Ersatzteil-Logistik fährt Mehrwert ins Unternehmen
Profitable Ersatzteil-Logistik wird immer mehr zu einem zusätzlichen Standbein für“s wirtschaftliche Überleben. Dies belegt eine aktuelle Studie der Kölner Unternehmensberatung MSR Consulting Group, die in Zusammenarbeit mit den VDI nachrichten entstanden ist.
Falk-Hayo Sanders gibt die Richtung vor: „Anbieter, die das Aftersales-Geschäft wirklich ernst nehmen, sind auf einem Erfolg versprechenden Weg. Falsch liegen solche, die den Aftersales-Gedanken noch nicht in ihrem Führungskreis verankert haben.“ Dies hängt für den Leiter „Industry Practise“ bei der Kölner MSR Consulting Group auch damit zusammen, dass Aftersales bislang kein Karrierepfad war und hochkompetente Leute bislang nur selten in dieses Geschäft wollten.
Ein wichtiges Ergebnis der Kölner Studie, die 40 Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen unter die Lupe nahm: Hohe Umschlagshäufigkeit der Bestände ist durchaus mit weit reichendem Service vereinbar. „Das ist allerdings ein Ergebnis systematischer Arbeit“, betont Sanders. Nach Einschätzung von MSR ist dieser Zusammenhang vielen Aftersales-Verantwortlichen noch nicht richtig bewusst.
Die Gründe liegen für den Branchenkenner nahe: „Es wird gut verdient im Aftersales-Bereich. Oft ist mehr Potenzial zur Produktivitätssteigerung vorhanden als im Neugeschäft.“ Doch dies sei zum Teil hinter „zu guten“ Gewinnen versteckt und die Motivation zu Verbesserungen entsprechend gering.
Richtig machen es laut Studie Unternehmen, die grundsätzlich auf den Servicegrad achten. Auf dem falschen Weg seien solche mit der Überzeugung, dass bei Umschlagshäufigkeit und Servicegrad nur eine „Entweder-oder-Beziehung“ und keine „Sowohl-als-auch-Beziehung“ gelte.
Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie: Entgegen der Einschätzung vieler Unternehmen besteht zwischen Pickraten und Fehlerquoten kein erkennbarer Zusammenhang. „Es ist nicht so, dass durch hohe Pickzahlen mehr Fehler gemacht werden. Diese haben oft ganz andere Gründe“, erläutert Sanders. Erst eine umfassende Analyse der Fehler weise darauf hin, was zu tun sei. „Geht es etwa um falsche Stückzahlen, sollten Unterpackungseinheiten eingeführt werden – also nicht 50 Stück abzählen lassen, sondern 10er-Päckchen bevorraten“, gibt Sanders ein Beispiel. Eine ähnliche Strategie empfiehlt er, wenn allzu schnell zum falschen Teil gegriffen wird: „Dann sollten diese Teile an unterschiedlichen Orten lagern. Dieses räumliche Separieren gilt auch für ähnliche Teile-Nummern.“
Zudem glauben viele Unternehmen nach MSR-Erkenntnissen, dass es einen wesentlichen Zusammenhang zwischen Pickleistung und gegenwärtig eingesetzter Technik gibt. Die Studienergebnisse bringen jedoch einen anderen Aufschluss. Sanders: „Die nachgelagerten Prozesse sind entscheidend. Eine gewisse Automatisierungsgläubigkeit steht den Unternehmen bei der Verbesserung oft im Wege. Dabei ist es erstaunlich, was sich noch aus vorhandener Technik durch Prozessverbesserung herausholen lässt, bevor neu investiert wird.“
Die Empfehlung aus Köln ist entsprechend eindeutig: Erst an den Prozessen arbeiten und dann erst eine weitergehende Automatisierung in Angriff nehmen. Auf diese Weise könnten mit geringeren Investitionen größere Produktivitätsverbesserungen in kürzerer Zeit erreicht werden.
Jobsuche für Ingenieure
Unternehmen, die Interesse an der Studie haben und aus den Branchen Pkw-Hersteller, Nutzfahrzeughersteller, Automobilzulieferer, Maschinenbau, Anlagenbau, Haushaltsgerätehersteller oder Energietechnik kommen, können auch noch nachträglich an dieser Studie teilnehmen und individuelle Benchmarks erhalten. Voraussetzung: Mindestens 20 Mio. € Ersatzteilumsatz oder 5 Mio. € Ersatzteilbestand. Zudem führt die Unternehmensberatung in diesem Herbst eine Kurzbefragung zu Themen der Ersatzteil-Logistik durch. Interessierte Firmen können sich an „Logistik@MSR.de“ wenden. D. KIPPELS