Paludi-Kultur 31.01.2022, 10:17 Uhr

Alte Moore nutzen: Klimaschutz durch besondere Form der Landwirtschaft

Trockengelegte Flächen sollen zunehmend wieder bewässert werden, weil Moore Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre entfernen. Das soll auch den Bauern helfen: Sie können statt Getreide gewinnbringend Schilf und Holz anbauen.

Moor Sumpf mit Farnen

Moore entfernen Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre und sollen zunehmend landwirtschaftlich genutzt werden.

Foto: panthermedia.net/pzaxe (YAYMicro)

Moore sind Feuchtflächen, die üppig bewachsen sind. Absterbende Pflanzen werden wegen des fehlenden Sauerstoffs im Wasser nicht abgebaut, sodass Kohlenstoffdioxid (CO2) gebunden bleibt – ein Moor ist ein natürliches Endlager für Klimagas. Trockengelegt wird es dagegen zur CO2-Quelle und verstärkt den Klimawandel. Mehr als 95 Prozent der Moore in Deutschland sind entwässert und verursachen rund fünf Prozent der Gesamt-Treibhausgasemissionen Deutschlands, so der Bundesländer-Arbeitskreis Moorschutz, den die Landesfachbehörden für Naturschutz der moorreichen Bundesländer und des Bundesamts für Naturschutz ins Leben gerufen haben.

Moore werden zunehmend geschützt und renaturiert

Die Mechanismen sind mittlerweile bekannt und viele Länder schützen Moore oder machen die Entwässerung rückgängig, Deutschland beispielsweise. Forscher der Christian-Albrecht-Universität Kiel und die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein haben jetzt ein Pilotprojekt gestartet, um Moore zu erhalten beziehungsweise trockengelegte wieder zu bewässern und sie gleichzeitig landwirtschaftlich zu nutzen.

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Paludi-Kultur nennt sich diese Art der Landwirtschaft. Dabei können die Forscher aus Schleswig-Holstein auf Know-how aufbauen, das Forscher am Greifswald Moor Centrum der Universität Greifswald gesammelt haben. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Holzforschung – Wilhelm-Klauditz-Institut in Braunschweig haben sie beispielsweise aus Rohrkolben und Schilf, beides Produkte der Paludi-Kultur, eine Dämm- und Bauplatte entwickelt, die bessere Eigenschaften hat als vergleichbare Produkte aus Holz.

Bauplatten aus der Paludi-Kultur

Die Rohstoffe wurden zerkleinert und zu einer Schlämme verrührt, deren Feststoffanteil bei zehn bis zwölf Prozent lag. Daraus entstand mit Hilfe eines biologisch abbaubaren Treibmittels ein Biomasseschaum, der in Plattenform gebracht und getrocknet wurde. Die Platten regeln die Luftfeuchtigkeit in den Räumen, in denen sie verwendet werden, besser als Holzschaumplatten, beeinflussen das Raumklima also positiv, leiten Wärme sehr schlecht und sind schwer entflammbar.

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Klassisches und weithin bekanntes Baumaterial aus dem Moor ist Schilf, das vor allem für Reetdächer genutzt wird. Diese sind ohne zusätzlichen Einsatz von Wärmedämmmaterial etwa aus Glasfasern oder Styropor hervorragende Isolatoren.

Dämmmaterial aus Rohrkolben

Rohrkolben, die aussehen wie überdimensionale Reiniger für Gewehrläufe, sind Basismaterial für Dämmstoffe. Sie wirken auf Grund ihrer inneren Struktur feuchtigkeitsregulierend. Sie nehmen Dampf auf, wenn die Innenluft zu feucht ist, und geben sie wieder ab, wenn sie zu trocken wird.

Pflanzen produzieren – wassersparend und ohne Boden

Eine typische Moorpflanze ist die Roterle, die ihren Namen von der Rotfärbung ihres leichten Holzes hat. Vor der Trockenlegung der Moore gab es ausgedehnte Wälder mit sortenreinen Beständen. Auf wiederbenässten Flächen könnten sie kultiviert werden und zum wertvollen Rohstoff beispielsweise für die Möbelindustrie werden. Torfmoose, die bevorzugt in Mooren wachsen, eignen sich sehr gut für die Herstellung von Pflanzerden, eine weitere Möglichkeit, Moore landwirtschaftlich zu nutzen, ohne ihre Klimafunktion zu beeinträchtigen.

Modellbetrieb für nasse Moorbewirtschaftung

Das Projekt in Kiel ist vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz mit 12,4 Millionen Euro üppig ausgestattet. Die Forschungsarbeit beginnt mit dem Aufbau eines landwirtschaftlichen Modellbetriebs für nasse Moorbewirtschaftung (Paludi-Kultur) in Erfde, Kreis Schleswig-Flensburg. Damit wird eine Niederung mit den Flüssen Eider, Treene und Sorge, Schleswig-Holsteins moorreichste Region, zum Innovations-Hotspot für die Landwirtschaft auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft.

Entwässerungskosten übersteigen den Ertrag

Entwässerte Moore geben laufend klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre ab, allein in Deutschland über 53 Millionen Tonnen jedes Jahr. Das sind sieben Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen, mehr noch als der Arbeitskreis Moorschutz ansetzt. Im moorreichen Bundesland Schleswig-Holstein liegt der Anteil bei 3,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente sogar bei 18 %. Erhöht man den Wasserstand wieder, wird ein Großteil dieser Emissionen gestoppt, nach einiger Zeit können renaturierte Moore sogar wieder aktiv CO2 aus der Atmosphäre speichern. Genaue Zahlen zur Reduzierung der Emissionen sollen Messungen an vier Standorten im Moor bringen.

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Ein weiterer Grund für die Wiederherstellung von Mooren: Die landwirtschaftliche Nutzung entwässerter Moorböden ist nur für begrenzte Zeit möglich. Die Flächen sacken immer weiter ab, während der Meeresspiegel ansteigt. Zudem wird die Trockenhaltung immer aufwändiger und teurer, bis schließlich die Entwässerungskosten den landwirtschaftlichen Ertrag übersteigen.

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

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