UMTS-Pioniere: Lauter Ideen im Gepäck
VDI nachrichten, Düsseldorf, 27. 1. 06, rb – Zwei Monate lang hat die Redaktion der VDI nachrichten gemeinsam mit Vodafone und Sony Ericsson Menschen über 55 UMTS testen lassen. Unseren acht Best-Agern und ihren Partnern hat der Test viel Spaß gemacht. Und so hatten sie zur Abschlussveranstaltung im Düsseldorfer Verlagshaus neben ihren Testhandys jede Menge Lob, Kritik und Anregungen im Gepäck.
Kein Zweifel, die acht Tester über 55 und ihre Partner waren mit Eifer dabei und der UMTS-Test hat ihnen Spaß gemacht. Das bestätigt auch eine anonyme Umfrage: Beliebt waren nicht nur SMS und MMS, sondern auch Videotelefonie und das Vodafone Live Portal. Wetter, Banking, Telefonbuch – sie haben es nicht nur einmal aufgerufen. Schon beim Mobile TV allerdings gehen die Meinungen der älteren Tester weit auseinander. „N24 ist gut, aber oft zu unaktuell“, war da zu hören. Für manche andere erscheint das Handydisplay schlicht zu klein zum Fernsehschauen.
Was die Youngster freut, findet bei den Best-Agern keine Gnade: Musik-und Klingelton-Downloads, aber auch Spiele. Selbst eingefleischte Musikliebhaber wie Uwe Bertram (66) und Horst Kohlhaase (65) kritisieren das Angebot: „Im mobilen Musikangebot ist nun wirklich nichts, was ich vom Server herunterladen möchte.“ Doch sie haben auch schon eine Idee für Abhilfe. „… gäbe es einen Extraspeicher, auf den man dann MP3-Files packen könnte …“, sinnieren die beiden munter.
Die zwei Ingenieure sind wie fast alle ihre Mitstreiter zur Abschlussveranstaltung gekommen, um über ihre Erlebnisse, ihren Ärger und ihre Lieblingsfunktionen zu berichten. Der Vorteil von UMTS – darin sind sich alle einig – ist die Schnelligkeit. Der Nachteil: Es ist immer noch nicht überall vorhanden. Ebenso wie einige Dienste ernten auch das Klapphandy, seine Tasten, sein Display gute Noten. Einzig die Videoqualität und auch die intuitive Bedienerführung lassen laut unseren Testern zu wünschen übrig.
Vor allem jedoch gibt es Fragen an die Experten. „Gibt es einen gedruckten Plan über den Aufbau der Menüführung wie bei alten Han- dys?“, fragt Helmut Kluger (69) aus Stuttgart. In den vielen Untermenüs heutiger Handys und im Portal gehen schnell auch Profis verloren. „Hausintern gibt es den“, antwortet Oliver Junge, Senior Produktmanager UMTS von Vodafone. „Doch für Endkunden ist der inzwischen zu groß und zu umfangreich.“ Außerdem wechselten die Inhalte im Portal zu schnell.
Ein Rätsel ist für Starkstromingenieurin Hedwig Martin (82) der Akku. „Warum meldet der sich von einem auf den anderen Augenblick ab?“, fragt sie und vermisst die zehn Minuten Reserve, die noch für einen Anruf nötig wären. Befriedigende Antworten auf das abrupte Ende gibt es nicht. Doch Sony-Ericsson-Produktmanager Steffen Grosch erklärt ruhig: „Nicht das viele Surfen ist der Stromfresser, sondern die Hintergrundbeleuchtung.“
Dann kommt die Stunde der Wahrheit in Sachen Tarife. Jedem Testpartner wird seine persönliche theoretische Rechnung ausgehändigt. Die Reaktionen sind so bunt wie das Feld der Tester und reichen von Entsetzen bis hin zu einem lakonischen „geht doch“. Überall wird diskutiert und kommentiert: „Ich verstehe das nicht, ich habe doch im November viel mehr telefoniert“, beteuert Adolf Rechkemmer (64) aus Ulm. Christian Peters überfliegt seine Rechnung nur, bevor er sie seiner Ehefrau Martina Peters weiterreicht: „Über 117 €, das ist doch Wahnsinn“, entfährt es ihm. Nur 15 € bezahle er zurzeit monatlich bei einem ganz alten Tarif.
Ingrid Seidlitz (60) dagegen ist relaxt. „Ich habe mit 800 € gerechnet, es sind aber nur 400 €“, freut sie sich. „Ich habe ja auch wie wild getippt, MMS verschickt und mit Festnetzanschlüssen telefoniert“, erklärt sie sich die Rechnung. Tarifexperte Jung schlüsselt derweil die verschiedensten Tarifoptionen auf und beteuert, dass UMTS vom Grundpreis her nur 5 € teurer sei als normales Handytelefonieren.
Einige sind auf den Geschmack gekommen und wollen wechseln. „Wie mache ich das?“, fragt Friedrich Trojosky (72). „Einfach die 1212 wählen und sagen, ich will“, so Dana Schneider, Projektleiterin UMTS bei Vodafone. Leise kommt es zurück: „Kann ich auch in einen Laden in Magdeburg gehen und das mit denen besprechen?“ Reale Menschen, so ein klares Statement unserer Best-Ager, sind ihnen deutlich lieber als Service-Rufnummern mit nachgeschalteten Computeransagen.
Auf der Wunschliste ganz oben steht ein Rund-um-sorglos-Paket, das auch eine Hotline einschließt, die sich Zeit nimmt für die etwas schwierigeren Fälle, aber sich auch um die einfachen Detailfragen kümmert. „Tarif des Vertrauens“ nennen sie dieses Paket, für das sie – und vielleicht viele andere – auch bereit wären, mehr zu bezahlen und sogar auf kostenlose Hotlines zu verzichten.
In Windeseile entwerfen sie in Düsseldorf ihr Wunschhandy: Ein Drei-Tastenhandy wäre es nicht, dafür hätte es eine erhabene Tastatur. „Damit man nicht abrutscht.“ Es hätte ein strahlend weißes Display, auf dem gestochen scharf die schwarzen Buchstaben und Zahlen erscheinen. Beim Wunschhandy ließe sich die Lautstärke so anpassen, dass Sprache gut verständlich und „das Klingeln auch richtig zu hören ist“ so Ulrich Schulte (68). Wie beim VW-Käfer wäre ein Reservetank eingebaut, auf den bei Akkuwarnung umgeschaltet werden kann.
Die Bedienungsanleitungen für das Handy gäbe es in verständlicher Kurz- und Langform nebst einem Plan über den Aufbau der Menüstruktur. Denn, auch das hat eine Umfrage unter unseren Testern ergeben: „Ältere Menschen neigen weniger zum Try-and-error-Verfahren, sie lesen dafür Bedienungsanleitungen.“
N. WOHLLAIB/R. BÖNSCH
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