Die Vernetzungsprofis
VDI nachrichten, Ludwigsburg, 3. 11. 06, ws – Das Berufsfeld der Logistiker zeigt, wie mit Globalisierung und neuen Geschäftsfeldern Arbeitsplätze entstehen. Auch die Logistikberatung bringt neue Jobs für Hochschulabsolventen.
Rund 2,6 Mio. Arbeitsplätze und ein Umsatzvolumen von rund 170 Mrd. € (im Jahr 2004) – damit zählen die Logistikdienstleister zu einer der bedeutsamsten Sparten der deutschen Volkswirtschaft. „In den nächsten Jahren wollen wir mehrere hunderttausend neue Stellen schaffen“, sagt Thomas Wimmer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesvereinigung Logistik BVL (Bremen).
Wimmer: „Logistiker sind mehr als klassische Spediteure.“ Sie kümmern sich um die komplette Lagerung, sie sorgen dafür, dass Teile für die Produktion „just in time“ am richtigen Platz in der Fertigung stehen. „Sie beraten mit vielfältigen Angeboten die Industrie und planen sogar Produktionsstätten.“
Die Nachfrage nach Beratungsdiensten der großen Logistik-Unternehmen steigt. Zeit ist Geld. Da sind die Logistiker Spezialisten. „In der global vernetzten Welt muss der Materialfluss der Unternehmen wirtschaftlich angemessen organisiert sein“, so Wimmer.
Manche kleinere und mittlere Logistikunternehmen haben eine extrem dynamische Entwicklung hinter sich. Wie die Trans-Logo-Tech GmbH in Markgröningen-Unterriexingen bei Stuttgart. „Vor drei Jahren haben wir mit drei Mitarbeitern begonnen“, erinnert sich Geschäftsführer Alen Cevra. Heute sind etwa 100 Personen beschäftigt.
Der Firmenchef war jüngst zu einem Geschäftsbesuch in Asien, wo er eine neue Niederlassung gegründet hat. „Wir planen in China eine komplette Produktionsstätte für einen Automobilhersteller.“ Porsche und DaimlerChrysler gehören zu den Kunden. In Hongkong existiert ein weiteres Büro. „Auch in der Slowakei – dem ¿neuen Detroit Europas““, wie Cevra sagt, „richten wir in Kürze einen Firmensitz ein.“ An allen Standorten ist sein Unternehmen als Planungs- und Beratungspartner der Automobilindustrie gefragt. „Gerade für diesen Bereich suchen wir heute und in naher Zukunft Ingenieure, Diplom-Kaufleute und Industriekaufleute.“
Mit Hilfe der Logistikdienstleister sichert die Automobilindustrie ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Denn wer Logistiker bei der so genannten Supply-Chain-Beratung oder der Neugestaltung der Wertschöpfungskette intelligent einsetzt, kann in erheblichem Maße Kosten senken.
So auch DaimlerChrysler. Bei der Beschaffungslogistik des Werks Mannheim hat der Konzern mit den Beratungsdiensten der Erwin Steinle Internationalen Spedition GmbH & Co. KG aus Schwieberdingen innerhalb von zwei Jahren einen siebenstelligen Betrag eingespart, wie Andreas Michalski vom Bereich Logistic Design bei Steinle berichtet.
Komplette Produktionsstandorte für Kunden im In- und Ausland plant auch Steinle. Ob Ingenieure, Wirtschaftsingenieure oder Diplom-Kaufleute: Für Beratungsaufgaben sucht das Unternehmen hoch qualifiziertes Personal. Steinle beschäftigt an zehn Standorten in Deutschland rund 750 Mitarbeiter, die 2005 einen Umsatz von rund 140 Mio. € erwirtschafteten. Wer sich als Hochschulabsolvent initiativ bewerben möchte und zum Unternehmen passt, bekommt auch bei Müller – Die Lila Logistik AG aus Besigheim bei Stuttgart eine Chance.
„140 Absolventen mit BWL- oder Logistik-Studium werden wir im nächsten Jahr einstellen“, sagt Axel Kühn, Leiter Zentrale Führungskräfteentwicklung bei Schenker Deutschland AG in Kelsterbach bei Frankfurt/Main. Bei dem Marktführer der Automobil-Logistik in Europa beraten die Hochschulabsolventen ihre Kunden. „So ermitteln sie den Bedarf im operativen Geschäft, das sie steuern“, erläutert Heiko Richter, Leiter Logistics Sales bei Schenker.
Für die Automobilindustrie lenkt das Unternehmen weltweit den Teileversand: So werden Fahrzeuge, etwa das Modell Sprinter von Mercedes-Benz, in Düsseldorf in Module zerlegt und für den Export vorbereitet. Anschließend werden diese weltweit versandt und vor Ort zusammenmontiert.
Eine stattliche Reihe von Hochschulinstituten beschäftigt sich mit der Logistik, oft als Schwerpunkt innerhalb eines Studiums. Einen speziellen Logistik-Studiengang bietet die Uni Dortmund. Der interdisziplinäre Studiengang ist an der Fakultät Maschinenbau mit den Fächern Mathematik, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Elektrotechnik, Statistik, Informatik und Maschinenbau angesiedelt.
„Mit unserem Studienangebot wollen wir allen potenziellen Aufgaben eines Logistikers Rechnung tragen“, sagt Dr. Dirk Jodin, Studienberater der Fakultät. „Denn wir Logistiker müssen Manager, Techniker und Wirtschafter zugleich sein“, ergänzt Thomas Wimmer vom BVL. GUNTER IRMLER
www.bvl.de
www.logistik-studium.de
Wissensmix aus Wirtschaft und Technik ist gefragt
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