Viel Optimierungspotenzial, wenn man seine IT-Systeme genau kennt
VDI nachrichten, Düsseldorf, 20. 6. 08, pek – Nur wer die Leistungsparameter seiner Systeme kennt, kann sie optimieren. Die Mehrzahl der Unternehmen jedoch kann den Wert ihrer Informationstechnik und die Qualität ihrer Softwareentwicklung nicht oder nur lückenhaft belegen. Was oft fehlt, sind geeignete Methoden, wo und wie die Güte von Anwendungen überhaupt gemessen werden soll. Wegen mangelnder Transparenz sind interne Budgetierungen und externe Auftragsvergaben daher nach wie vor schwierig. Die Lösung liegt im richtigen Messen.
Die Karten werden derzeit neu gemischt im Nischenmarkt für Bewertungsmethoden. Bei Anwendern gefragt sind flexible IT-Systeme, mit denen schnell auf neue Wettbewerbssituationen reagiert werden kann. Das geht aber nur, wenn der IT bekannt ist, an welchen Stellschrauben sich die Leistung ihrer Systeme verbessern lässt.
Mit ihren Angeboten adressieren Anbieter von Methoden zur Leistungsmessung und Optimierung wie Quantimetrics, Gartner, Maturity oder Compass zwar ein sehr grundsätzliches Problem bei den Unternehmen, können aber mit überzeugenden Ansätzen und modularen Konzepten neue Kundenprojekte erschließen.
Jüngst tauschten 14 Top-Unternehmen in Wiesbaden ihre Erfahrungen bei der Bewertung von IT-Systemen aus. Ihr Fazit: Hohe Performance ist keine Hexerei, sondern der richtige Mix aus konsequenter Beurteilung und exzellenter Strategie beim Einsatz von IT. Stimmt die Mischung, lassen sich Kosten senken und Effizienz erhöhen. Auf Einladung des Spezialisten für IT-Gutachten und Software-Wertanalysen Quantimetrics bewiesen Unternehmen wie Deutsche Telekom, AMB Generali oder Deutsche Bahn, dass richtiges Messen den Wert der IT nachhaltig steigert. Generell, so Quantimetrics-Geschäftsführer Benjamin Poensgen, „sind fundierte Minimalstandards einem monströsen Masterplan vorzuziehen“.
Bei der Telekom heißt die entsprechende Einrichtung Priorisierungs-Management-Board. Dem alle zwei Wochen tagenden Gremium gehören Mitglieder aus der IT, dem Marketing und den operativen Geschäftseinheiten an. Es sorgt für eine reibungslose und abgestimmte Durchführung von IT-Projekten mit der so genannten Application Development Factory. In dieser werden seit einem halben Jahr bei der Telekom neue IT-Systeme in standardisierten Prozessen entwickelt.
Um dabei gleichzeitig Prozess- und Lieferqualität sowie Wirtschaftlichkeit und Produktivität sicherzustellen, wurde an neuralgischen Punkten Messsoftware nach der Function-Point-Systematik eingebaut. Durch die Rückkopplung von gewollter und tatsächlich gemessener Qualität konnte das Team um Harald Vogelgesang, bei der Deutschen Telekom AG verantwortlich für die Weiterentwicklung von IT-Systemen, die Verfügbarkeit der gelieferten Systeme deutlich steigern und zudem die Kosten senken.
Auch Olaf Kärger, Leiter Competence Center bei der DB Systel GmbH aus Frankfurt am Main, unterstreicht, „dass Lines of Function Points das einzig Wahre sind, um zu bestimmen, was im Inneren einer Anwendung tatsächlich passiert“. Allerdings würden Function Points nur dann wirken, wenn möglichst viele Mitarbeiter in der Anwendungsentwicklung regelrecht in dieser Messmethode denken. Sei das der Fall, könne man sowohl seine eigene Leistung und Qualität messen und steuern als auch Dienstleister zielgerichtet einsetzen und nicht zuletzt seine Gesamtleistung erfolgreich am Markt positionieren.
Nach Auskunft von Wilko Reinhardt, Chef der Abteilung Testsysteme und Analysen bei Gartner, misst sein Unternehmen die Leistungen der IT mittels Schlüsselmetriken wie beispielsweise Kosten pro Server, Desktop oder Funktion Points für einzelne IT-Funktionsbereiche. Hinzu kämen generelle IT-Kennzahlen wie die strategische Budgetverteilung, IT-Kosten in Prozent vom Umsatz und pro Mitarbeiter. Wichtig sei auch, die qualitativen Aspekte der IT hinsichtlich Service-Level, Prozessreife und Kundenausrichtung in die Beurteilung einfließen zu lassen. Nur alle Aspekte zusammen ergäben eine vollständige Standortbestimmung und Ansatzpunkte für Optimierungen.
Reinhardt zum Durchdringungsgrad von Messsystemen in Deutschland: „Wir beobachten, dass Leistungsmessungen mittlerweile breit im Einsatz sind und nicht nur von Großunternehmen angewendet werden. Der Druck zur ständigen Optimierung ist auch bei vielen mittelständischen Unternehmen zu beobachten.“ KONRAD BUCK
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