Mobilfunk 16.04.2004, 18:29 Uhr

Wenn Plakate zum Handy sprechen

VDI nachrichten, Hannover, 16. 4. 04 -Der neueste Hit der Mobilfunkbranche sind Handys mit eingebautem Funkscanner. Werden sie an entsprechende Etiketten gehalten, können so Prozesse initialisiert werden – von der einfachen Zeiterfassung bis hin zur Übertragung von Werbung oder Musikstücken. RFID – Radio Frequence Identification – heißt die Technik, die hinter der Idee steckt. Sie macht bislang vor allem im Bereich Logistik von sich reden, wenn es darum geht, Warenströme per Funk zu überwachen und zu steuern.

Viele neue Anwendungen in der Telekommunikation kommen derzeit aus Japan: Mit dem i-mode-Service FeliCa testet der japanische Netzbetreiber und Diensteanbieter NTT DoCoMo, wie ein Handy auch als elektronische Geldbörse für kontaktlose Bezahlvorgänge genutzt werden kann. Technologiepartner dabei ist der Sony-Konzern, der seine Kompetenz im RFID-Bereich (Radio Frequency Identification) beisteuert.
Insgesamt beteiligen sich 27 Unternehmen wie Banken, Fernsehanstalten, Anbieter von Softwarespielen oder Verkaufsstellen für Eintrittskarten an dem NTT-DoCoMo-Feldversuch. Dabei geht es vor allem darum, Handyanwendungen mit RFID-Technik zu testen. KDDI, die Konkurrenz von NTT DoCoMo, steht dem nicht nach: Der ebenfalls japanische Operator setzt dabei auf Hitachi-Mobiltelefone, die ebenfalls mit Sony-Technologie ausgerüstet sind.
Der RFID-Scanner kommuniziert mit einem so genannten Smart Tag. Dieses intelligente Etikett ist ein kleiner Sender, der in einem x-beliebigen Gerät wie Handy, PDA, Fernsehempfänger oder sogar einem Preisschild untergebracht werden kann und dem Handy Nachrichten übermittelt. Das kann die Preisangabe eines Produktes sein oder die Zugangberechtigung zu Räumen.
Auch Siemens arbeitet an Handys, die mit RFID-Technologie als Ersatz für Portemonnaie oder Schlüssel taugen oder digitale Informationen in Anzeigen lesen können. Beispiel: Wenn der Handybesitzer sein Gerät als elektronischen Schlüssel an den Scanner hält, identifiziert dieser das Signal eines elektronischen Etiketts und öffnet daraufhin die Tür.
Mit dem Scan-Mode des Gerätes kann der Handybesitzer Datenquellen anzapfen: Geht er in kurzer Entfernung an einem Konzertplakat vorbei, empfängt das Lesegerät seines Handys Daten von im Poster integrierten Funkchips. Auf dem Display erscheint nun etwa die Homepage der Rockgruppe mit Informationen über Tourneedaten, Kartenkontingente oder Vorverkauf.
„Das Anwendungsspektrum dieser Nahfeldkommunikation ist noch längst nicht ausgelotet“, meint Gerhard Romen, bei Nokia in Bad Homburg für die weltweite Marktentwicklung in diesem Bereich zuständig. „Man kann ganz einfach durch Berühren von Smart Objects wie RFID-Etiketten Dienste starten und Telefonfunktionen nutzen, wie etwa das Wählen einer Nummer oder Versenden einer Textmitteilung.“
„Der Telefon-Scanner liest den Inhalt des Smart Objects aus und übersetzt diesen in eine Aktion“, erläutert Romen die Unterstützung von Prozessen. So ist es möglich, Zählerstände in das Mobiltelefon einzulesen und damit die heute noch weit verbreitete Erfassung mit Stift und Papier zu ersetzen.
Mit der Gründung des NFC-Forums (Near Field Communication) wollen Nokia, Philips und Sony für die weltweite Verbreitung der Technologie sorgen. Philips kündigt noch für dieses Jahr Produkte mit NFC-Technik an. Gegenüber Infrarot, Bluetooth oder WLAN soll die Vernetzung von NFC-fähiger Hardware deutlich einfacher sein, diese aber nicht ersetzen. Mit NFC können Dokumente, Musikstücke oder kurze Videosequenzen übermittelt werden. „Vergleichsweise aufwändige Einstellungen wie bei Bluetooth oder WLAN sind bei einem RFID-Handy nicht nötig“, erläutert Nokia-Manager Romen. Sein Unternehmen bringt mit dem Nokia 5140 noch in diesem Jahr ein RFID-Handy auf den Markt, speziell für den Anwendungsfall in rauen Umgebungen.
„Zum Beispiel eignet sich eine RFID-Lösung ganz besonders auf Baustellen, um die Zeit der Anwesenheit der Mitarbeiter zu registrieren“, beschreibt Romen mögliche Anwendungsfelder. „Bei der Ankunft reicht es, das Handy an einen RFID-Tag zu halten, der überall angebracht werden kann. Das RFID-Tag sorgt dann dafür, dass das Handy sofort die Mitarbeiterzentrale anruft und meldet die Anwesenheit des Arbeiters.“
Und wenn die Funkversorgung in entlegenen Gebieten nicht reicht, dann bietet das Nokia-Handy mit Kompass und Taschenlampe wenigstens Orientierung nach Himmelsrichtung und Sicht. DORO WENDELN

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