisch“, so Frerichs. Er sieht darin Vorboten einer dualen Arbeitswelt: tags mit Menschen, nachts automatisiert. In einer solchen Welt schieben die Regalsysteme Paletten nach, wenn vorn eine entnommen wird. Unbemannte Schlepper verbinden sich auf den Hauptrouten des werksinternen Verteilerverkehrs zu energiesparenden Zügen. Gesteuert und dokumentiert wird das Ganze mit RFID-Systemen. „Das Alles mündet in eine fortlaufende Inventur.“

Eine weitere Idee zum Energiesparen hat Still bereits in Serie gebracht. Ein Computer schaltet Nebenverbraucher wie Licht oder Heizung ab, sobald sie nicht gebraucht werden. Zusätzlich greift er gezielt in die Motorsteuerung ein. „Dank flacherer Beschleunigungskurven sinkt der Verbrauch um bis zu 20 %, ohne dass sich die Taktzeiten der Produktion merklich verlängern“, so Frerichs. Bevormunden wolle man die Fahrer aber nicht. Auf Knopfdruck können sie den Sparmodus verlassen.

Natürlich kommt es bei solchen Systemen auf die Akzeptanz der Staplerfahrer an. Baerwolff schweben Wettbewerbe vor, in denen Arbeitgeber auf Basis der gesammelten Betriebsdaten die sparsamsten Fahrer küren. Auch finanzielle Anreize seien denkbar, weil die Fahrer aktiv zu niedrigeren Energiekosten beitragen.

Wie viel Energie unter dem Strich einzusparen ist, hängt vor allem vom Antrieb ab. Und da haben Intralogistiker wie Still, Linde und Jungheinrich Hightech zu bieten. Lange bevor Autohersteller anfingen, über eine Kombination von Verbrennungs- und Elektromotoren nachzudenken, wurden solche Systeme bei Staplern in Serie produziert. Auch reine Elektro- oder treibgaselektrische Antriebe sind in der Branche üblich.

Baerwolff und Frerichs führen nun die Halle vor, in der gewaltige Antriebseinheiten im 20-Minutentakt mit den Gabelstaplerchassis verheiratet werden. Bei näherer Betrachtung dieser Rohbauten werden Aufbau und Funktion der dieselelektrischen Antriebe klarer. Als Kraftquelle dient ein Turbodieselmotor mit Logo eines norddeutschen Autokonzerns. Seine Kurbelwelle ist mit einem baumdicken Drehstromgenerator verbunden, an dem seitlich die kleine Hydraulikpumpe der Hubeinheit sitzt. Hebt der Stapler Lasten, wird die Kraft der Kurbelwelle direkt auf diese Pumpe durchgeleitet. Im Fahrbetrieb treibt der Diesel den Generator an. Den erzeugten Drehstrom richtet eine Leistungselektronik um und leitet sie direkt an den elektrischen Asynchronmotor, der samt Differential und Kühlung in die Vorderachse integriert ist. „Angesichts der Bandbreite an Lastsituationen im Staplerbetrieb ist die Abstimmung zwischen Elektro- und Verbrennungsmotor äußerst komplex“, erklärt Frerichs. Gerade bei erfahrenen Staplerfahrern flössen Hubbewegung und Anfahren ebenso ineinander wie Ablassen und Abbremsen. Um die Steuerung dafür auszulegen, sei volle Systemkompetenz unabdingbar. Entsprechend produziert Still die Elektromotoren, Steuerungen und Umrichter in Eigenregie.

Im neuen Hybridstapler RX 70 gehen die Intralogistiker noch einen Schritt weiter. „Bislang haben wir Bremsenergie mangels geeigneter Stromspeicher weggekühlt“, räumt Frerichs ein. Der Hybridstapler speichere sie stattdessen in Doppelschicht-Kondensatoren (Ultracaps) und speise sie beim nächsten Hub- oder Beschleunigungsvorgang wieder ins System ein. Weil Stapler oft bremsen, sind die dynamischen Ultracaps gegenüber Lithium-Ionen-Batterien im Vorteil. Zumal bei hoher Traglast bis zu 20 Wh pro Bremsung fließen. Die gesammelte Energie entlastet den Antrieb um bis zu 30 %. Der Erfolg: mit einem Verbrauch von 2,5 l Diesel pro Stunde (gemessen im Zyklus der VDI Richtlinie 2198 mit 2,5 t Traglast und 60 Arbeitsspielen) ist der RX 70 der mit Abstand sparsamste Stapler seiner Klasse.

Allerdings stößt das Technologiepaket nicht auf ungeteilte Zustimmung im Markt. Noch sei der Aufpreis im Betrieb kaum reinzuholen, bemängeln Kritiker. Frerichs ist dennoch sicher, dass Hybridstapler bald Branchenstandard werden. „Es hängt vom Dieselpreis und unseren Fortschritten beim Senken der Systemkosten ab, wie schnell das geht“, sagt er.

PETER TRECHOW

Ein Beitrag von:

  • Peter Trechow

    Peter Trechow ist Journalist für Umwelt- und Technikthemen. Er schreibt für überregionale Medien unter anderem über neue Entwicklungen in Forschung und Lehre und Unternehmen in der Technikbranche.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.