Künstliche Intelligenz 10.07.2025, 17:30 Uhr

Wenig überraschend: China ist der größte KI-Player

In einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz zu einem strategischen Gut avanciert, hat China die Nase vorn. Ein aktueller Bericht enthüllt, wie das Land die USA, Großbritannien und die EU in puncto KI-Forschung und -Innovationen überflügelt – mit weitreichenden Konsequenzen.

Drei Smartphonebildschirme, die jeweils das Logo eines KI-Chatbots schreiben.

China liegt mit seinem Chatbot DeepSeek weit vor der Konkurrenz aus den USA.

Foto: SmarterPix/oleschwander

Ein neuer Bericht des Unternehmens Digital Science beleuchtet die Entwicklung Chinas zum Spitzenreiter in der KI-Forschung. Verfasst von Daniel Hook, CEO von Digital Science, basiert die Analyse auf Daten von Dimensions – der umfangreichsten globalen Datenbank, die das weltweite Forschungsökosystem umfasst. Hook untersuchte KI-Forschungsdaten von 2000 bis 2024, verfolgte Trends bei Kooperationen und ordnete diese in einen geopolitischen, ökonomischen und technologischen Kontext ein.

Künstliche Intelligenz bringt 37 Prozent mehr beim Stromhandel

Die Ergebnisse sind deutlich: Seit der Jahrtausendwende verzeichnete die KI-Forschung weltweit ein starkes Wachstum – von knapp 10.000 Publikationen im Jahr 2000 auf 60.000 im Jahr 2024. Aber China sticht heraus: Das Land hat sich nicht nur quantitativ an die Spitze gesetzt, sondern zieht auch hinsichtlich der Aufmerksamkeit aufgrund steigender Anzahl zitierter Werke und des Einflusses davon. Sein Vorsprung gegenüber dem Rest der Welt wuchs vor allem in den vergangenen sieben Jahren überproportional. 2024 entsprach Chinas Publikationsleistung in der KI-Forschung jener der USA, Großbritanniens und der EU zusammengenommen. Mehr als 40 Prozent der weltweiten Zitierungen entfallen auf chinesische KI-Systeme.

Künstliche Intelligenz als strategisches Gut

Die Bedeutung dieser Entwicklung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden: Künstliche Intelligenz wird zunehmend zu einem strategischen Gut, vergleichbar mit Energie oder militärischen Fähigkeiten. Regierungen müssen die lokalen, nationalen und geostrategischen Konsequenzen von KI verstehen, denn ein Mangel an entsprechenden Fähigkeiten oder Kapazitäten könnte sich aus wirtschaftlicher, politischer, sozialer und militärischer Sicht negativ auswirken.

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China baut seine KI-Forschungskapazitäten massiv und eindrucksvoll aus, wie Hook darlegt. Im Gegensatz zu westlichen Ländern mit konzentrierten KI-Zentren verfügt China über 156 Institutionen, die 2024 jeweils mehr als 50 KI-Publikationen veröffentlicht haben – ein landesweites Ökosystem für die Forschung an Künstlicher Intelligenz. Zudem ist Chinas KI-Belegschaft jung, wächst schnell und ist ideal auf langfristige Veränderungen eingestellt.

DeepSeek: Symbol eines tiefgreifenden Wandels

Ein Zeichen für Chinas wachsende Fähigkeiten ist der im Januar 2023 veröffentlichte Chatbot DeepSeek. Laut Hook symbolisiert DeepSeek nicht nur eine technologische Neuheit, sondern steht für einen tiefgreifenden Wandel in der globalen KI-Landschaft. Als Beispiel für Chinas technologische Unabhängigkeit zeigt das kosteneffiziente, quelloffene Language Learning Model (LLM), dass das Land in der Lage ist, US-Chip-Restriktionen zu umgehen und die KI-Entwicklung in großem Maßstab zu dominieren.

Der Bericht beleuchtet auch die KI-Forschungslandschaft in den USA, Großbritannien und der EU. Während die USA weiterhin die stärkste KI-Startup-Szene haben, holt China schnell auf. Großbritannien schneidet trotz seiner bescheidenen Größe bei der Messung der Aufmerksamkeit pro Leistung durchweg überdurchschnittlich gut ab. Die EU hingegen droht bei Übersetzung und Sichtbarkeit ins Hintertreffen zu geraten. Sie zeigt eine schwächere internationale Zusammenarbeit über ihre Grenzen hinaus und kämpft damit, Forschungsergebnisse in angewandte Ergebnisse umzuwandeln, zum Beispiel in Form von Patenten. Das gibt durchaus Anlass zur Sorge bezüglich ihrer zukünftigen KI-Wettbewerbsfähigkeit.

KI-Kooperation trotz Spannungen

Bemerkenswert ist, dass China trotz globaler Spannungen in der KI-Forschung zum wichtigsten Kooperationspartner der USA, Großbritanniens und der EU geworden ist. Gleichzeitig benötigt China weniger gegenseitige Kooperationen als die anderen Länder. Mit 30.000 aktiven KI-Forscherinnen und -Forschern sowie einer enormen Zahl von Studierenden und Postdoktoranden übertrifft Chinas Talentpool für Künstliche Intelligenz die Konkurrenten um ein Vielfaches. Die EU profitiert derweil von einer starken internen Zusammenarbeit innerhalb ihres Forschungsblocks.

Chinas Dominanz erstreckt sich zudem auf den Bereich der KI-Patente: Patentanmeldungen und firmeneigene KI-Forschung zeigen, dass China die USA diesbezüglich um das Zehnfache übertrifft – ein Zeichen für die Fähigkeit des Landes, Forschung in KI-Neuheiten umzusetzen. Diese Erkenntnisse zeigen, wie wichtig es für Regierungen ist, die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz in all ihren Facetten zu verstehen und entsprechend zu handeln. Denn eines ist klar: Im globalen Wettlauf um die Vormachtstellung in der KI-Forschung hat China die Nase vorn – mit entsprechenden Konsequenzen für die geopolitische Landschaft.

Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist seit 2008 selbstständige Journalistin und hat sich auf Wissenschafts- und Gesundheitsthemen spezialisiert. Seit 2010 gehört sie zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima, KI, Technik, Umwelt, Medizin/Medizintechnik.

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