Was kann das neue Tool? 29.08.2025, 17:38 Uhr

Nano Banana: So mischt Google den Markt für Bild-KI auf

Googles Nano Banana im Check: Von Selfies bis Prototypen – wie die KI Bildbearbeitung für Alltag und Technik verändert.

Google Gemini

Nano Banana steckt in der Gemini-App und hebt KI-Bildbearbeitung und -Erstellung auf ein neues Niveau. So der einhellige Tenor.

Foto: Smarterpix / rafapress

Alles begann mit einem Emoji. Ein Google-Manager postete eine Banane, eine Kollegin klebte kurzerhand eine echte Frucht an die Wand – eine Hommage an den Künstler Maurizio Cattelan. Internet-User rätselten: Was steckt dahinter? Wenige Tage später war klar: Hinter dem mysteriösen KI-Bildgenerator „Nano Banana“, der Social Media mit täuschend echten Fotos flutete, steht niemand anderes als Google.

Von der Gerüchteküche in die Gemini-App

„Nano Banana“ war zunächst ein Codename, der auf Bewertungsplattformen wie LMArena auftauchte. Dort lieferte das Modell Fotos, die so realistisch wirkten, dass man zweimal hinschauen musste. Selfies mit Michael Jackson, ein Treffen von Donald Trump und Wladimir Putin vor den Power Rangers – plötzlich war alles möglich. Ein User schrieb auf X: „Photoshop ist damit Geschichte.“

Inzwischen hat Google die Katze – oder besser gesagt die Banane – aus dem Sack gelassen. Offiziell heißt das Modell Gemini 2.5 Flash Image. Es steckt nun in der Gemini-App, sowohl in der kostenlosen Version als auch im Abo.

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Was macht Nano Banana anders?

Die Kernidee: Konsistenz. Wer mit KI Fotos bearbeitet, kennt das Problem: Details verschwinden, Gesichter wirken verzerrt, Haustiere sehen plötzlich aus wie eine Mischung aus Hund und Wolf. Nano Banana soll das verhindern.

Google erklärt: „Unsere neueste Version ist so gebaut, dass Fotos von Freunden, Familie oder Haustieren konsistent bleiben, egal ob der Onkel nun neu 60er-Jahre-Bienenkorbfrisur trägt oder dein Chihuahua ein Tutu.“

Das bedeutet: Änderungen wie neue Frisuren, Outfits oder Accessoires wirken glaubwürdig, ohne dass die Person dahinter ihr Gesicht verliert.

Mehrwert für Ingenieure: digitale Prototypen schneller sichtbar

Für die technische Community ist Nano Banana mehr als nur ein Tool für Selfies. Ingenieur*innen und Designer*innen können Prototypen oder Konzepte visuell greifbar machen – ohne CAD-Programme oder 3D-Simulationen.

  • Maschinenbau: Wie wirkt eine Maschine, wenn sie statt in Grau in Signalfarbe lackiert ist? Nano Banana kann das in Sekunden darstellen.
  • Produktentwicklung: Materialien oder Oberflächen lassen sich testen, bevor ein Prototyp überhaupt gefertigt wird. Ein Gehäuse kann etwa sofort „in Holz“ oder „in Metall“ dargestellt werden.
  • Architektur: Räume lassen sich mit Möbeln, Farben und Texturen füllen. Kund*innen sehen direkt, wie eine Idee wirken könnte.
  • Bauprojekte: Eine geplante Brücke, ein Straßenabschnitt oder eine Fassade lässt sich mit realen Hintergründen kombinieren – das erleichtert Diskussionen mit Auftraggeber*innen.

Der Clou: Die KI behält Details konsistent bei. Eine Maschine bleibt eine Maschine, auch wenn sie mit neuen Elementen kombiniert wird.

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Schritt für Schritt zum neuen Bild

Nano Banana funktioniert wie ein Gespräch. Sie laden ein Bild hoch, geben per Texteingabe Anweisungen – und die KI setzt sie um. Dabei können Sie mehrere Schritte nacheinander gehen.

Ein Beispiel: Sie haben ein Foto von einem leeren Wohnzimmer.

  • Zuerst lassen Sie die Wände blau streichen.
  • Danach kommt ein Sofa dazu.
  • Später hängen Sie ein Bild an die Wand.

Das Modell behält den Überblick und verändert nur, was Sie wollen. Andere KI-Tools löschen oder verzerren dabei oft Details.

Bilder verschmelzen – Maschinen, Menschen, Modelle

Eine Besonderheit von Nano Banana ist die Bildfusion. Sie können mehrere Fotos hochladen und miteinander kombinieren.

In der Industrie eröffnet das neue Möglichkeiten:

  • Ein Ingenieur kann sich mit einem Bauteil fotografieren und die KI fügt das Produkt in eine Werkhalle ein.
  • Ein Architekt kombiniert ein Rendering mit einer echten Umgebung, um Kund*innen die Integration ins Stadtbild zu zeigen.
  • Eine Designerin testet, wie Kleidung wirkt, wenn verschiedene Stoffarten digital ausprobiert werden.

Auch bei klassischen Alltagsbildern – Mensch plus Haustier – bleibt das Prinzip dasselbe: Die Ergebnisse wirken stimmig, die Lichtverhältnisse passen.

Stil-Transfer – von Blütenblättern zu Gummistiefeln

Neben klassischen Retuschen wie Pickel entfernen oder Hintergrund austauschen erlaubt Nano Banana auch kreative Spielereien. So lässt sich der Stil eines Objekts auf ein anderes übertragen.

Für die Industrie heißt das:

  • Eine Oberfläche aus Carbon-Optik lässt sich digital auf ein Autoteil legen.
  • Ein Firmenlogo kann auf Maschinen oder Verpackungen getestet werden.
  • Ein Bauprojekt lässt sich mit verschiedenen Fassadenvarianten durchspielen.

Das ist schneller und günstiger als klassische Visualisierungen.

Zwischen Spaß und Risiko

So faszinierend die Technik ist, sie bringt auch Gefahren mit sich. Deepfakes – also täuschend echte, aber falsche Bilder – sind längst ein politisches und gesellschaftliches Thema. Google hat daher mehrere Schutzmechanismen eingebaut.

Alle erstellten Bilder enthalten ein sichtbares Wasserzeichen sowie ein unsichtbares, das SynthID heißt. Zudem versucht Google, Missbrauch zu verhindern. Intime oder sexualisierte Bilder sollen sich nicht erstellen lassen. Ob das wirklich in allen Fällen funktioniert, bleibt abzuwarten.

Nano Banana im Benchmark ganz oben

Auf Bewertungsplattformen wie LMArena belegt das Modell derzeit den Spitzenplatz. Dort bewerten Nutzer*innen generative Modelle in Kategorien wie Qualität, Konsistenz und Realismus. Google macht keinen Hehl daraus, dass man OpenAI, Adobe und Meta unter Druck setzen will.

„Wir treiben die visuelle Qualität sowie die Fähigkeit des Modells, Anweisungen zu befolgen, wirklich voran“, sagt Nicole Brichtova, Produktleiterin für visuelle Generierungsmodelle bei Google DeepMind. „Dieses Update macht die Bearbeitung viel nahtloser, und die Ergebnisse des Modells können für jeden beliebigen Zweck verwendet werden.

Konkurrenzkampf im Bild-KI-Markt

Die großen Tech-Konzerne liefern sich ein Wettrennen. OpenAI hat mit GPT-4o bereits eine eigene Bild-KI in ChatGPT integriert. Meta lizenziert Modelle des Start-ups Midjourney. Black Forest Labs aus Deutschland sorgt mit seiner Flux-Reihe für Furore.

Google hinkte bisher hinterher. Während ChatGPT laut Sam Altman über 700 Millionen wöchentliche Nutzerinnen und Nutzer zählt, kommt Gemini auf 450 Millionen pro Monat. Nano Banana soll diesen Rückstand verkleinern.

Ein Werkzeug für Kreativität – und Alltag

Google betont, dass es nicht nur um Spaßbilder mit Promis geht. Die KI soll Menschen im Alltag helfen. Wer einen Garten umgestalten will, kann Beete und Terrassen digital planen. Architekt*innen können Räume einrichten, ohne sie wirklich umzubauen. Und Privatpersonen testen Outfits, bevor sie im Laden zur Kasse gehen.

„Wir möchten den Nutzer*innen kreative Kontrolle geben, damit sie aus den Modellen das herausholen können, was sie wollen“, sagt Brichtova. „Aber es ist nicht so, dass alles erlaubt ist.“

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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