ChatGPT 5 ist da: Mehr Kontext, weniger Halluzinationen?
ChatGPT 5 bringt längeren Kontext, neue Funktionen und weniger Fehlantworten. Wir zeigen die Details für Alltag und Beruf.

ChatGPT 5 bringt neue Modellvarianten, mehr Kontext und direkte Integrationen – kostenlos oder im Pro-Abo nutzbar.
Foto: picture alliance / NurPhoto | Jonathan Raa
OpenAI hat den nächsten Entwicklungsschritt seines KI-Chatbots gestartet. ChatGPT 5 soll präziser arbeiten, mehr Informationen im Gespräch behalten und neue Funktionen in den Alltag der Nutzer*innen bringen. Die Einführung erfolgt in mehreren Wellen – nicht jeder sieht das Update sofort. Wer beim Öffnen von ChatGPT einen neuen Begrüßungsbildschirm entdeckt, ist schon umgestellt. Alle anderen müssen warten, bis ihre Accounts an der Reihe sind.
Inhaltsverzeichnis
- Was GPT-5 auszeichnet
- Modellvarianten im Überblick
- Was bedeutet „Kontextfenster“?
- Neue Integrationen für Pro-Abos
- Bessere Programmierunterstützung
- Medizinische Anwendungen
- Weniger Halluzinationen
- Zielgruppe: Alltag und Industrie
- Marketing zwischen Faszination und Warnung
- Kein kompletter Umbruch – aber viel Potenzial
Was GPT-5 auszeichnet
Das Unternehmen beschreibt GPT-5 als nächsten Schritt in Richtung einer „allgemeinen Intelligenz“. In der Fachsprache meint das eine KI, die nicht nur auf einzelne Aufgaben spezialisiert ist, sondern vielseitig einsetzbar wäre. GPT-5 erfüllt diese Definition noch nicht. Es lernt nach der Veröffentlichung nicht selbstständig weiter. Dennoch soll es intern als „allgemein intelligent“ gelten.
Sam Altman, CEO von OpenAI, zieht einen Vergleich: „Der Sprung von GPT-4 zu GPT-5 ist wie der Wechsel von den ersten iPhone-Displays zu Retina-Displays.“ Für ihn geht es vor allem um drei Verbesserungen: präzisere Antworten, schnelleres Reagieren und weniger fehlerhafte Inhalte.
Modellvarianten im Überblick
OpenAI führt mit GPT-5 mehrere Varianten ein, um unterschiedliche Bedürfnisse abzudecken.
- GPT-5-mini: schneller, verbraucht weniger Rechenleistung, kostenlos für alle
- GPT-5-nano: günstigste Version, nur per API nutzbar, vor allem für Entwickler*innen
- GPT-5-pro und GPT-5-thinking: erweiterte Varianten für Pro-Abos mit höherer Leistung und speziellen Analysefähigkeiten
Der kostenlose Zugang umfasst GPT-5 und GPT-5-mini. Wer den Pro-Tarif bucht, zahlt 200 US-Dollar im Monat und erhält unbegrenzte GPT-5-Nutzung, Zugriff auf leistungsstärkere Varianten und ältere Modelle. Die Auswahl des Modells erfolgt automatisch – ChatGPT entscheidet je nach Komplexität der Aufgabe und dem gebuchten Tarif.
Was bedeutet „Kontextfenster“?
Ein Kontextfenster beschreibt, wie viele Tokens das Modell gleichzeitig im Blick behalten kann. Tokens sind kleinste Einheiten, in die Text zerlegt wird. Ein Token ist meist ein kurzes Wortstück. GPT-5 kann nun 256.000 Tokens verarbeiten – das entspricht grob 200.000 bis 300.000 Wörtern, je nach Sprache und Inhalt.
In der Praxis heißt das: Sie können ein sehr langes Gespräch führen oder große Datenmengen in einem Rutsch verarbeiten lassen. Das ist interessant für:
- mehrteilige technische Berechnungen
- Analyse umfangreicher Codebasen
- Durchsicht ganzer Handbücher oder Forschungsberichte
Zum Vergleich: Das bisherige o3-Modell kam auf 200.000 Tokens.
ChatGPT 5 – Kurzüberblick
Rollout: Schrittweise Aktivierung; neuer Begrüßungsbildschirm = umgestellt.
Modelle (Auswahl): GPT-5, GPT-5-mini (kostenlos); GPT-5-pro, GPT-5-thinking (Pro); GPT-5-nano (API-only).
Automatische Wahl: ChatGPT wählt das Modell je nach Aufgabe & Tarif – manuelles Umschalten entfällt.
Kontextfenster: bis zu 256.000 Tokens (längere Gespräche, große Dokumente/Codebasen).
Leistung Programmieren (Benchmarks):
SWE-Bench Verified: 74,9 % | SWE-Lancer (mit thinking): 55 % | Aider Polyglot: 88 %
Halluzinationen & Sicherheit:
GPT-5-thinking: −65 % vs. o3, −26 % vs. GPT-4o; >5.000 Std. Red-Teaming; „sichere Vervollständigungen“.
Pro-Funktionen: Unbegrenzte GPT-5-Nutzung, Zugriff auf Pro/Thinking & ältere Modelle,
Integrationen (Gmail, Google Kalender, Kontakte), Persönlichkeitsmodi: Zyniker, Roboter, Zuhörer, Nerd.
Preis Pro: 200 US-$ / Monat.
API-Preise (pro 1 Mio. Tokens):
GPT-5: 1,25 $ Eingaben / 10 $ Ausgaben
GPT-5-mini: 0,25 $ Eingaben / 2 $ Ausgaben
GPT-5-nano: 0,05 $ Eingaben / 0,40 $ Ausgaben
Nutzung: 700 Mio. wöchentliche Nutzer; 5 Mio. zahlende Geschäftskunden; 4 Mio. Entwickler (API).
Quelle: OpenAI-Ankündigungen; Funktionen werden schrittweise ausgerollt.
Neue Integrationen für Pro-Abos
Ab nächster Woche können Pro-Nutzer*innen ChatGPT direkt mit Gmail, Google Kalender und Google Kontakten verbinden. Die KI kann dann relevante Informationen automatisch einbeziehen, etwa anstehende Termine oder wichtige E-Mails. Das spart Zeit bei der Vorbereitung von Projekten oder Präsentationen.
Zudem gibt es vier voreingestellte Persönlichkeitsmodi: Zyniker, Roboter, Zuhörer und Nerd. Diese beeinflussen Tonfall und Stil der Antworten. Sie lassen sich auch mit der Sprachfunktion kombinieren. Sogar die Chat-Farbe kann geändert werden – eine kleine Anpassung, die aber für manche wichtig ist.
Bessere Programmierunterstützung
OpenAI betont, dass GPT-5 beim Programmieren deutlich zulegen konnte. Die KI schneidet in mehreren Benchmarks besser ab:
- SWE-Bench Verified: 74,9 % (Fehlerkorrekturen)
- SWE-Lancer: 55 % (freiberufliche Softwareaufgaben mit GPT-5-thinking)
- Aider Polyglot: 88 % (mehrsprachige Programmierung)
Ein Beispiel aus einer Live-Vorführung: GPT-5 erstellte innerhalb einer Minute eine funktionsfähige Sprachlern-App mit grafischer Oberfläche und gewünschtem Funktionsumfang.
Medizinische Anwendungen
Auch bei medizinischen Tests zeigt GPT-5-thinking Fortschritte. In Prüfungen wie HealthBench Hard reagiert es vorsichtiger bei unsicheren Fragen. Statt riskante Fehlinformationen zu liefern, gibt es sichere, allgemeine Antworten. Das soll vor allem in sensiblen Bereichen wie Diagnosen oder Medikamentenhinweisen helfen.
Weniger Halluzinationen
„Halluzinationen“ sind erfundene oder falsche Antworten, die eine KI ausgibt. OpenAI gibt an, die Rate bei GPT-5-thinking um 65 % gegenüber dem o3-Modell reduziert zu haben, gegenüber GPT-4o um 26 %. Das Ergebnis basiert auf mehr als 5.000 Stunden sogenanntem Red Teaming – Tests, bei denen Expert*innen gezielt Schwachstellen suchen. Zusätzlich gibt es externe Prüfungen.
Neu ist ein Verfahren, das nicht nur die Frage selbst auf Risiko prüft, sondern auch die geplante Antwort. Enthält diese potenziell gefährliche Informationen, wird sie automatisch entschärft.
Zielgruppe: Alltag und Industrie
Laut OpenAI nutzen derzeit rund 700 Millionen Menschen ChatGPT pro Woche. Dazu kommen fünf Millionen zahlende Geschäftskunden und vier Millionen Entwickler*innen. Für OpenAI sind vor allem große Unternehmen interessant – sie finanzieren die kostspielige Recheninfrastruktur.
Sam Altman will beides: ein Werkzeug für den Alltag und ein unverzichtbares Werkzeug in Unternehmen. Deshalb betont er, dass GPT-5 auch in komplexen Arbeitsprozessen eingebunden werden kann – etwa bei der Analyse von Konstruktionsdaten, der Automatisierung von Berichten oder der Unterstützung im Kundenservice.
Marketing zwischen Faszination und Warnung
Altman schafft es, sein Produkt zu bewerben und gleichzeitig zur Vorsicht zu mahnen. In einem Podcast sagte er: „Als ich GPT-5 getestet habe, habe ich Angst bekommen. Ich habe es mir angeschaut und gedacht: Was haben wir da geschaffen?“
Er vergleicht es mit dem Manhattan-Projekt, bei dem die Atombombe entwickelt wurde. Solche Aussagen wirken alarmierend – und zugleich wie eine Einladung, Teil dieser Zukunft zu sein.
Kein kompletter Umbruch – aber viel Potenzial
Kritiker sehen GPT-5 eher als evolutionären Schritt. Das Grundprinzip ist gleich geblieben: ein Chatbot, der Sprache versteht und verarbeitet. Die Verbesserungen liegen im Detail – mehr Kontext, bessere Integration, präzisere Antworten.
Wie groß der tatsächliche Einfluss ist, zeigt sich erst, wenn andere Firmen eigene Anwendungen darauf aufbauen. Der „iPhone-Moment“, den Altman beschwört, könnte also noch kommen – oder sich als clevere Marketingformel herausstellen.
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